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Fieber an Bord

Fieber an Bord

Titel: Fieber an Bord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Kommodore sagte: »Freut mich sehr, Sie wiederzusehen, Richard. Kommen Sie nach achtern und berichten Sie.«
    Erschüttert erwiderte Bolitho den Händedruck. Sayer war ein gutgebauter, lebhafter Mann gewesen. Jetzt hatte er Hänge-schultern und ein von tiefen Furchen durchzogenes Gesicht; das Schlimmste aber war seine Haut: wie altes, unbrauchbares Pergament. Und doch zählte er nur zwei oder drei Jahre mehr als Bolitho.
    In der verhältnismäßigen Kühle der Kommandantenkajüte warf Sayer den schweren Rock seiner Paradeuniform ab und ließ sich in einen Sessel sinken.
    »Ich habe nach Wein geschickt. Mein Diener lagert ihn an einer besonders kühlen Stelle in der Bilge. Nur Rheinwein, aber man hat ja schon Glück, wenn man hier draußen so etwas bekommt.« Er schloß die Augen und stöhnte. »Was für ein Land! Eine Insel der Verbrecher in einem Meer von Korruption.«
    Er wurde erst munterer, als der Diener mit Flaschen und Gläsern eintrat.
    »Nun zu Ihren Depeschen, Richard.« Er sah Bolithos Gesicht. »Was gibt es?«
    Bolitho wartete, bis der Diener eingeschenkt und die Kajüte wieder verlassen hatte.
    »Ich wurde auf dem Weg hierher aufgehalten, Sir. Drei Tage nach Madras gerieten wir in Schlechtwetter, und zwei meiner Leute wurden schwer verletzt, als sie von oben kamen. Zwei weitere gingen über Bord.«
    Von der Erinnerung bedrückt, senkte er den Blick. Mitten in der Nacht war blitzschnell Sturm aufgekommen und ebenso schnell wieder abgeflaut.
    Das Resultat: zwei Tote und zwei permanent Verkrüppelte.
    »Ich entschloß mich, Timor anzulaufen und die Verletzten dort an Land zu setzen. Mit dem holländischen Gouverneur in Coupang hatte ich bereits zu tun gehabt, und er war immer sehr hilfsbereit gewesen.«
    Der Kommodore beobachtete ihn über den Rand seines Pokals. »Ja. Sie haben sich in diesem Gebiet gegen Piraten und Kaperer erfolgreich behauptet.«
    Bolitho fuhr fort: »Ohne diesen unvorhergesehenen Besuch hätte ich folgendes nicht erfahren: Auf einem Schiff, einem Kriegsschiff, hat es eine Meuterei gegeben. Vor sechs Monaten, dem Gouverneur zufolge, auf der Rückfahrt von Tahiti. Ich bin mir über die Gründe nicht im klaren, aber eines steht fest: die Meuterer setzten die Offiziere und die loyal gebliebene Mannschaft in einem Boot aus. Ohne ihren Kommandanten – wie ich hörte, heißt er Bligh – wären sie umgekommen. Aber er schaffte es bis Timor, über dreitausendsechshundert Meilen weit, wo er Hilfe fand. Das Schiff war ein bewaffneter Transporter, die Bounty .«
    Sayer blickte ihn ernst an. »Davon wußte ich nichts.« Er trat an die breiten Heckfenster. »Jetzt werden die Meuterer vermutlich ein Piratenschiff aus ihr machen. Außer dem Strick haben sie keine andere Wahl.«
    Bolitho nickte, er fühlte sich beunruhigt. Meuterei... Schon das Wort war wie der Kontakt mit einer schrecklichen Krankheit. Ähnliches hatte er an Bord seiner ersten Fregatte Phalarop e erlebt, und die Erinnerung war fest haften geblieben. Als der Kommodore nur schwieg und weiter aus dem Fenster blickte, fuhr Bolitho fort: »Ich lichtete Anker, nahm Kurs nach Südwesten und dann an der Südküste der Kolonie entlang. Ich lief die Adventure Bay von Van Diemen's Land an, weil ich glaubte, die Meuterer hätten sich dorthin flüchten können, ehe die Nachricht von ihrem Verbrechen bekannt wurde.« Er hob die Schultern. »Aber sie waren verschwunden. Jetzt glaube ich, daß sie gar nicht die Absicht haben, in ein zivilisiertes Land zurückzukehren, wo sie belangt werden könnten. Sie werden in der Großen Südsee bleiben wie so viele Abtrünnige und Mörder, die auf Kosten unseres Handels und der Eingeborenen leben. Aber ein Schiff des Königs? Der Gedanke ist unerträglich.«
    Sayer drehte sich mit einem trüben Lächeln zu ihm um. »Sie haben ja auch Grund, das Wort Meuterei zu hassen. Aber ich bin froh über Ihre Entdeckung. Höhere Stellen als wi r werden jedoch darüber entscheiden, was als nächstes geschehen soll, zweifeln Sie nicht daran.« Er trank aus seinem Pokal. »Bligh, haben Sie gesagt?« Er schüttelte den Kopf. »Er muß ein sehr willensstarker Mann sein, wenn er eine solche Fahrt überlebt hat.«
    Bolitho spürte, wie er sich entspannte. Seit er mit dem holländischen Gouverneur gesprochen hatte, war ihm diese Meuterei nicht aus dem Kopf gegangen, aber unter Sayers Einfluß sah er sie jetzt in der richtigen Perspektive. Er hatte wie die meisten Kapitäne reagiert: sich selbst in der gleichen verzweifelten

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