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Filzengraben

Filzengraben

Titel: Filzengraben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Reategui
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Besprechen wir die Einzelheiten.«
    Â»Ganz wie Ihr wünscht«, sagte Urquhart.
    Kultiviert und höflich, dachte Mathias. Ein seltsamer Bursche. Leise
begann er, auf Urquhart einzureden. Sein Gegenüber hörte reglos zu und nickte
verschiedene Male.
    Â»Habt Ihr noch Fragen?«, schloss Mathias.
    Â»Nein.«
    Â»Gut.« Mathias stand auf und klopfte sich Gras und Erde von den
Kleidern. Er brachte eine Schriftrolle aus seinem Mantel zum Vorschein und
reichte sie dem Blonden. »Hier ist ein Empfehlungsschreiben vom Abt der
minderen Brüder versus St. Kolumba. Macht Euch nicht die Mühe einer frommen
Visite, niemand erwartet Euch dort. Ich glaube zwar nicht, dass man Euch
kontrolliert, aber angesichts der Referenzen wird Euch keine Stadtwache den
Zugang verwehren.«
    Urquhart pfiff leise durch die Zähne. »Ich brauche kein Papier, um
reinzukommen. Trotzdem, wie habt Ihr den Abt dazu bringen können, sein Siegel
in Euren Dienst zu geben?«
    Mathias lachte selbstzufrieden. »Unser gemeinsamer Freund Wilhelm
von Jülich ist stolzer Besitzer eines Hofes Unter Spornmacher. Das ist um die
Ecke gespuckt, und der Abt der minderen Brüder schuldet ihm verschiedene
Gefallen. Wilhelm hat ihm ein paar Kostbarkeiten für die Sakristei
überantwortet, wenn Ihr versteht, was ich meine.«
    Â»Ich dachte, die Minoriten seien nach dem Willen des barmherzigen
Gottes arm und mittellos.«
    Â»Ja, und darum gehört alles auf ihrem Grund und Boden einzig dem
Herrn. Aber solange der’s nicht abholt, muss es ja verwaltet werden.«
    Â»Oder gegessen?«
    Â»Und getrunken.«
    Â»Wollt Ihr endlich ein Ende machen?«, zeterte Heinrich gedämpft.
»Die Porta hanonis wird Schlag zehn geschlossen. Nichts reizt mich weniger, als
die Nacht vor den Toren zu verbringen.«
    Â»Schon gut.« Mathias betrachtete Urquhart. »Entwickelt Euren Plan.
Wir treffen uns morgen Abend an St. Ursula um die fünfte Stunde, um alles
Weitere zu besprechen. Ich nehme an, Ihr wisst bis dahin für Eure Sicherheit zu
sorgen.«
    Â»Macht Euch keine Gedanken«, lächelte Urquhart. Er reckte die
Glieder und sah zum Mond auf, der scheu zwischen den Wolken hervorlugte. »Ihr
solltet reiten, Eure Zeit wird knapp.«
    Â»Ich sehe Euch ohne Waffen.«
    Â»Wie ich bereits sagte, macht Euch keine Gedanken. Ich pflege meine
Waffen zu benutzen, nicht öffentlich auszustellen. Aber sie liegen bereit.« Er
zwinkerte Mathias zu. »Ich führe sogar Vellum und Feder mit.«
    Â»Das sind keine Waffen«, bemerkte Mathias.
    Â»Doch. Das geschriebene Wort kann sehr wohl eine Waffe sein. Alles
kann eine Waffe sein, wenn man es entsprechend einzusetzen weiß.«
    Â»Ihr werdet’s wohl wissen.«
    Â»Sicher. Reitet.«
    Heinrich wandte sich missmutig ab und stapfte hinüber zu den
Pferden. Mathias ging ihm nach. Als er sich noch einmal umdrehte, war Urquhart
wie vom Erdboden verschluckt.
    Â»Habt Ihr seine Augen gesehen?«, wisperte Heinrich.
    Â»Was?«
    Â»Urquharts Augen!«
    Mathias versuchte, seine Gedanken zu sammeln. »Was ist mit seinen
Augen?«
    Â»Sie sind tot.«
    Mathias starrte auf die Stelle, an der Urquhart zuletzt gestanden
hatte. »Ihr träumt, Heinrich.«
    Â»Augen wie von einem Toten. Er macht mir angst.«
    Â»Mir nicht. Reiten wir.«
    Sie ließen die Pferde ausgreifen, so schnell es die Dunkelheit und
das Wurzelgewirr im Hag erlaubten. Als sie freies Feld erreichten, schlugen sie
den Tieren die Fersen in die Seiten und erreichten die Porta rund zehn Minuten
später. Langsam schlossen sich die Torflügel hinter ihnen, als sie in den
Schutz der großen Mauer entkamen.
    Die Nacht hatte wieder einmal gewonnen.

11. September
    Forum feni
    Jacop der Fuchs schlenderte
über die Märkte und stellte sein Mittagessen zusammen.
    Den Beinamen hatte er nicht von ungefähr. Für gewöhnlich leuchtete
sein Kopf wie ein Burgfeuer. Klein und schlank von Statur, wäre er niemandem
weiter aufgefallen, wenn nicht dieser unbändige Schopf roter Haare nach allen
Himmelsrichtungen gegriffen hätte. Jede der drahtigen Strähnen schien einem
eigenen Verlauf zu folgen, dessen Hauptmerkmal darin bestand, dass sie ihn mit
keiner anderen teilen wollte. Das Ganze als Haartracht zu bezeichnen, war mehr
als abwegig. Trotzdem, oder gerade deshalb, übte es auf Frauen den seltsamen
Zwang aus, hineinzugreifen und daran herumzuzerren, mit den

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