Fibromyalgie endlich erkennen
zur Untersuchung mitbringt – aus Erfahrung und um sich und der Kasse neue Röntgenuntersuchungen zu ersparen.
Eine Szene, die sich tausendfach und Woche für Woche bei der Röntgendiagnostik von Fibromyalgie-Patientinnen wiederholt: Entweder die Untersuchung ergibt den Befund eines (in der Regel alterstypischen) Verschleißes, und Arzt und Patient sind zufrieden, weil der Schmerz mit einem Röntgenbefund verknüpft werden kann. Oder es findet sich kein nennenswerter Befund, und Untersucher und Patient sind unzufrieden, weil sich kein Auslöser für den Schmerz ergibt. Das alte Dilemma: Der Patient hat Schmerzen, der Arzt findet keinen »objektiven Befund«; beide sind enttäuscht oder, schlimmer noch, misstrauen sich gegenseitig.
Was sagt die Wissenschaft zu Veränderungen an der Wirbelsäule bei Fibromyalgie?
Einige Untersuchungen haben ergeben, dass bei Fibromyalgie-Patientinnen Fehlhaltungen häufiger beobachtet werden, während Wirbelsäulenverschleiß genauso häufig wie im Bevölkerungsdurchschnitt vorkommt.
Da Fehlhaltungen der Wirbelsäule generell sehr häufig auftreten, oft lebenslang keine oder zumindest keine gravierenden Beschwerden verursachen und oft auch nur durch Zufall entdeckt werden, lassen sich auf dieser Basis für die einzelnen Patientinnen keine Aussagen machen.
Eine Fehlstellung kann allerdings einer der für die Krankheit disponierenden Faktoren sein und verdient dadurch – bei einer Untersuchung entdeckt – schon im Rahmen einer Prophylaxe von Rückenschmerzen Beachtung.
Bildbefund: Bandscheibenvorfall
Häufig wird bei unklaren Rückenschmerzen wegen der Möglichkeit eines Bandscheibenvorfalls eine Kernspintomografie durchgeführt. Oft kommt dabei der Bildbefund eines Bandscheibenvorfalls heraus. Dank der schmerzlosen und strahlenfreien Untersuchungsmöglichkeit mit der Kernspintomografie wissen wir heute, dass bei jedem dritten bis vierten untersuchten Menschen allein im Abschnitt der Lendenwirbelsäule mindestens ein Bandscheibenvorfall zur Darstellung kommt, selbst wenn keine Rückenbeschwerden bestehen.
Untersuchungen bei Fibromyalgie-Patientinnen haben ähnliche Zahlen zutage gebracht. Inzwischen haben die meisten Ärzte gelernt, dass die Abbildung eines Bandscheibenvorfalls und bestehende Rückenschmerzen nicht gleichzusetzen sind mit der neurologischen Erkrankung eines behandlungsbedürftigen Bandscheibenvorfalls.
In diesem Fall liegt nämlich eine Quetschung des Rückenmarks und seiner Äste vor mit einem exakt dazu passenden Krankheitsbild, das durch bestimmte Störungen der Sensibilität, Lähmungen von Muskeln, Reflexausfällen und so weiter gekennzeichnet ist.
Es ist also äußerst wichtig zu beurteilen, ob bei einer Patientin mit Rückenproblemen der charakter der Rückenbeschwerden exakt zu dem körperlichen Untersuchungsbefund eines Bandscheibenvorfalls passt.
Befunde einer Kernspintomografie bei schmerzfreien Menschen.
Primäre und sekundäre Fibromyalgie
Vor einigen Jahren wurde viel Wert darauf gelegt, eine primäre von einer sekundären Fibromyalgie zu unterscheiden. Unter der sekundären Form versteht man eine Fibromyalgie, die durch eine andere Erkrankung ausgelöst wurde.
Das kann z. B. eine chronische Polyarthritis sein, aber auch ein vorbestehendes Wirbelsäulenleiden, wie eine schwere Skoliose (seitliche Verkrümmung der Wirbelsäule). Eine Viruserkrankung, eine hormonelle Störung und zahlreiche andere Erkrankungen können ebenfalls einer Fibromyalgie vorausgehen und sie unter bestimmten Umständen auslösen.
Bei einer primären Fibromyalgie ist hingegen keine auslösende Vorerkrankung zu finden. Es ist in den meisten Fällen schier unmöglich, einen Zusammenhang mit einer anderen Erkrankung zu beweisen oder aber sicher auszuschließen. Außerdem müsste man bei der sekundären Fibromyalgie davon ausgehen, dass sie sich zurückbildet oder deutlich bessert, wenn die Ersterkrankung erfolgreich behandelt ist. Da diese Behandlung sowieso erfolgen wird, ist die strenge Unterteilung nach primärer und sekundärer Fibromyalgie in den letzten Jahren seltener vorgenommen worden.
Wir wissen heute außerdem, dass sich die primäre und die sekundäre Fibromyalgie weder in den Befunden noch in den auftretenden Symptomen unterscheiden. Somit ist diese Einteilung nicht mehr nötig.
Auslöser und Ursachen der Fibromyalgie
Im rein eindimensionalen Suchen nach dem Auslöser der Fibromyalgie wurden über Jahrzehnte die Muskel- und Sehnengewebe an den Schmerzpunkten
Weitere Kostenlose Bücher