Fibromyalgie endlich erkennen
Kopfschmerzen auf. Schon im Kindergartenalter gibt ein Fünftel der Kinder gelegentlich diese Beschwerden an; und im Schulalter sind die Zahlen doppelt so hoch.
Diagnose eines rätselhaften Krankheitsbildes
Von ihrem Umfeld, aber auch von Ärzten werden Ihre Beschwerden nicht ernst genommen. Oft braucht es lange Zeit, bis die richtige Diagnose gestellt wird. Ist man mit ihr vertraut, fällt die Diagnose nicht schwer.
Diagnostik und Untersuchungsmethoden
Die Diagnosestellung hat für die Fibromyalgie eine große Bedeutung, da die Energie, die auf die Suche nach der Erkrankung verwendet wurde, ab jetzt der Behandlung und dem Umgang mit der Erkrankung zugute kommen kann. Krankheitstypische Befunde im Labor oder der bildgebenden Darstellung gibt es nicht, und wird es vielleicht auch nie geben.
Die Diagnosestellung
Viele Patientinnen haben eine langjährige Odyssee durch Arztpraxen hinter sich, bis endlich die richtige Diagnose gestellt wird. Oft werden ihre Beschwerden nicht ernst genommen, oder es kommt zu Diagnosen, die nur eine Facette des Krankheitsbildes wiedergeben, z. B. Schulter-Arm-Syndrom oder Tennisellbogen. Häufig haben die Erkrankten das Gefühl, als Simulanten oder Hysteriker angesehen zu werden. Manchmal wird ihre Erkrankung auch als rein psychisches Leiden missverstanden. Selbst wenn die Diagnose gefunden wurde, müssen viele Betroffene erleben, dass diese von anderen Ärzten angezweifelt oder als nichtig abgetan wird.
WISSEN
Leitlinien
Im Sommer 2008 wurden Leitlinien für das Fibromyalgie-Syndrom veröffentlicht, die für die behandelnden Ärzte vieler Fachrichtungen den wissenschaftlich abgesicherten Stand der Ursachen, der Diagnostik und der Therapie des Fibromyalgie-Syndroms wiedergeben. Die wichtigsten Aussagen der Leitlinien finden Sie ab → Seite 114 .
Tipp
Bei der Untersuchung achtet der Arzt besonders auf die Haltung des Rückens, weil Fehlstellungen der Wirbelsäule die Entstehung einer Fibromyalgie begünstigen können.
Wie kommt es, dass die Diagnose Fibromyalgie so spät, so selten und mit so vielen Schwierigkeiten gestellt wird?
Für einen Untersucher, der mit dem Fibromyalgie-Syndrom vertraut ist, bietet sie ein sehr typisches Bild. Wer allerdings dieErkrankung nicht kennt, wird sie nicht diagnostizieren können. In den letzten zwei Jahrzehnten hat die Fibromyalgie auch Eingang in die Lehrbücher gefunden, und international werden jedes Jahr viele hundert Fachartikel zu dieser Krankheit veröffentlicht.
Die Fibromyalgie wird in erster Linie durch die für sie charakteristische Anamnese mit den weitläufigen Schmerzen und den zahlreichen Beschwerden, wie sie auf den → Seiten 19 – 27 ausgeführt wurden, diagnostiziert.
Von größter Wichtigkeit ist dabei die genaue Anamnese. Das ist die Erfragung der Krankengeschichte, der Vorerkrankungen, der Therapie mit Wirksamkeit und Verträglichkeit und der Lebensgeschichte.
Für die Diagnose ebenfalls bedeutend ist die sorgfältige körperliche Untersuchung. Sie besteht aus der allgemein-internistischen Untersuchung, der Prüfung der Gelenke auf Schwellung und der Gelenke und Wirbelsäule auf Druckschmerz, Deformierung und Beweglichkeit sowie einer orientierenden Untersuchung des Nervensystems.
WISSEN
Druckpunkte und Reizzustände
Für die Fibromyalgie typische Befunde sind schmerzhafte Druckpunkte, sogenannte Tender Points, und Reizzustände an Sehnenansatzstellen. Die Tender Points sind bei den Betroffenen wesentlich empfindlicher als bei gesunden Menschen oder Patientinnen mit anderen Erkrankungen.
Weltweit bekannt, anerkannt und häufig auch für die Diagnose genutzt werden die ACR-Klassifikationskriterien (American College of Rheumatology), die 1990 von dem Rheumatologen Wolfe und zahlreichen Fibromyalgie-Spezialisten nach Abschluss ausgedehnter wissenschaftlicher Studien veröffentlicht wurden. In den folgenden Jahren wurden sie etwas modifiziert. 2010 publizierte Wolfe eine vorläufige Version neuer Kriterien, die bislang aber noch nicht die alten Kriterien abgelöst haben.
ACR-Kriterien von 1990.
Befund
Körperteil
Schmerzen mehr als 3 Monate
an der Wirbelsäule
Schmerzen mehr als 3 Monate
der rechten und linken Körperhälfte
Schmerzen mehr als 3 Monate
ober- und unterhalb der Taille
Druckschmerzen
an mindestens 11 von 18 definierten Druckpunkten
Ausschluss ähnlicher Erkrankungen
Diagnoseempfehlung Fibromyalgie-Leitlinie (2008).
Befund
Körperteil
Schmerzen mehr als 3 Monate
an der Wirbelsäule
Schmerzen mehr als 3
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