FIDER (German Edition)
Unterführer, was würden Sie dazu sagen, wenn ich Ihnen die Möglichkeit gebe, die Offiziersschule zu besuchen?«
Sekunden verstreichen, während die Frage im Raum hängt. Als Petursson nicht antwortet, lässt Vieth sein Kinn kurz nach oben zucken und fährt dann fort: »Wie ich eingangs schon erwähnte, bin ich für eine Unternehmensgruppe tätig, die eng mit der Volksarmee zusammenarbeitet. Ihre Regierung ist sich durchaus des Zustandes der hiesigen Streitkräfte bewusst. Angesichts der permanenten Bedrohung durch den Norden besteht daher ein enormer Bedarf an zusätzlicher Sicherheit. Unsere Gruppe ist in der glücklichen Lage, diese Sicherheit anbieten zu können. Wir müssen hierfür zwar einiges investieren, doch im Gegenzug bekommen wir die Möglichkeit, gewisse wirtschaftliche Ziele in Ihrem Landesteil zu verfolgen.«
Nun endlich rührt sich Petursson. »Damit kenne ich mich nicht aus. Wirtschaftliche Sachen sind nicht mein Fall. Aber ich habe eben etwas von Offiziersschule gehört. Das ist schon eher mein Ding.«
»Da haben Sie richtig gehört, Herr Unterführer.« Ein Grinsen stiehlt sich auf Vieths Gesicht. Als Petursson nichts weiter sagt, zieht Vieth seine Augenbrauen in die Höhe und legt seinen Kopf leicht schräg, als wolle er Petursson zum Weitersprechen auffordern. Petursson schweigt.
»Lassen Sie mich die Sache erklären«, fährt Vieth schließlich fort. »Wir verfügen über die notwendige Hardware und das notwendige Knowhow . Uns fehlt allerdings kompetentes Personal. Daher haben wir mit Ihrem Kriegsministerium eine Absprache getroffen. Wir verpflichten uns, eine Einsatzgruppe aufzustellen, deren Mitglieder wir aus der Volksarmee rekrutieren. Die Einsatzgruppe selbst untersteht allerdings nicht der Volksarmee. Sie verfügt über eigene Ausrüstung, eine eigene Infrastruktur und eine eigene Befehlshierarchie. Aufgabe der Einsatzgruppe ist es, im Verteidigungsfall umgehend zu reagieren, die Lage aufzuklären und Ressourcen für die anrückende Volksarmee bereitzustellen. Daher auch die derzeitige Arbeitsbezeichnung der Gruppe: Sonderkräfte Aufklärung und Versorgung. Die Bezeichnung hat offenbar jemand erfunden, der eine Vorliebe für Akronyme hat. Abgekürzt nennt sich die Truppe nämlich 'S.K.A.V.'. Das lässt sich recht geschmeidig aussprechen.«
Petursson grinst schief. »Also eine paramilitärische Söldnertruppe, die im Ernstfall die Aufgaben wahrnimmt, die eigentlich die Volksarmee wahrnehmen sollte.«
Glowna blickt auf. »Vorsicht, Herr Unterführer. Das klingt in meinen Ohren ziemlich subversiv, was Sie da von sich geben.«
»Sie bringen es auf den Punkt«, sagt Vieth – allerdings an Petursson gewandt, nicht an Glowna. »Ich bin sicher, alle in diesem Raum Anwesenden wissen sehr gut, wie es um die Reaktionszeit der Volksarmee steht. Die nördliche Grenze wird zwar bewacht, doch die Ausrüstung der Volksarmee ist miserabel und das Personal ist demotiviert. Außerdem sind nicht genügend Männer an der Grenze stationiert. Diejenigen, die Wache und Bereitschaft schieben müssen, sind ständig übermüdet und unaufmerksam. Ein Großangriff würde den Grenzposten natürlich nicht entgehen, doch wenn der Nordmann entscheidet, mit kleinen Stoßtrupps einzusickern, dann hätte die Volksarmee ein Problem. Bevor vernünftige Aufklärungsarbeit geleistet werden könnte, hätte der Nordmann bereits einen Brückenkopf hinter den feindlichen Linien etabliert.« Vieth grinst. »Offen gestanden frage ich mich, weswegen dies längst noch nicht passiert ist. Doch genau das ist der Punkt, an dem unsere Einsatzgruppe ins Spiel kommt. Sollte sich in Grenznähe irgendetwas Außergewöhnliches ereignen, das unsere Aufmerksamkeit erregt, dann hätten wir binnen kürzester Zeit Aufklärungseinheiten vor Ort. Gut ausgebildete und motivierte Männer mit Ausrüstung auf dem aktuellen Stand der Technik. Und Sie könnten einer dieser Männer sein, Unterführer.«
Vieth legt erneut eine Pause ein und wartet auf eine Reaktion von Petursson. Dieser schweigt auch weiterhin hartnäckig.
»Also gut.« Vieth nestelt eine Dokumentenmappe aus seiner Aktentasche und hält sie Petursson hin. Petursson zögert einen Augenblick. Dann tritt er steif einen Schritt vor, nimmt die Mappe entgegen und kehrt dann wieder an seinen Ausgangspunkt zurück. Dabei tritt er nicht einfach einen Schritt zurück, sondern vollführt zunächst eine Drehung um 180 Grad. Danach tritt er einen Schritt vor und vollführt erneut eine
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