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Firkin 01 - Der Appendix des Zauberers

Firkin 01 - Der Appendix des Zauberers

Titel: Firkin 01 - Der Appendix des Zauberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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Mal auf den Weg, um Gold zu suchen.
     
    In drei Augenpaaren, die pechschwarz glänzten und in drei gelblichen Gesichtern saßen, spiegelten sich drei winzige Sonnenuntergänge. Auf jeder pelzigen Wange zuckten nervös feine silbrige Schurrbarthaare.
    Tief in ihnen regte sich etwas.
    Rastlos, unruhig.
    Hinter ihnen raschelte es leise: vier weitere, gelbliche Nager. Und gleich dahinter wieder zwei, dann eine kleine Gruppe, und jetzt noch eine …
    Aus allen Richtungen kamen sie, von weit, weit her und versammelten sich auf der Felskante. Es zog sie dorthin. Es trieb sie etwas, das so gegenstandslos war wie Rauch und dabei so unwiderstehlich wie die Fleischeslust. Alle, die sein Rufen vernommen hatten, folgten ihm.
    Als der Tag zu Ende ging, als die Sonne glutrot die letzten Photonenstrahlen aussandte und hinter dem fernen Horizont versank, taperte eine zerlumpte alte Gestalt ins Tal zurück. Der Alte suchte sich einen geeigneten Fleck, warf sich das Bündel von der Schulter und errichtete aus Stecken und mottenzerfressenen Bettüchern ein windschiefes, wackliges Bauwerk, das ihm als Zelt diente. Einige hundert Augen sahen ihm dabei von hoch oben unverwandt zu – Augen, in denen nagetierische Neugier stand.
    Sie hielten Wacht … Und als ein eiskalt glänzender Silbermond still zum Himmel stieg, da hielten sie immer noch Wacht … und gaben acht … die ganze Nacht. Sie warteten. Und beobachteten. Nichts bewegte sich. Nur eine Unmenge winziger Schnurrbarthärchen zuckte fiebrig, und hoch oben sorgte die kosmische Maschinerie wie immer für die Umgestaltung des Himmels und trieb die Gestirne an, die – ein jedes auf seiner Bahn – über das samtschwarze Firmament zogen.
     
    Die Nacht verging schnell. Es gab keinen Grund, warum sie sich noch länger hätte aufhalten sollen.
     
    Die Nager wachten noch immer. Da stahl sich schüchtern und ohne großes Tamtam und Trara ein orangeroter schwacher Schein über den Horizont. Gespannte Unruhe lief durch die wartende Menge. Rastlos scharrten winzige Pfoten. Dann rückte die Menge wie ein Mann ein paar Schritte nach vorn. Der orangefarbene Schein verblaßte allmählich, verlor dabei aber nicht an Anziehungskraft. Die Felskante … sie lockte.
    Kein Wort fiel, kein Kommandopiepser war zu hören, und trotzdem setzten sie sich in Bewegung. Alle ohne Ausnahme. Ein gelblicher Teppich rollte auf die steile Felskante zu. Langsam erst, dann immer schneller.
    Im stillen, kalten Licht eines ganz gewöhnlichen Morgens stürzte sich hoch oben in den Krapathen ein Heer von Lemmingen quietschvergnügt von einer Felskante ins Nichts …
     
    Wuumps … ssssttt.
    Der Prospektor zuckte im Schlaf.
    Wuumps … ssssttt.
    Grunzte und rollte sich auf die Seite.
    Wuumps … ssssttt.
    Fuhr erschrocken hoch, riß die Augen auf und horchte.
    Es war hell. Seiner Meinung nach noch sehr früh. Kurz nach Tagesanbruch vielleicht. Er kratzte sich den schmuddeligen Bart und runzelte die Stirn. Irgend etwas hatte ihn aufgeschreckt. Kein Zweifel. Aber was?
    Wuumps … ssssttt.
    Neugierig kroch er nach vorn und spähte hinter dem zerlumpten Lappen am Zelteingang nach draußen. Alles ganz normal. Er steckte den verstrubbelten Kopf hinaus und sah sich um. Nur Millimeter vor seiner Nase sauste wie ein Blitz ein gelblicher Strich vorbei. Er schrie erschrocken auf und war mit einem Satz wieder im Zelt. Er blieb einen Moment lang reglos sitzen, rieb sich die Augen, setzte sich die Brille auf und riskierte es ein zweites Mal. Sah alles gleich viel besser aus, wenn die Welt wieder den vertrauten Grünstich trug.
    Ängstlich und sehr, sehr vorsichtig steckte er den Kopf erneut aus dem Zelt. Blickte nach oben – eine einsame Krähe begrüßte krächzend den neuen Morgen. Still und reglos lag das kleine Tal vor ihm.
    Steifgliedrig zwängte er sich aus dem Zelt, richtete sich auf und vertrieb durch ausgiebiges Strecken die Schmerzen, die er sich durch eine weitere Nacht auf felsigem Boden zugezogen hatte. Er gähnte laut. Dann schlug er die Augen auf. Dann riß er die Augen auf! Die Arme noch weit ausgestreckt, versuchte er zu verstehen, was er vor sich sah.
    Er hatte schon des öfteren erlebt, daß sich Berge und Täler über Nacht verfärben konnten. Insofern war das, worauf er jetzt so ungläubig starrte, im Prinzip nicht neu für ihn. Berge und Täler waren oft über Nacht weiß geworden – doch das war dann lediglich Schnee gewesen. Kleine Wiesentäler waren ihm gelegentlich silbern erschienen – doch das war bloß

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