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Firkin 3: Das Wurmloch ins Biblioversum

Firkin 3: Das Wurmloch ins Biblioversum

Titel: Firkin 3: Das Wurmloch ins Biblioversum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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Altmüll mit molluskullischer Lust gegenseitig auf, zur großen Freude der Menschen mit den Netzen, die für die Binnenländischen Molluskenwerke (BMW) arbeiteten. Schaltiere allererster Güte, die besten der Welt, wurden in Krillingen für den Export von den ausgedehnten Wellhornschneckenhausfluren gesammelt oder mit Treibnetzen aus den riesigen Napfschneckengängen (fachsprachlich Schneckenpfännchen genannt) geholt.
    Die drei Hohenpriester der Hochkirche von Sankt Mammon dem Ungewaschenen waren nun nicht deswegen nach Krillingen gekommen, weil sie der Abraum von Schneckenhausfluren und Schneckengängen besonders interessiert hätte. Sie wollten zwar abräumen, aber etwas ganz anderes: die deftigen Gewinne, die die BMW durch den Handel mit schalem Getier erwirtschaftet hatte.
    Sie warfen dem Pigscha-Kuli drei Dreiermänner * für die Fahrt hin, tätschelten im Vorbeigehen das schwitzende Ferkel und steuerten schnurstracks das Wirtshaus zum Prallhans an.
    »Drei Maß Hexenhammer, Herr Wirt.«
    Kurz darauf standen drei lederne Deckelkrüge schäumendes Dunkelbier vor den drei durstigen Priestern, die sich in einer abgeschiedenen dunklen Ecke des Gasthauses niederließen.
    »Prost, Männer!« Bharkleed hob sein Glas. »War doch ein Tag heute, was? Wieder ein paar Schäflein ins trockene gebracht, ha ha! Wird von Tag zu Tag größer, unsere Herde. Wieviel neue stehen denn jetzt zur Schur an, Bruder Flaezz, mein guter Hirte?«
    »Heute nachmittag waren es fünfzehn.« Flaezz zählte gutgelaunt den Stoß Pergamente durch, obwohl das bei der trüben Beleuchtung gar nicht so einfach war. »Durch die Bank Ia Kunden. Hervorragend im Futter alle fünfzehn, ersticken fast in ihrem Kies, äh, Vlies!«
    »Ausgezeichnet, ganz ausgezeichnet!« säuselte S.H.A. Wenzl und genehmigte sich einen weiteren Schluck Hexenhammer.
    »Sollen sie das Glück ihrer Heimholung ruhig noch eine Woche genießen. Zusätzlicher Profit kann nicht schaden!« Bharkleed sah sich wandeln auf leuchtendem Pfad: Die Hälfte des Weges war zurückgelegt, vor ihnen lag eine glänzende Zukunft, eine goldene Zeit der Fülle. »Meine Herren: Runter damit! In einer Woche beginnt Phase Zwei!«
     
    Während im Wirtshaus zum Prallhans die letzten Krüge Hexenhammer geleert wurden, während dort ein feuchtfröhlicher Abend (einer von den vielen feuchtfröhlichen Abenden des Jahres 2526 * ) ausklang, krauchte am anderen Ende von Krillingen ein buckliges, müdes Fossil der Gattung Mensch eine enge Wendeltreppe hinauf. Der Alte wollte sich wieder einmal einen Abend vor dem TV gönnen. Munter bimmelten die Glöckchen an seinen karmesinroten Pantoffeln, die sich bei jedem Schritt um ein Haar in den verschossenen Besatzrändern des langen wallenden Gewandes verhedderten. Was heute abend wohl für ein Programm geboten war? grübelte der Alte. Ein Thriller? … Oder eine Nachrichtensendung? … Das konnten dann nur schlechte Nachrichten sein … Vielleicht eine Rätselsendung? Man wußte nie, was das Telechronische Visionsprogramm brachte … Was die Zukunft bringt, das liegt nun eben einmal in der Zukunft.
    Er biß noch einmal von seinem Käsebrot ab und stapfte dann weiter die Treppe hinauf. Es war ein schwerer Kampf, und er kämpfte ihn jeden Abend aufs neue – mit nichts anderem gerüstet als einer kleinen Wasserschüssel aus gehämmertem Kupfer, einer verkrusteten Talgkerze, seiner Wahrsagelizenz, einem kleinen Lorbeerzweig und der unerbittlichen Entschlossenheit, sich anzusehen, was immer ihm das TV an diesem Abend zu bieten hatte.
    Die Knie des altersschwachen Propheten knarzten arthritisch und beinahe lauter noch als die baufällige Treppe, ein trockener, stoßender Husten erschütterte seinen betagten Brustkorb. Gäriger Käsedampf würgte die Kerzenflamme nieder, sie wurde schwach, blakte und rußte, flackerte einmal noch auf und erlosch dann. Urplötzlich war es stockfinster. Der Prophet verschätzte sich beim Abzählen der Stufen, stolperte durch die Zimmertür, fiel über den Sarg aus Kiefernholz, stürzte und blieb – über und über mit Tinte bespritzt und lästerlich fluchend – am Boden liegen. In jahrelanger Übung hatte er diesen allnächtlichen Auftritt zu einem traditionsreichen Brauch verfeinert, zu einem Ritual, durch das sich mit minimalem Aufwand ein Maximum an Geschmacklosigkeit erzielen ließ: Wie jeden Abend landete die Wasserschüssel (mehr oder weniger voll) auf irgendeine Weise auf einem kleinen dreibeinigen Stuhl, das Käsebrot flog in die

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