Fight Club: Roman (German Edition)
Katzenstreu in Benzin auf, bis die Mischung dickflüssig ist.
Fragen Sie mich, wie man Nervengas herstellt. Ach, und all diese irren Autobomben.
Neun Minuten.
Das Parker-Morris Building wird einstürzen, alle einhunderteinundneunzig Stockwerke, langsam, wie ein Baum im Wald umfällt. Holz. Du kannst alles zum Einsturz bringen. Es ist schon ein sonderbarer Gedanke, dass die Stelle, an der wir gerade stehen, nur noch ein Punkt am Himmel sein wird.
Tyler und ich am Rand des Daches, die Pistole in meinem Mund, und ich frage mich, wie sauber die Pistole ist.
Wir vergessen Tylers Mord-Selbstmord-Geschichte völlig, als wir zuschauen, wie ein zweiter Aktenschrank aus dem Gebäude gleitet und die Schubladen in der Luft aufgehen und Massen von weißem Papier vom Aufwind erfasst und vom Wind davongetragen werden.
Acht Minuten.
Dann der Rauch, aus den zerbrochenen Fenstern fängt es an zu rauchen. Der Sprengtrupp wird die Hauptladung in etwa acht Minuten zünden. Die Hauptladung wird die Sockelladung zur Explosion bringen, die Fundamentsäulen werden zerbröckeln, und die Fotoserie des Parker-Morris Building wird in alle Schulbücher eingehen.
Die Zeitrafferserie aus fünf Bildern: Hier steht das Gebäude noch. Zweites Bild: Das Gebäude neigt sich in einem Winkel von achtzig Grad, dann siebzig Grad. Auf dem vierten Bild ist das Gebäude in einem Fünfundvierzig-Grad-Winkel, als das Stahlskelett nachgibt und der Turm eine leichte Wölbung aufweist. Auf der letzten Aufnahme kracht der Turm, alle einhunderteinundneunzig Stockwerke, auf das Nationalmuseum, Tylers eigentliches Ziel.
»Das ist unsere Welt jetzt, unsere Welt«, sagte Tyler, »und diese altertümlichen Leute sind tot.«
Wenn ich wüsste, wie das alles ausgeht, wäre ich überglücklich, auf der Stelle tot und im Himmel zu sein.
Sieben Minuten.
Auf dem Parker-Morris Building mit Tylers Pistole im Mund. Während Schreibtische, Aktenschränke und Computer auf die Menge rund um das Gebäude regnen, während Rauch trichterförmig aus den zerbrochenen Fenstern steigt und drei Blocks weiter der Sprengtrupp auf die Uhr schaut, weiß ich, dass es bei der ganzen Sache – der Pistole, der Anarchie, der Explosion – in Wirklichkeit um Marla Singer geht.
Sechs Minuten.
Wir haben da so eine Art Dreiecksgeschichte laufen. Ich will Tyler. Tyler will Marla. Marla will mich.
Ich will Marla nicht, und Tyler will mich nicht um sich haben, nicht mehr. Es geht nicht um
Liebe,
im Sinne von
fürsorglich,
es geht um
Besitz,
im Sinne von
Eigentum.
Ohne Marla wäre Tyler nichts.
Fünf Minuten.
Vielleicht werden wir zu einer Legende, vielleicht nicht. Nein, sage ich, aber wart mal.
Wo wäre Jesus, wenn niemand die Evangelien geschrieben hätte?
Vier Minuten.
Ich schiebe den Pistolenlauf in die Backe und sage, du willst eine Legende sein, Tyler, ich mache dich zur Legende, Mann. Ich war von Anfang an dabei. Tyler nimmt die Waffe aus meinem Mund.
Ich erinnere mich an alles. Drei Minuten.
2
Bob hatte seine starken Arme um mich geschlossen, um mich darin zu halten, und ich war in die Dunkelheit zwischen Bobs neuen, schwitzenden Titten gequetscht, die gewaltig dahingen, groß, wie wir uns die von Göttern vorstellen. Wir gingen in dem Kellerraum unter der Kirche umher, der jeden Abend, an dem wir uns trafen, voller Männer war: Das ist Art, das ist Paul, das ist Bob; Bobs breite Schultern ließen mich an den Horizont denken. Bobs dichtes blondes Haar war das, was du kriegst, wenn sich Haarcreme Formschaum nennt, so dicht und blond und der Scheitel sehr gerade.
Bob hat die Arme um mich geschlungen und presst mit seiner Hand meinen Kopf gegen die neuen Titten, die aus einer tonnenförmigen Brust sprießen.
»Alles wird gut«, sagt Bob, »wein jetzt ruhig.«
Von den Knien bis zur Stirn spüre ich chemische Reaktionen in Bobs Körper, der Essen und Sauerstoff verbrennt.
»Vielleicht haben sie es alle früh genug«, sagt Bob. »Im Frühstadium hast du eine fast hundertprozentige Überlebenschance.«
Bob zieht die Schultern mit einem langen Atemzug hoch, dann sinken, sinken, sinken sie in stoßweisen Schluchzern. Er zieht sie hoch. Sie sinken, sinken, sinken.
Seit zwei Jahren komme ich jede Woche hierher, und jede Woche schlingt Bob seine Arme um mich, und ich weine.
»Wein nur«, sagt Bob, atmet ein und schluchzt, schluchzt, schluchzt. »Mach nur und wein.«
Das große nasse Gesicht sinkt auf meinen Kopf, und ich verschwinde darunter. Das ist der Punkt, an dem ich
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