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Firkin 02 - Die Frösche des Krieges

Firkin 02 - Die Frösche des Krieges

Titel: Firkin 02 - Die Frösche des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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sich ausgab, und daß alle, die ›gut fürs Geschäft‹ waren, auch tatsächlich teilnehmen würden. Eine Einladung bei Kha Putschieno war eine Einladung, der man unter allen Umständen Folge zu leisten hatte.
    Das Fest heute abend bedeutete ihm sehr viel, und er hatte deswegen auch keine Kosten und Mühen gescheut. Ein Quartett von Weltrang war verpflichtet, und ein marmorblitzender Konzertsaal eigens für diesen Auftritt gebaut worden. Er hatte ein gesetztes Büfett für dreiunddreißig der bedeutendsten Stadtbürger Cranachans bestellt, das neben dem üblichen Zuviel an Dips, Quiches, Salaten und Appetithäppchen auch etwas exotischere Delikatessen bot wie gegrillte Amorettische Giftschleiche, Puffotterpfannkuchen, Supreme vom Drachenaal und – als besonderen Festschmaus für seine Tochter – ein Töpfchen Lemmingmousse, Spezialimport aus Isolon. Natürlich – Kha Putschieno machte sich da gar nichts vor – war das ein wenig verstiegen. Aber der Anlaß, der fünfzehnte Geburtstag seiner Tochter Mhari Ujanna, war es wert, daß er sich diese kleine Extravaganz leistete. Und schließlich: Wofür scheffelte man eigentlich den ganzen Haufen Geld aus erpresserischen Wuchergeschäften, aus dubiosen Waffenschiebereien und dem Drogenhandel, wenn man es nicht für jemanden ausgeben konnte, den man liebte?
    Mhari Ujanna wäre jedenfalls begeistert. Kha Putschieno war sich diesbezüglich ganz sicher.
    Er hatte es ihr eindrücklich nahegelegt.
     
    Firkin und Hogshead hockten niedergeschlagen in ihrem Käfig und blickten sich um. Keiner hätte sagen können, wie lange sie schon hier waren. Noch mehr beunruhigte sie aber, daß genausowenig einer sagen hätte können, wie lange sie noch hier sein würden. Mit Praxx in Losa Llamas Kontakt aufzunehmen, vierzehn Jahre in der Zukunft, das war unmöglich. Sie konnten nur warten. Doch was war, wenn es schon zu spät war? Wenn die Truppe der Geheimpolizei bereits in Losa Llamas eingefallen war und das Thaumatron zerstört hatte? Was war dann? Firkin hatte Rückenschmerzen, der Kopf hämmerte ihm noch immer, und die Krallen waren so sehr zerschunden, daß auch die beste Kosmetikerin nichts mehr hätte ausrichten können. Er gurrte erbarmungswürdig und sah sich wieder um. Der nackte Kerker, in den man sie geworfen hatte, war nicht der einzige in diesem Raum: Dutzende von Käfigen standen in langen Reihen an den Wänden. An der Vorderseite hing ein kleiner Trog, in den man ihnen vertrocknete Körner geschüttet hatte, von denen ein Teil schon keimte. Die Drahttür war an der Außenseite befestigt und verriegelt, es war unmöglich, sie von innen zu öffnen. Und rundherum in den anderen Käfigen scharrten und raschelten weitere Tauben, verhalten, stumm und betrübt. Hogshead rieb sich den gequetschten, lädierten Flügel und untersuchte eine gebrochene Kralle.
    Hinter den Käfigen, fast schon außer Hörweite, schwebten geisterhaft die körperlosen Stimmen geschäftig hin und hereilender Menschen durch eine offene Tür. Firkin grübelte, was diese Geschäftigkeit wohl bedeuten mochte – trotz seiner Blessuren war seine Neugier geweckt. Durch eine Luke in der Wand flogen Tauben aus und ein, die kleine Kapseln an den Beinen trugen: Sie brachten Botschaften und Nachrichten und flatterten mit Antworten und Anordnungen wieder davon.
    »Noch eine Nachricht von Maney Hauweck«, sagte einer, dessen Aufgabe es war, die Kapseln zu öffnen und den Inhalt an die zuständige Dienststelle weiterzuleiten. »Er meint, sie hätten jetzt beinahe die Hälfte durch. Aber die Dorfbewohner würden langsam müpfig, meint er.«
    »Was macht der eig’ntlich da drüben?« fragte eine andere ätherische Stimme, die durch die Tür in die cranachische Telekommunikationszentrale wehte.
    »Weiß ich auch nich so genau«, sagte die erste Stimme. »Hat irg’ndwas mit Lemminge zu tun.«
    Firkin war auf der Stelle hellwach. Er fuhr bolzengerade hoch und stieß Hogshead in die Seite.
    »Und warum mach’n sie desweg’n ’n halb’n Berg platt?« fragte die zweite Stimme.
    »Ich denk, weil sich die Viecher von da ob’n runterschmeiß’n, meinze nich auch?«
    »Echt? So wie bei Banschitschamping?«
    »Genauso. Bloß auf echt. Ohne Seil.«
    »Is wahr?«
    »Echt wahr. Kannze mir glaub’n.«
    Firkins Gedächtnis spulte im Schnellauf zurück. Er dachte an das Tal hoch oben in den Bergen, in dem er aufgewachsen war; an Franck, der Hogshead und ihm erzählt hatte, wie er die Lemminge entdeckte hatte und beinahe über

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