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Fieber an Bord

Fieber an Bord

Titel: Fieber an Bord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Wangen gerötet. Wie ein reizbares, aber triumphierendes Kind, das bei seinem Erzieher eine Schwäche entdeckt hat, dachte Bolitho.
    Er entgegnete ruhig: »Der beleidigte Bootsmannsmaat war Schultz. Stimmt das?« Er wartete nicht auf Antwort, sondern fuhr im gleichen sachlichen Ton fort: »Er ist ein ausgezeichneter Seemann, und wir sind froh, ihn zu haben. Aber noch vor zwei Jahren konnte er kein einziges Wort sprechen, außer in seiner Muttersprache Deutsch. Der Wortschatz, den er nun beherrscht, besteht aus Redensarten und dem Slang der Seeleute, aus den Kommandos, die er braucht, um zu gehorchen oder zu befehlen.«
    Borlase blickte Bolitho verständnislos an. »Ich verstehe nicht.. .«
    »Sie hätten sich die Mühe machen sollen, der Sache nachzugehen.« Bolitho spürte, wie der Zorn in ihm aufstieg; warum nur waren Leute wie Borlase niemals in der Lage, aus ihren Fehlern zu lernen? »Dann hätten Sie es mit einem Minimum an Aufwand geregelt. Ich hörte, daß Peterson einen Befehl nur langsam befolgte und daß Schultz ihn anschrie, er gehöre eher an den Galgen als auf eine Großrah.« Er wartete und beobachtete, wie sich Borlases Finger wie Klauen öffneten und schlossen. »Nun, war es so?«
    »Ja, Sir. Etwa so. Darauf nannte Peterson Schultz ein Schwein und einen hartherzigen Teufel.« Borlase nickte nachdrücklich. »Deshalb habe ich befohlen, ihn unter Deck zu bringen.«
    Bolitho verschränkte die Hände hinter dem Kopf. Er spürte, wie ihm der Schweiß über die Brust rann; das Hemd, heute frisch angezogen, klebte wie ein nasser Fetzen an ihm. Vielleicht hatte es sich auf der verschwundenen Bount y oder an Bord der Eurota s ähnlich zugetragen. Vom Klima und der nie enden wollenden Arbeit gefoltert, waren die Männer durch eine unbedachte, dumme Bemerkung aus dem Gleichgewicht gebracht worden. Die übrigen explodierten dann wie ein Pulverfaß.
    Er sagte: »Petersons Vater wurde seinerzeit in Exeter wegen Mordes und Diebstahls gehenkt. Aber er war zu unrecht beschuldigt worden; der wahre Mörder wurde ein Jahr später gefaßt und hingerichtet.« Sein Ton wurde härter. »Doch Petersons Familie war bereits von den Freunden des Toten aus ihrem Heim vertrieben worden. Sie wurden zwar rehabilitiert, aber zu spät.« Er sah Borlase blaß werden und fügte hinzu: »Ich mache Schultz keinen Vorwurf daraus, daß sein Wortschatz begrenzt ist, aber ich kann auch Peterson keinen Vorwurf machen. Schon die Erwähnung eines Galgens, wie beiläufig sie auch erfolgte, würde selbst mich an seiner Stelle in Wut versetzen.«
    Borlase murmelte stockend: »Tut mir leid, Sir, das wußte ich nicht.«
    »Und das mache ich Ihne n zum Vorwurf. Dieser Mann gehört zu Ihrer Division, und es war Ihre Wache. Ich wußte es, und der Erste Offizier weiß es auch. Ich erwarte, daß Sie etwas unternehmen werden, und zwar bald, um seinen Respekt wi ederzugewinnen. Respekt muß man sich verdienen, Mr. Borlase, er wird nicht mit dem Rock des Königs geliefert.«
    Borlase drehte sich um und verließ die Kabine, und einige Augenblicke verharrte Bolitho ganz still in seinem Sessel, ließ die Geräusche des Meeres das wilde Schlagen seines Herzens übertönen.
    Allday sagte: »Eine schöne Standpauke, Captain.«
    »Ich hatte Ihnen befohlen, den Raum zu verlassen!« Er erhob sich, wütend über sich selbst, weil sein Temperament mit ihm durchgegangen war, und über Allday, weil der es so gelassen hinnahm.
    »Das habe ich, Captain!« Allday machte ein undurchdringliches Gesicht. »Ich dachte, Sie hätten mich wieder gerufen.«
    Bolitho lenkte ein. »War es denn so laut?«
    Allday grinste. »Ich habe Schlimmeres erlebt. Aber ich nahm an, Sie hätten noch dringende Dinge zu erledigen und wollten vielleicht daran erinnert werden.«
    »Danke.« Er spürte, daß sich sein Mund zu einem Lächeln verzog. »Aber Sie sind verdammt unverschämt.«
    Der Bootsführer nahm Bolithos alten Degen von der Schottwand herunter und rieb mit seinem Hemd daran.
    »Ich werde ihn mal wieder polieren, Captain. Es könnte uns Glück bringen.«
    Bolitho blickte zum offenstehenden Skylight empor, als nackte Füße hastig über Deck klatschten und er das plötzliche Knarren von Blöcken und Rauschen der Leinwand hörte. Die Wache an Deck trimmte Segel und Rahen. Kam mehr Wind auf? Sprang er um? Bolitho erhob sich schnell und ging an Deck.
    Keen hatte noch die Wache, und er war so kompetent und zuverlässig, wie ein junger Offizier nur sein konnte. Doch Bolitho kannte seine große

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