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Firkin 01 - Der Appendix des Zauberers

Firkin 01 - Der Appendix des Zauberers

Titel: Firkin 01 - Der Appendix des Zauberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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Abstammung.
    »Vierundsiebzig Prozent Lebensmittelsteuer«, grübelte der König.
    Börrnhadt sah ihn erwartungsvoll an.
    »Nun denn – ich denke, fünfundsiebzig Prozent würde die Rechnerei etwas einfacher machen.«
    »Durchaus, Sire.«
    Börrnhadt kratzte sich den Kopf.
    »Also – dann macht es so«, entschied der König.
    »Sehr wohl, Sire.« Swinehunt nahm die Feder, setzte sich seinen Steuerberaterhut auf den Kopf … »Ein weiser Entschluß, Sire« … griff nach dem Tintenfaß … »Ein. Entschluß, der von einem exzellenten Urteilsvermögen zeugt, wenn Ihr mir erlaubt, das zu sagen, Sire.«
    »Nehmt es ganz einfach zu Protokoll. Seid so nett.«
    »Selbstverständlich, Sire.«
    Mattsches rieb sich das Bein und blickte Swinehunt finster an.
    Der Erzkanzler schlug das riesige ledergebundene Protokollbuch auf, rückte die lederne schwarze Augenklappe zurecht, knackte geräuschvoll mit den Fingern und begann zu schreiben.
    Börrnhadt lächelte und lauschte dem kratzenden Geräusch, mit dem die Feder über das rauhe Pergament schabte.
    Sein Einfall: Er war festgehalten, war dokumentiert, stand geschrieben – schwarz auf weiß!
     
    An einem Tag im Spätfrühling kurz nach Mittag sah der Junge die Gelegenheit, auf die er gewartet hatte. Er zögerte keine Sekunde lang: Sein Arm schoß nach vorn, er schnappte sich Meister Lampe, den Hasen. Riesig lag die Hand auf dem winzigen Häschen, mühelos riß sie die wehrlose Kreatur brutal nach oben. Meister Lampe ließ es ohne Gegenwehr geschehen – Meister Lampe konnte sich nicht wehren.
    Und dann geschah, was geschehen mußte: Das Häschen landete umgehend in Firkins anderer Hand, wo es sich zu seinen Brüdern Löffel und Puschel gesellte. Damit hatte Firkin drei. Jetzt brauchte er nur noch einen. Er gab Reineke ab, den Fuchs, schnippte ihn mit einer lässigen Handbewegung weg.
    Hogshead beobachtete, wie sich der Fuchs überschlug, dann weiterpurzelte und schließlich auf dem schmuddligen Bettuch landete. Er blickte verärgert auf, sah Firkin finster an und verpaßte damit seinen Einsatz.
    Dawn holte sich den Fuchs. Sie lächelte schwach und steckte ihn zu den drei anderen. Dann warf sie den Wolf Isegrimm ab und präsentierte ihrem Bruder und Hogshead, seinem besten Freund, das komplette Füchsequartett.
    »Gewonnen«, sagte sie schlicht. Dann schüttelte sie ein Hustenanfall, die Farbe wich aus ihren Wangen, sie krümmte sich auf dem Bett zusammen.
    Firkin sah seine Schwester mitleidvoll an. Er sah keine Möglichkeit, wie er ihr hätte helfen können. Und das bedrückte und deprimierte ihn. Seine Hilflosigkeit machte ihn wütend: Es ärgerte ihn, daß er verloren hatte. »Und ich war schon so nahe dran! Nur noch einen von diesen blöden Hasen und …«
    »Nützt nichts – ich hab gewonnen!« sagte Dawn, nachdem sie kurz wieder zu Atem gekommen war.
    »Noch ein Spiel«, bettelte Hogshead, der unbedingt auch einmal gewinnen wollte. »Ich gebe.« Ungeduldig sammelte er die Karten auf Dawns Bett zusammen.
    »Tut mir leid. Heute nicht mehr«, erklärte Dawn schwach. »Vielleicht ein andermal wieder, ja?«
    Achselzuckend sammelte Hogshead die restlichen Karten ein.
    »Komm schon«, sagte Firkin und dirigierte Hogshead hinaus, »Dawn braucht jetzt Ruhe.«
    Und wie zur Bestätigung hörten sie sie erbärmlich husten.
     
    Dawn war das jüngste Opfer einer Krankheit, die Khucaph heimsuchte, eine winzige Gemeinde hoch oben in den Krapathen. Ein Großteil der Kinder und einige ältere Leute waren dieser Krankheit bereits erlegen.
    Dabei war es keineswegs so, daß es sich um eine unheilbare Krankheit gehandelt hätte. Ganz im Gegenteil: Hätten die Leute in Khucaph vernünftig zu essen gehabt, dann hätte es diese Krankheit nicht gegeben. Das war das ganze Geheimnis. Die jüngste Steuererhöhung, die der König von Isolon erlassen hatte, setzte dem Dorf zu wie die Wirkung eines lähmenden Gifts. Es war schon schwer genug, in diesem unfruchtbaren, vom Heidekraut überwucherten Bergland ausreichend Nahrungsmittel für den Eigenbedarf zu erzeugen. Daß man davon aber auch noch beinahe drei Viertel an den König ins Tal abliefern mußte, das war kein Spaß mehr. Drei Viertel – soviel verlangte der König als ›Zehnten‹. Daß diese Abgabenmenge als ›Zehnter‹ bezeichnet wurde, das hatte (abgesehen davon, daß es sich einfach besser anhörte als ›Steuer‹) nur den einen Grund: Man hatte sich im Lauf der Zeit daran gewöhnt, es war eine Sache der Tradition. Ursprünglich

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