Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Firkin 02 - Die Frösche des Krieges

Firkin 02 - Die Frösche des Krieges

Titel: Firkin 02 - Die Frösche des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
Vom Netzwerk:
Mensch, der etwas am Leib hatte, das entfernt an einen weißen Laborkittel erinnerte, zog die Aufmerksamkeit der verstörten Spielerrunde auf sich. Alle vier starrten erschrocken auf die tröpfelnde Gestalt und kamen mehr oder weniger gleichzeitig zu folgendem mehr oder weniger gleichartigen Schluß:
    Unangemeldet und ohne Anklopfen einzutreten – das bedeutete wahrscheinlich, daß etwas Außergewöhnliches geschehen war. Ein Labortechniker mit einem dringlichen Anliegen – diese Kombination konnte nur bedeuten, daß es sich um ein höchst außergewöhnliches und völlig normwidriges Geschehnis handeln mußte. Aber ein tropfnasser Techniker, der einen aufgeschlitzten und tröpfelnden Laborkittel am Leib und einen Ausdruck im Gesicht hatte, der vom panischen Schrecken eines Menschen kündete, der vor kurzem Zeuge eines Vorfalls geworden war, wie er sich im Leben anderer Menschen allenfalls ein einziges Mal ereignete und dann in Windeseile vorbei und überstanden war – diese Kombination bedeutete, daß dieses außergewöhnlich entsetzliche und völlig normwidrige Geschehnis nicht Vergangenheit, sondern noch sehr gegenwärtig war und im Augenblick erschreckend schnell auf seinen katastrophalen Höhepunkt zusteuerte.
    Der Techniker stand in einer Wasserpfütze, die zusehends größer wurde, zitterte und stierte zu Tode erschrocken vor sich hin.
    »Was ist passiert?« fragte Praxx ängstlich.
    »… äh …«
    »Ja, und weiter …« Praxx wedelte aufmunternd mit den Händen, um den Informationsfluß ein wenig zu beschleunigen.
    »… äh …«, wiederholte der Techniker. In der Brusttasche seines Laborkittels zappelte ein Fisch und schnappte verzweifelt nach Luft.
    »Weißt du eigentlich, daß in deiner Brusttasche ein Fisch zappelt?« Apathos zupfte sich an den Haaren. »Glaubt ihr, er weiß, daß in seiner Brusttasche ein Fisch zappelt?«
    »… Eia …«
    »… poppeia, oder wie?« Watt stieß Phlux in die Seite.
    »Halt die Klappe!« fauchte Praxx. »Die Sache ist ernst!«
    Watt verfärbte sich zartrosa und blickte verlegen auf seine Schuhspitzen.
    »Komm schon. Hier kann dir nichts passieren. Jetzt sag schon, was los ist.«
    Der Techniker blickte verängstigt zur Tür und zuckte wiederholt. Tödliches Entsetzen leuchtete in seinen Augen, die Schreckliches gesehen haben mußten. Noch einmal unternahm er den verzweifelten Versuch, sich verständlich zu machen: »… Ei … Ei … Eiaaa.«
    »Tut mir leid, aber ich verstehe immer nur Bahnhof«, nörgelte Apathos. »Das liegt an diesem Fisch! Ganz bestimmt. Bei diesem Gezappel muß man ja blöd werden!«
    Plötzlich hörte der Techniker zu zucken auf und starrte Praxx ins Gesicht. Seine Augen … Es war, als blicke man in einen tiefen dunklen Brunnenschacht, auf dessen Grund ein Orkan hauste: Sie waren hohl, zutiefst erschrocken, aufgewühlt, in Aufruhr. Er öffnete den Mund, wollte sprechen und – stieß einen hohen, spitzen Entsetzensschrei aus: »… Eier! … Eier! … Eier! … Eier! … Eier!« Dann brach er haltlos schluchzend zusammen.
    Krachend warf Praxx seinen Stuhl um. Mit einem Satz war er auf den Beinen, war im nächsten Augenblick schon aus der Tür und rief Apathos zu sich. Watt und Phlux sollten sich um den Techniker kümmern.
    In den zurückliegenden Monaten hatte Praxx die Menschheit lieben gelernt – nur deshalb beeilte er sich jetzt so. Wenn sich herausstellen sollte, daß nur ein Teil dessen zutraf, was seiner Meinung nach im Moment geschah, dann gab es nur eine Handvoll Menschen, die etwas dagegen zu tun vermochten. Und einer von ihnen war ihm vermutlich schon voraus.
     
    Obwohl er noch ein Stück zu laufen hatte, hörte Praxx die Schreie aus der Kammer schon. Schreie des Entsetzens, schmerzverzerrte Schreie, Schreie von Menschen, die Todesqualen litten, hallten durch den Flur und verstummten in dem Augenblick, da jener, der sie ausgestoßen hatte, seinen letzten Atemzug tat. Der Boden erzitterte unter schweren krachenden Schlägen, vom Blutrausch befallen tobte ein mörderischer Vernichtungswahn. Wie auf einer Weihnachtsfeier von Barbaren ging es in der Kammer zu.
    So grauenerregend alle diese Geräusche auch waren, sie waren nichts, verglichen mit dem einen Geräusch, das schrill und laut diesen kakophonischen Mahlstrom übertönte, das in regelmäßigen Abständen und mit wahnhafter Wonne durch das Chaos brach.
    Über all das Leid, über die Angst und über den Tod, die in der Kammer umgingen, erhob sich das irre, rauhe Gelächter eines

Weitere Kostenlose Bücher