Fiona
Blut in den Adern habt. «
Nachdem Roger Alicia auf den Weg gebracht hatte, faßte er Judith unter die Achseln und stemmte sie hoch. »Gut. Ihr seid nicht schwerer als meine Rüstung. « Er ging in die Hocke. »Steigt auf meinen Rücken und haltet Euch fest. «
Judith nickte und gehorchte. Sie vergrub ihr Gesicht an Rogers Schulter und schloß die Augen. Sie sah nicht nach unten, als er über den Dachrand kletterte. Sein Nacken wurde feucht von Schweiß, und sie spürte, wie sehr ihn das Klettern anstrengte. »Wollt Ihr Euch von einem Engländer besiegen lassen? « raunte er Alicia zu, die neben ihm über dem Abgrund hing.
Judith öffnete ein Auge und sah voller Bewunderung zu ihrer Schwägerin hinüber. Alicia hatte sich das Seil um einen Knöchel gewickelt, den anderen Fuß darauf gestemmt, und eine Hand unter die andere setzend, ließ sie sich am Seil hinunter. Auf Rogers Zuruf hin beschleunigte sie das Tempo.
Judith dachte gar nicht daran, Rogers sicheren breiten Rücken zu verlassen, nur weil sie wieder auf festem Boden standen. Als wäre das eine Sache, die er täglich verrichtete, schälte er ihre Hände und dann ihre Beine von seinem Körper.
Zitternd sah Judith zu, wie er zum anderen Seil rannte, das lose über dem Boden hing. Alicia war noch ein gutes Stück vom Boden entfernt.
»Springt, Schottin! « rief er zu ihr hinauf.
Ein kurzes Zögern, doch dann ließ Alicia das Seil los und landete wuchtig in Roger Chatworth’ ausgebreiteten Armen. »Ihr müßt so viel wiegen wie mein Pferd«, murmelte er, während er sie auf die Beine stellte. »Würde ich zuviel erwartet haben, als ich hoffte, die Frauen hätten auch Pferde in der Nähe versteckt? «
»Komm, Feind! « sagte Alicia und winkte ihm mit dem Arm zu.
Roger packte Judith an der Schulter, weil sie stocksteif dastand und mit entsetzten Augen hinaufstarrte zu der Stelle, wo das Seil an den Zinnen hing. »Lauft! « sagte er und gab ihr einen aufmunternden Klaps auf die Kehrseite. »Nun wollen wir meine Schwester und Chris aus den Händen ihrer Peiniger befreien! «
Miles stand in der Mitte der Zelle wie in Erwartung von Gästen, als die Tür aufgestoßen wurde und Fiona und Clarissa hereinstolperten.
»Du bekommst Gesellschaft, Montgomery! « rief der Wächter lachend. »Genieße diese Nacht, weil es vermutlich die letzte Nacht deines Lebens sein wird. «
Miles fing Fiona auf, ehe sie zu Boden stürzte, und langte dann nach Clarissas Arm.
Mit der Erfahrung eines Frauenkenners setzte er sich auf den Boden, die Arme um die Schultern beider Frauen gelegt, während Fiona begann, ihm begeistert das Gesicht abzuküssen.
»Man hat deinen Brüdern erzählt, daß du tot seist«, sagte Fiona zwischen Küssen. »Oh, Miles, ich hätte nicht geglaubt, daß ich dich jemals Wiedersehen würde. «
Miles, ein leises Lächeln auf den Lippen, ein Leuchten in den Augen, küßte beide Frauen auf die Stirn. »Jetzt kann ich in Frieden sterben. «
»Wie kannst du nur über so etwas Witze machen..? « begann Fiona, doch Miles küßte sie auf den Mund, um sie zu beruhigen.
Die drei spitzten die Ohren, als der Wächter vor der Zelle einen Alarmruf ausstieß, und die Treppe zum Dach hinaufrannte. Danach hörten sie einen dumpfen Fall.
In der Stille, die dem Poltern folgte, richtete Miles die Augen an die Decke und sagte: »Alicia? «
Beide Frauen nickten.
Miles holte tief Luft und seufzte. »Nun erzählt mir mal, was ihr angestellt habt. «
Clarissa schwieg, während Fiona Miles von ihrem Plan erzählte, daß Judith an der Mauer hinunter in Miles’ Zelle klettern sollte. Clarissa, an Miles’ starke Schulter gelehnt, an der sie sich geborgen fühlte, beobachtete sein Gesicht und sah, wie seine Augen dunkel wurden. »Raine würde mir den Hals umdrehen, wenn ich ihm von unserem Plan erzählte«, dachte Clarissa, und heiße Tränen stiegen ihr in die Augen.
»Clarissa? « sagte Miles, Fionas Bericht unterbrechend, »wir kommen hier wieder heraus. Dafür werden meine Brüder schon sorgen… «
Sie wischte sich mit dem Handrücken die Augen aus. »Ich weiß. Ich dachte nur daran, daß Raine mir für das, was ich getan habe, die Haut abziehen wird. «
In Miles’ Augen irrlichterte es. »Ja, das wird er. «
»Du bist verletzt! « rief Fiona plötzlich, als ihre Hand über einen schmutzigen Verband um seinen Brustkorb tastete. Miles’ Hemd war nur noch ein kümmerlicher Fetzen, und das, was dieser Fetzen noch bedeckte, hatte Fiona inzwischen mit ihrer Hand
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