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FIDER (German Edition)

FIDER (German Edition)

Titel: FIDER (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niels Peter Henning
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180-Grad-Drehung.
    Glowna quittiert dies mit einem Kopfschütteln. »Sehen Sie, was ich meine, Vieth? Der Mann ist eine wandelnde F ormalausbildung. Immer schön nach Vorschrift.«
    »Ist das so?«, fragt Vieth an Petursson gewandt.
    »Wenn Sie wissen möchten, ob ich ein sturer Kommisskopf bin, dann lautet die Antwort nein«, sagt Petursson. »Aber sagen wir es einmal so: Wir haben bei der Volksarmee nicht mehr viele Traditionen. Ich versuche einfach nur, das Bisschen, das uns noch geblieben ist, zu bewahren.«
    »Gut, gut.« Vieth nickt. »Das gefällt mir. Wie dem auch sei: In dieser Mappe finden Sie einige Dokumente, mit deren Hilfe Sie sich einen Überblick über unsere Einsatzgruppe und deren Hintergründe verschaffen können. Das Meiste davon ist natürlich ziemlich knalliges Werbematerial, doch ich bin sicher, Sie können sich die wichtigen Informationen herausziehen. Sowohl Leutnant Pojda als auch Hauptmann Glowna befürworten Ihre Versetzung in unsere Einsatzgruppe und die Volksarmee ist bereit, Sie für die Dauer Ihrer Dienstzeit bei uns freizustellen. Und damit kommen wir nun wieder zum Ausgangspunkt meiner kleinen Rede zurück: Die Offiziersschule. Die Dienstzeit bei unserer Truppe beträgt grundsätzlich 12 Monate und kann bei Bedarf um jeweils 12 Monate verlängert werden. Jeder Soldat, der eine Dienstzeit bei unserer Truppe ableistet und anschließend wieder zur regulären Armee zurückkehrt, stellt einen enormen Zugewinn für die Volksarmee dar. Dies soll sich für den Einzelnen selbstverständlich auszahlen. Die entsprechenden Entlohnungen handeln wir für jeden Freiwilligen individuell aus. In Ihrem Fall haben wir einen Platz an der Offiziersschule für Sie organisieren können. Alternativ hätten Sie natürlich die Möglichkeit, Ihre Karriere bei unserer Truppe weiter zu verfolgen. Ich denke, dies wäre sehr in Ihrem Sinne?«
    Vieth hebt leicht seine Stimme, um den letzten Satz nach einer Frage klingen zu lassen. Anstatt zuzustimmen oder zu verneinen, reagiert Petursson mit einer Gegenfrage: »Und wo ist der Haken?«
    Glowna lacht wie ein Dieselmotor. »Sehr schön, Unterführer. Leutnant Pojda und ich befürworten Ihre Versetzung und schon wittern Sie einen Haken. Dabei wissen wir doch beide, dass Sie hier völlig fehl am Platz sind. Zugegeben, wegen dieser Geschichte mit der Vorführung würde ich Ihnen gerne die Hölle heiß machen. Offen gestanden ist es mir aber lieber, wenn Sie einfach aus meiner Einheit verschwinden. Und ich glaube, mit dieser Meinung stehe ich nicht alleine da.«
    Bevor Petursson etwas erwidern kann, schaltet sich Vieth ein: »Der Haken, Herr Unterführer, sind die ersten drei Monate bei unserer Truppe. In diesen drei Monaten durchlaufen Sie ein Basistrainin g, das Sie getrost als Probezeit betrachten dürfen. Stellen Sie sich geschickt genug an, dann sind Sie dabei. Bauen Sie Mist, dann schicken wir Sie zurück zu Ihrer Stammeinheit. Das Thema Offiziersschule ist dann für Sie gegessen – und zwar endgültig. Und da ist noch etwas: Wenn Sie bei uns anmustern, dann fahren Sie hinsichtlich Ihres Dienstgrades ab sofort zweigleisig. Ihr Unterführerrang wird in unserer Truppe nicht anerkannt. Sie fangen also ganz von vorne an. Nachdem Sie die Grundausbildung überstanden haben – falls Sie sie überhaupt überstehen -, haben Sie durchaus die Möglichkeit, bei uns aufzusteigen. Den Rang, den Sie dabei erwerben, können Sie jedoch bei Ihrer Rückkehr zur regulären Volksarmee nicht mitnehmen. Würden Sie bei uns in einen Offiziersrang aufsteigen und uns anschließend wieder verlassen, dann wären Sie wieder Unteroffizier. Soweit klar?«
    »Jawohl, denke schon«, antwortet Petursson und mustert die Mappe in seiner Hand.
    »Gut. Dann schlage ich vor, Sie lesen sich das Informationsmaterial durch. Schlafen Sie eine oder zwei Nächte darüber und teilen Sie Hauptmann Glowna Ihre Entscheidung dann mit. Sollten wir bis zum Ende der Woche nichts von Ihnen gehört haben, so gehen wir davon aus, Sie sind an unserem Angebot nicht interessiert. Noch Fragen?«
    »Ja, eine.« Petursson nickt in Richtung der Kamera. »Weswegen werde ich gefilmt?«
    »An Kameras werden Sie sich gewöhnen müssen, wenn Sie bei uns anfangen«, sagt Vieth. »Wir dokumentieren alles, was wir tun. Abgesehen davon können wir uns anhand der Aufnahmen ein besseres Bild von Ihnen machen.«
    »Verstehe.«
    »Haben Sie weitere Fragen?«
    Petursson schüttelt den Kopf. »Im Augenblick nicht.« Dann hebt er die Mappe

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