Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Firkin 3: Das Wurmloch ins Biblioversum

Firkin 3: Das Wurmloch ins Biblioversum

Titel: Firkin 3: Das Wurmloch ins Biblioversum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
Vom Netzwerk:
Brunnen.
    »He, grüner Junge! Komm endlich raus und tu deine Pflicht. Mach schon: Was weinest Du, o Königstöchterlein …?« schrie sie in das abgrundtiefe Loch.
    »Jetzt gib mir schon den Ball, damit wir endlich weiterkommen! Oder grantelst du etwa wieder wegen deiner Arbeitsbedingungen? Ich geb ja zu, daß du den beschisseneren Part abbekommen hast: Hockst den ganzen Tag in diesem Tümpel rum und mußt dann auch noch die kalten Marmortreppen raufwatscheln. Paß auf: Du gibst mir den Ball, und ich schmeiß dich dafür vorm Zubettgehn nicht mehr so fest an die Wand … Einverstanden? … Was sagst du dazu?«
    Nichts rührte sich unter der Wasseroberfläche, absolut nichts.
    »Jetzt reicht’s!« Sie kreischte, stampfte mit dem Fuß auf, und der gläserne Pantoffel ging zu Bruch. »Scheiße! Der Requisiteur wird begeistert sein!« fluchte sie vor sich hin.
    »Ich geb dir noch fünf Sekunden, dann kommst du raus! … Genau fünf! Sonst bin ich auf der Stelle beim Verleger. Prinz hin oder her: Ich laß mir deine breitmäuligen Launen nicht mehr länger gefallen!«
    Sie machte auf dem intakten gläsernen Absatz kehrt und humpelte aufgebracht vor sich hin maulend davon.
     
    Slym Muphyn, der im exklusiven Kreis seiner Freunde Das Muli genannt wurde, wollte seinen Augen kaum trauen, als ihm eine dampfende Platte mit Wellhornschnecken serviert wurde. Echte Wellhornschnecken, Import aus dem weitentfernten Krillingen! Der König von Isolon und Cranachan ließ es sich wirklich an nichts fehlen! Seine Festgelage waren legendär. Nichts, was als Delikatesse, als Luxus, als Aphrodisiakum oder alles drei zusammen galt, durfte auf der Speisekarte fehlen, wenn der König ein Bankett gab. Und wenn das nur durch eine Anhebung des Zehnten zu bezahlen war, dann war das eben der Preis, den das Volk für einen glücklichen Monarchen zu zahlen hatte.
    Nicht umsonst sagte er seinen Untertanen immer wieder: »Ein glücklicher König erhöht eure Lebenserwartung.«
    Feuerschlucker in prächtigen Kostümen schluckten übelriechende Flüssigkeiten und atmeten gewaltige, wabernde Feuerstöße aus, in deren roter Glut jedesmal wieder einige Fliegen verschmorten. Die Jongleure blieben diesmal verständlicherweise am Boden und hopsten allenfalls ein paar Zentimeter hoch in die Luft. Dafür wirbelten sie Keulen, Messer und brennende Fackeln durch die Luft und ließen den König und die Mitglieder des Rates keine Sekunde lang aus den Augen. Schyrling kaute an einer gewaltigen Keilerhaxe, hinter ihm hockten zwei riesige Wolfshunde: erwartungsvoll, mit speicheltriefendem Maul. Hofnarren in buntscheckigen Kostümen hüpften ausgelassen durch den Saal und verwalkten die arglosen Schlemmer mit aufgepumpten Schweinsblasen. Es war ein Festmahl wie alle anderen: beschaulich und harmonisch.
    »Schon lange in der Boxerzucht?« schrie der König. Sein Knebelbart triefte von Schweinefett.
    Muphyn, das Muli, blickte von seinen Wellhornschnecken auf und deutete sich auf die Brust: »Ich?« fragte er kaum hörbar.
    »Sitzt ja wohl sonst keiner hier, der Krabben züchtet, oder? Also: Wie lange schon?«
    »So zwei Jahre vielleicht, Hoheit.« Die Hand mit der Schnecke hielt mitten in der Bewegung inne.
    »Und wieviel wirklich gemeine Viecher hast du in dieser Zeit gezüchtet?« brüllte der König.
    »Wie? Meint Ihr Wettkampfmaterial?«
    Der König nickte, seine Augen glühten merkwürdig.
    »Bloß den einen, Sire. Tut mir leid, Sire, bloß Kriller. Und der is verkauft.«
    Schyrling betrachtete die rechte Hand des Königs und dachte an die Krabbe.
    »Gut«, sagte der König. »Sehr gut. Ganz so, wie’s sein soll. Und jetzt laß dir’s schmecken.«
    Schyrling war sich nicht sicher, ob es einfach daran lag, daß Kharthezsh König war. Aber ihm war, als hätte er in dieser Äußerung etwas diktatorisch Endgültiges mitschwingen hören.
    Der Krabbenzüchter pulte eine weitere Schnecke aus ihrem Haus und schob sie sich in den Mund. Er erschauerte genüßlich, als die satt geknofelte Butter eine Geschmacksexplosion auf dem Gaumen zündete. Um ihn herum tobte, wirbelte und schrammelte der Haufen der Stimmungskanonen munter weiter, ein jeder so, wie man es von ihm erwartete.
    Plötzlich hustete Muphyn. Er wurde bleich, das Messer fiel ihm aus der Hand, spießte sich in das Brotbrett und nagelte es auf der Tischplatte fest. Muphyns Hände krallten sich um seinen Hals, er verfärbte sich rot, dann gelb und nahm schließlich eine seltsam ziegelbraune Schattierung an. Er

Weitere Kostenlose Bücher