Film ab im Internat
dieses PMS-Dingsda herauszufinden. Wenn Manu es hat, bedeutet das wohl, dass sie schon ihre Regel bekommt. Dabei ist sie gar nicht viel älter als sie – nur ein paar Wochen –, und bei ihr, Carlotta, tut sich in dieser Richtung überhaupt noch nichts. Ob das normal ist?
Sie wirft Manu einen unauffälligen Blick zu. Eigentlich sieht sie aus wie immer. Oder ist ihr Busen in letzter Zeit vielleicht gewachsen? Hm, schwer zu sagen … Meistens trägt Manu weite T-Shirts und offene Blusen, die alles Wichtige verdecken.
Und was ist mit Sofie? Carlottas Blick wandert zu der hübschen Belgierin, die wie immer fast vollständig hinter dem Vorhang ihrer seidigen Haare verschwunden ist und nur mikroskopisch kleine Bissen von ihrem Brötchen zu sich nimmt. Ob Sofie auch schon ihre Tage hat? Mit diesem PMS scheint sie sich ja ziemlich gut auszukennen.
Ich frag sie nachher einfach mal, überlegt Carlotta. Nicht jetzt, vor den anderen. Die Jungs am Nachbartisch glotzen sowieso schon wie blöd herüber und spitzen die Ohren, damit ihnen ja nichts entgeht!
Carlotta streckt ihnen die Zunge raus.
„Die hat bestimmt auch PMS“, raunt Felix den anderen zu. „So, wie die sich aufführt.“
„Blödaffen“, grummelt Manu. Sie wischt sich die Krümel von ihrem T-Shirt und steht auf.
In der Mittagspause sitzt Carlotta vor einem Computer-monitor in der Bibliothek. Die Schlossbücherei verfügt nicht nur über deckenhohe Regale, die mit Büchern aller Art, alten und neuen, bestückt sind, sondern beherbergt auch mehrere moderne Computerterminals mit Internetzugang. Die stehen den Schülern der Unterstufe während der Öffnungszeiten zur freien Verfügung. Nur die Schülerinnen und Schüler ab der Zehnten aufwärts dürfen ihre eigenen Laptops und PCs mitbringen und sie in ihren Appartements installieren.
„Die haben’s gut“, seufzt Carlotta, während sie sich einloggt.
Die Büchereicomputer sind heiß begehrt. Sie hat fast zwanzig Minuten auf einen freien Platz warten müssen und war schon kurz davor, statt am PC in einem Fremdwörterbuch nachzuschlagen. Aber wozu gibt es Wikipedia? Blitzschnell ist sie auf der richtigen Seite und studiert den Eintrag:
Mit prämenstruelles Syndrom (PMS) bezeichnet man die im Monatszyklus auftretenden, äußerst komplexen Beschwerden bei Frauen, die vier Tage bis zwei Wochen vor dem Eintreten der Regelblutung einsetzen.
Der Schweregrad variiert.
Körperliche und seelische Symptome sind unter anderem: Gewichtszunahme, Müdigkeit, Erschöpfung, Übelkeit, Krämpfe, Kopf- und Rückenschmerzen, Heißhungerattacken oder Appetitlosigkeit, Stimmungsschwankungen, Reizbarkeit, Hyperaktivität, Depressionen, Aggressivität …
Carlotta hört auf zu lesen und schnappt entsetzt nach Luft. Das hört sich ja an wie eine schwere Krankheit! Kriegt das etwa jedes Mädchen, wenn’s so weit ist? Arme Manu! Kein Wunder, dass die so zickig drauf ist und jeden anblafft, der ihr zu nahe kommt! Kann man denn gar nichts dagegen machen?
Mit angehaltenem Atem überfliegt sie den Abschnitt über die Ursachen des PMS, worin es in erster Linie um die Hormone geht, die – so scheint es ihr – an diesen speziellen Tagen ziemlich viel zu tun haben. Als Gegenmittel und Therapie empfiehlt der Artikel lockeren Sport an der frischen Luft, ausreichend Schlaf, Entspannungsübungen, einen positiven Umgang mit den Beschwerden, eine gesunde Ernährung und den Verzicht auf Süßigkeiten.
Manu und Entspannungsübungen? Carlotta grinst. Unvorstellbar! Überhaupt ist das genau der richtige Vorschlag für Manu: Bewegung im Freien und keine Schokolade …
Sie schließt die Seite und ruft ihr E-Mail-Postfach auf. Papa hat ihr eine Mail geschrieben, dass er sich schon auf das nächste Heimfahrt-Wochenende in zwei Wochen freut. Er fragt, ob er sie abholen soll und was sie sich zum Essen wünscht.
Carlotta schreibt zurück:
Hi Papa!
Geht’s dir gut? Mir ja. Klar sollst du mich abholen! Oder soll ich lieber per Anhalter fahren? (Haha, war nur ein Scherz! ;-)
Zum Essen wünsche ich mir Nudelpizza, Döner und Pfannkuchen, am besten alles zusammen. Und zum Nachtisch Waldmeisterwackelpudding mit Gummibärchen und Vanillesoße.
Lass uns mal telefonieren.
Ciao!
Deine Carlotta
Sie wirft einen Blick auf ihre Uhr. Die Zeit reicht gerade noch für eine kurze Mail an Katie, ihre allerbeste und älteste Freundin:
Hallihallo Special-K!
Hoffe, dir geht’s gut? Mir so einigermaßen, wenn man von der Schule mal absieht, würg.
In zwei Wochen komm
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