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0699 - Schule des Satans

0699 - Schule des Satans

Titel: 0699 - Schule des Satans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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36 Stunden vorher
    »Schottland«, las Nicole Duval aus dem Reiseführer vor, den sie kostenlos an der letzten Tankstelle bekommen hatte - vermutlich, um ihren Unmut über die hohen Benzinpreise zu dämpfen. »Ein Land voll atemberaubend wilder Natur und uralten Mythen. Genießen Sie den Blick auf menschenleere Highlands und tiefe, dunkle Seen.«
    »Würde ich ja gern«, antwortete Zamorra mürrisch. Er saß am Lenkrad des über 40 Jahre alten Rolls-Royce Phantom, der zur Hinterlassenschaft von Lord Saris gehörte, und starrte konzentriert auf die Straße, die in dem heftig niederprasselndem Regen kaum zu erkennen war. Selbst auf der höchsten Stufe waren die Scheibenwischer den Wassermassen nicht gewachsen. Die ganze Welt schien aus einer grauen, nassen Wand zu bestehen.
    Als sie Frankreich verließen, war das noch anders gewesen.
    Da hatte immerhin die Sonne zwischen den Aprilwolken hervörgeblinzelt.
    Sie hatten die Regenbogenblumen benutzt, um so schnell und unkompliziert wie möglich in die schottischen Highlands zu kommen.
    Diese magischen Blumen konnten Menschen innerhalb eines Sekundenbruchteils von einem Ort zum anderen transportieren, vorausgesetzt, dass sich auch am Ziel solche Pflanzen befanden und der Benutzer eine klare Vorstellung von seinem Ziel hatte. Oder von einer Person, die sich dort befand…
    Interessanterweise waren mit Hilfe dieser Blumen, die ganzjährig blühten und deren Blütenkelche mannsgroß waren und je nach Betrachter-Blickwinkel in allen Farben des Regenbogenspektrums schimmerten, auch in der Lage, Zeitreisen zu ermöglichen. Und auch andere Planeten und andere Dimensionen waren erreichbar - unter der Vorraussetzung der gedanklichen Zielvorstellung und der am Ziel vorhandenen Blumen.
    Zeitreise und Dimensionswechsel waren in diesem Fall unnötig; es ging nur darum, eine recht irdische Distanz zu überbrücken. Und das war so auf jeden Fall billiger und schneller, als ein Flugzeug zu nehmen.
    Außerdem waren sie so gleich mobil.
    Die Regenbogenblumen ihres Zielortes wuchsen in Caer Spook. Die uralte, nur teilweise wieder bewohnbar gemachte Ruine gehörte zum Llewellyn-Land. Sie war in grauer Vorzeit einmal die Stammburg des Saris-Clans gewesen und hatte ihren Namen daher, dass der alte Sir Henry immer noch hier spuken sollte.
    Der nervtötende Don Cristofero Fuego del Zamora y Montego, der vor Jahren mitsamt seinem zauberkundigen Gnom hierher ausquartiert worden war, wollte Sir Henry sogar begegnet sein. Zamorra war und blieb skeptisch; er selbst hatte bislang keine Spuren gefunden, die auf eine Existenz des Geistes hinwiesen.
    Nun war Caer Spook längst wieder menschenleer; nur der alte Rolls-Royce parkte noch hier, der einmal Lord Bryont Saris ap Llewellyn gehört hatte, ehe der im Zuge der Erbfolge als sein eigener Sohn wiedergeboren wurde; derzeit verlebte er als Rhett Saris gemeinsam mit seiner Mutter, Lady Patricia, und dem Butler William seine Kindheit im Château Montagne. Da hatte er wenigstens Gesellschaft und konnte auch mit den Kindern im Dorf spielen - in dem kleinen Ort unterhalb von Llewellyn Castle, dem heutigen Stammsitz des Clans, gab es praktisch nur noch alte Leute. Die Jungen waren ausgewandert, überall dorthin, wo sie Arbeit fanden.
    Seitdem stand das Castle, in Sichtweite von Spooky Castle, leer.
    Hin und wieder wechselte Butler William via Regenbogenblumen hinüber und fuhr mit dem Rolls-Royce nach Llewellyn Castle, um dort nach dem Rechten zu sehen. Das waren auch die Gelegenheiten, in denen er den Wagen in Schuss hielt, die Schmiernippel fettete und beginnende Roststellen entrosten ließ, Jetzt erwies sich der Wagen als recht praktisch für Zamorra und Nicole. Sie brauchten nicht umständlich einen Mietwagen zu bestellen, die Menschen, an denen sie vorbeifuhren, beachteten sie »mit standesgemäßer Ehrfurcht«; wie Zamorra etwas spöttisch bemerkte, und Nicole erlaubte sich hin und wieder, aus dem Fenster heraus »wie die Queen huldvoll zu winken«, wie sie ihr Tun kommentierte. Nun, nicht jeder konnte sich ein solches Auto leisten, und sie waren mehr oder minder komfortabel damit unterwegs. Minder, weil der Wagen als Chauffeur-Auto gedacht war und der Fahrersitz als Arbeitsplatz knochenhart war; wenigstens war die Lenkung servounterstützt und der Wahlhebel der Getriebeautomatik brauchte nur leicht angetippt werden, um von einem winzigen Elektromotörchen in die gewünschte Position gezogen zu werden.
    Im Fond war's für die Herrschaften bequemer, die

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