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Fieber - Horror

Fieber - Horror

Titel: Fieber - Horror Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bentley Little
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rasch daran vorbei und weiter den Flur entlang, wohl wissend, dass sie den unaussprechlichen Schrecken im Herzen der Versicherungsgesellschaft immer näher kamen.
    Auch hier war kein Laut zu hören: keine Gespräche, kein Schreien, kein Grunzen. Die einzigen Geräusche waren ihre eigenen Schritte auf dem Steinfußboden und gelegentlich das sandpapierartige Flüstern, wenn die Büroangestellten mit ihren Mumienfüßen über den Boden schlurften.
    Der Flur, auf dem sie sich befanden, endete vor einer massiven Wand, also machten sie kehrt und gingen einen anderen Flur hinunter, der in einen leeren Raum führte. Sie mussten fast sämtliche Räumlichkeiten gefunden haben, die von der Insurance Group genutzt wurden, doch bis jetzt hatten sie noch keine Spur der Original-Policen gefunden. Hunt fragte sich, ob es ihnen jemals gelingen würde.
    Sie bogen in einen anderen Korridor ab, von dem zahlreiche Seitengänge in sämtliche Richtungen führten: ein Labyrinth, das Hunt an irgendetwas erinnerte, über das er einmal gelesen hatte - irgendetwas aus der griechischen Mythologie. Hier gab es keine Räume, nur endlose Gänge. Hunt und seine Freunde gingen langsam und vorsichtig weiter und achteten darauf, sich jede Abzweigung zu merken, die sie nahmen, damit sie nicht für alle Zeiten durch diese Gänge irren mussten.
    Endlich erreichten sie eine Räumlichkeit, die wie das Herzstück dieses Labyrinths wirkte: das Nervenzentrum der Versicherungsgesellschaft.
    Hunt roch es, bevor er es sah. Es war der vertraute Gestank feuchter Verwesung. Er sickerte unter einer roten Holztür hindurch, die in die Steinwand eingelassen war - eine Tür, kaum groß genug für ein Kind oder den Zwerg, der den Eingang an der Erdoberfläche bewachte. Hunt streckte die Hand aus, drehte den flachen Metallknauf, und die Tür schwang auf. Er hielt die Luft an, duckte sich und spähte hindurch.
    Der Raum, der dahinter lag, bildete einen scharfen Kontrast zu den einfarbigen, hellbraunen Steinen, aus denen der gesamte Komplex errichtet war. Die Wände waren fröhlich bunt, in allen nur erdenklichen Farben: Sie zeigten die aufwändigsten Wandmalereien, die Hunt jemals gesehen hatte. Wie überall in dieser Hauptgeschäftsstelle konnte man im Licht, das von überallher zu kommen schien, alles bestens erkennen.
    Was Hunt nun sah, war eine bildliche Darstellung der gesamten Menschheitsgeschichte: kunstvolle Gemälde sämtlicher wichtigen Ereignisse der Zivilisationen in der Westlichen und Östlichen Welt und im Nahen Osten, seit Anbeginn der Zeit.
    Ereignisse, die die Insurance Group versichert hatte.
    Der Eingang war klein, doch der Raum, der dahinter lag, war riesig. Nicht so überwältigend und gewaltig wie die Lobby, aber doch so groß wie die Stadthalle einer Kleinstadt. In der Mitte des ansonsten leeren Raumes befand sich eine flache Grube, umgeben von einem Miniaturzaun, kaum einen Viertelmeter hoch. Und innerhalb dieser Umzäunung befand sich die Macht, die treibende Kraft, das Gehirn, das hinter der Versicherungsgesellschaft steckte.
    Es war ein Wesen aus Sand und Erde, ein entsetzlicher Elementargeist, eine Abscheulichkeit, die sich in ihrem Bau drehte und wandte, wobei das schreckliche Maul beständig aufgerissen war zu einem furchtbaren, lautlosen Schrei. Der faulige Gestank war so intensiv, dass die Luft selbst sich klebrig und süß anfühlte - es war, als würde man Zuckerwatte atmen. Eine spürbare Aura des Boshaften, ein überwältigender Impuls negativer Energie ging von diesem Raum aus. Alles an diesem Wesen war böse und verderbt, und als es den scheußlichen Hals reckte, das Maul unmöglich weit geöffnet, wusste Hunt, dass dies ein Anblick war, der ihn bis zum Tod in seinen Träumen verfolgen würde.
    Wie war es möglich, dass etwas so Fremdartiges eine Versicherungsgesellschaft hatte gründen, organisieren und leiten können? Wie konnte etwas Derartiges hinter dem verwirrenden Fachchinesisch stecken, in dem die verschiedenen Policen abgefasst waren? Wie konnte eine solche Abscheulichkeit die Bestimmungen festlegen, die darüber entschieden, dass es billiger war, einen Volvo zu versichern als eine Corvette?
    Hunt wusste es nicht. Aber er wusste, dass es die Wahrheit war. Und noch während er hinschaute, veränderten sich die Wandgemälde. Jetzt waren es keine kunstvollen Gemälde mit Szenen aus der Vergangenheit mehr, sondern Echtzeitdarstellungen zahlloser Individuen auf der ganzen Welt: Vertreter und Kunden der Versicherungsgesellschaft.

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