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Firkin 01 - Der Appendix des Zauberers

Firkin 01 - Der Appendix des Zauberers

Titel: Firkin 01 - Der Appendix des Zauberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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runter.«
    »No, vielleicht darf ich die Härren in Versuchunk fihren mit einem Stick Schwarzwälderkirsch? Odär vielleicht mit Zirtonänsorbä? Oder mit La Mort au Chocolat?«
    »Danke. Für mich nicht«, sagte Firkin. »Ich kann nicht mehr.«
    »Uiii ja. Bitte.«
    »Und wos fir ein Dässär winscht der Härr?« fragte Vlad und kicherte leise vor sich hin.
    »Das erste«, entschied Hogshead, ohne lange zu überlegen – er kannte keine der drei Nachspeisen.
    »Ausgäzeichnät, main Härr. Obglaich gerade der siße Tod sähr gern gewählt wird! Chichichi!« Weg war er wieder, schnell und lautlos und mitsamt den Tellern.
    »Ich weiß nicht warum, Hogshead, aber mir gefällt es hier nicht. Ich bekomm eine Gänsehaut, wenn ich diesen Vlad sehe. Wenn wir nicht abhauen, kommen wir nie mehr zum Schloß. Ich glaube, wir sollten uns schleunigst auf die Socken machen …«
    »Ihr Dässär, main Härr!« Vlad hielt Hogshead einen Teller unter die Nase und sah Firkin mißtrauisch an.
    »Äh, nein. Danke. Wir wollten eigentlich ab … Au!«
    Firkin hatte Hogsheads unter dem Tisch einen Tritt versetzt und gab ihm Zeichen, still zu sein.
    »… warten. Ein wenig warten, wollte er sagen, bis er den ersten Gang verdaut hat, bevor, bevor, äh …«
    »… ich meine Nachspeise esse«, brachte Hogshead hocherfreut den Satz zu Ende. Firkin grinste matt.
    »Sähr schän. Lassen Sie sich ruhik Zait. Unnätige Hätze verdirbt Ihren Gäschmack – äh, Ihnen den Gäschmack, main ich«, verbesserte er sich eilends. »Nähmen Sie sich Zait, so langä Sie wollen. Vielleicht bissl Kaffä?«
    Firkin nickte zustimmend. Eigentlich nur, um sich eine Verschnaufpause zu verschaffen. Hogshead war mit der mühsamen und beschwerlichen Aufgabe beschäftigt, ein riesiges Tortenstück wegzuputzen. Vlad wuselte davon, um den Kaffee zu holen.
    »Vergiß das Zeug, Hogshead. Wir müssen raus hier.«
    »Aber die ganze gute Schokolade …!«
    »Wir müssen los! Mir gefällt das hier nicht.«
    »… und schwarze Kirschen sind auch drin!«
    »Komm jetzt! Vergiß die Torte!« Firkin zerrte Hogshead am Arm.
    »Aber es schmeckt so …«
    »Los, komm sch… oh!«
    »Ihr Kaffä, maine Härren.« Vlad stellte zwei Tassen mit dampfendem Kaffee auf den Tisch und war wieder verschwunden.
    Firkin setzte sich. Nicht zu glauben, daß Hogshead so dämlich war. Wollte bleiben und seine Nachspeise essen! Lächelte auch noch zufrieden. Verstand er denn nicht? Dieser Vlad – das steckte mehr dahinter!
    Firkin griff geistesabwesend nach der Kaffeetasse und trank aus.
    Hogshead grinste idiotisch und deutete mit dem Finger wirr in die Gegend. Und fing an zu lachen. Hysterisch zu lachen.
    Hinter dem Bild lächelte Vlad, anheimelnd wie ein toter Fisch, und leckte sich die kalten grauen Lippen. Zwei spitze dünne Zähne glitzerten.
    Hogshead verfärbte sich grün. »Wo kommt dieser Albatros her?« Firkin war leicht benommen. »Warum hängt an meiner Nase ein Elefant? Wer hat Hogshead meine Zehen an die Ohren gepflanzt?«
    Alles begann sich zu drehen und … »Hallo, Teppich … Ich liebe dich, Teppich … nein, bitte … nicht weglaufen, bitte!«
    Zu spät. Viel zu spät verstand Firkin, daß in seinem Kaffee mehr gewesen war als Kaffee, Milch und Zucker.
    Die Farben verblaßten.
    Alles um ihn wurde schwarz und weiß.
    Dann nur noch schwarz.
     
    Maney Hauweck stand auf einer kleinen Anhöhe über der Ostgrenze von Cranachan und richtete das Wort an die vielen hundert Männer, die vor ihm angetreten waren und erwartungsvoll zu ihm aufsahen. Männer in festen gelben Jacken, die meisten mit Spitzhacken gerüstet, manche mit Sprengkeilen und einige mit riesigen Vorschlaghämmern. Alle trugen gelbe Bauarbeiterhelme. Hinter ihm stand eine Reihe riesiger, leerer, gelber Metallcontainer. Das war der Bautrupp, der das gewaltigste Straßenbauprojekt des Jahres 1025 MEZ durchführen sollte.
    »Männer«, brüllte Hauweck, als die Sonne verschlafen himmelwärts ruckelte, »ihr wißt, warum wir hier sind und was wir zu tun haben! Unser Auftrag: die Grenze, die ihr da vor euch seht. Viel Zeit haben wir nicht. Ich will daher Schweiß sehen, Schweiß und Hinklotzen. Von jedem! Viel Glück!« Und als er eine zerbeulte Pfeife aus der Tasche zog, hoben seine Männer die Werkzeuge und starrten auf die Grenzlinie, die parallel zur Felskante mäanderte. Es war nicht das erste Mal, daß sie eine dieser motivierenden Ansprachen gehört hatten; Maney Hauweck sah es als seine Pflicht an, vor jedem größeren

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