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Firkin 3: Das Wurmloch ins Biblioversum

Firkin 3: Das Wurmloch ins Biblioversum

Titel: Firkin 3: Das Wurmloch ins Biblioversum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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Dunkel in Hogsheads Rocktasche (die sich ihrerseits im Augenblick tief im weit weniger behaglichen Dunkel des Wilderergefängnisses von Schloß Isolon befand), lag, was bei flüchtigem Hinsehen wie ein ganz gewöhnlicher, harmlos schnulziger Liebesroman aussah. Bei genauerem Zusehen aber zeigte sich, daß die Seiten fünfunddreißig bis einschließlich einhundertachtzehn dem Kauwerk eines Mandibelpaares ausgesetzt gewesen waren, jenen mächtigen Kieferbögen, die sich (eine meisterliche Adaptionsleistung der Evolution!) im Laufe von Jahrmillionen zu dem ausdrücklichen Zweck ausgebildet hatten, die Ligninfasern von Pergamenten zu zerkauen, aus denen Bücher gemacht sind.
    Sah man noch einmal genauer hin, dann konnte man entdecken, daß sich in dieser gemütlichen Aushöhlung etwas versteckte. Etwas, das nicht besonders glücklich war.
    Hätte dieses Etwas Augenbrauen gehabt, dann hätte es diese geschmerzt abgewinkelt, um soviel Mitleid wie irgend möglich zu erregen; hätte es ein Lippenpaar besessen, es hätte mit diesem angespannt gezittert, um zu vermeiden, auf äußerst würdelose Weise zu schniefen; wären ihm zwei Arme gegeben gewesen, dann hätte es sich mit ihnen fieberhaft den Bauch gerieben.
    Dieses Etwas war Ch’tin, der Bücherwurm. Und der hatte Bauchweh.
    Hatte äußerst heftige Bauchschmerzen, die auf der Schmerzskala irgendwo zwischen scheußlichen Krämpfen und puren Höllenqualen lagen. Und die immer noch zunahmen.
    Ch’tin quiekte elendiglich und krümmte sich in seinem Buch. Er hatte auch früher schon Magenverstimmungen gehabt. Damals etwa, als er mehrere Ligusterhecken verspeist, als er einen Haufen halb verfaultes Laub verschlungen, und dann, als er sich, halb wahnsinnig vor Hunger, über eine riesige Menge Flugblätter hergemacht hatte: politisches Werbematerial für eine Kommunalwahl, von dem er einiges kaum runtergebracht hatte.
    Aber noch nie hatte er Bauchweh gehabt, wie er es jetzt hatte. Obwohl – einmal vielleicht doch. Aber das war anders gewesen: Die Bauchschmerzen damals hatten Alpträume verursacht.
    Die Erinnerung daran machte ihm jetzt noch angst: Er hatte Stimmen gehört, ein Gewirbel aus Erzählhandlungen, nachdem er sich über den Anhang IIIb von Die Wahrhaft HIstoria von denen ZAubrischen und MAggischen Künsten hergemacht hatte. Wie hätte er, ein harmloser Bücherwurm, aber auch wissen sollen, daß die Lehrbücher der Zauberkunst nicht lediglich mit üblicher Druckerschwärze gedruckt sind? Daß ihnen vielmehr der Text mit Hilfe von Thaumatin-Farbstoffen auf magische Art und Weise eingeprägt wird? Sagt einem ja keiner! Kein Mensch warnt einen davor!
    Ch’tin zuckte zusammen: Wieder fuhr es ihm wie ein Blitz durch die Eingeweide! Es war eine Empfindung, die ihm entsetzlich bekannt vorkam.
    Aber das war doch nicht möglich …
    Oder doch?
     
    Die frühmorgendliche Chorgemeinschaft der Lüfte zirpte, kreischte und krähte wie üblich und schmetterte die unmelodischen Bekundungen ihrer Wesensart laut über das schnarchende Cranachan hin, schlug sie den Schläfern erbarmungslos um die abgeneigten Ohren und rüttelte mit dem Einfühlungsvermögen eines Preßluftbohrers die ganze Einwohnerschaft wach. Eine Schar Gänse fuhr brausend auf und ließ sich nach kurzem Formationsflug auf ihrem Lieblingsplätzchen für das Morgenkonzert nieder. Im Laufe vieler Generationen hatten die Wildgänse herausgefunden, daß hier, genau zwischen den hochaufragenden Mauern des befestigten Reichspalastes von Cranachan und einer gewölbten, grob behauenen Felswand, eine Stelle lag, die ganze Lautsprecherbatterien überflüssig machte. Der Lärm, den vier oder fünf gut aufeinander eingestimmte Gänse produzierten, wenn sie es richtig krachen ließen, war umwerfend. Ganz besonders dann, wenn sie den richtigen Rhythmus fanden, wenn jeder Schrei durch das Echo des vorangegangenen Schreis verstärkt wurde. Erstaunlicherweise wußten die cranachischen Schläfer diese kakophonische Lärmorgie nur wenig zu würdigen.
    Kha Putschieno stieß eine Reihe wüster Flüche vom Feinsten aus, steckte den Kopf unter das pinkfarbene Nullon-Bettuch * und warf sich stöhnend herum.
    Benebelt vom regionalen Rotwein, von dem er ein paar Flaschen zuviel getrunken hatte, wurde ihm mit einemmal undeutlich bewußt, daß er nicht allein war. Was an sich nichts Besonderes war. Da er der mächtigste und erfolgreichste Krabbenzüchter von Cranachan war und seine Finger noch in ein paar anderen, weit weniger legalen

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