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Fitz der Weitseher 02 - Der Schattenbote

Titel: Fitz der Weitseher 02 - Der Schattenbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Hemd und Wams. Er at mete tief und lang und regelmäßig, eine Frequenz irgendwo zwischen sehr tiefem Schlaf und der eines Läufers im Ziel, der allmählich zur Ruhe kommt. Er schien mein Kommen nicht bemerkt zu haben. »Prinz Veritas?«, fragte ich leise.
    Er wandte sich zu mir um, und sein Blick war voller Hitze, Licht, Sturm. Seine Gabe traf mich mit solcher Gewalt, dass ich
das Gefühl hatte, aus mir selbst vertrieben zu werden; sein Bewusstsein ergriff so vollständig von mir Besitz, dass kein Raum mehr dafür blieb, um ich selbst zu sein. Einen Moment lang ertrank ich förm lich in Ve ritas, dann war er aus mir verschwunden, so plötzlich, dass ich taumelte und japste wie ein Fisch, den eine hohe Welle an Land geworfen und auf dem Trockenen zurückgelassen hat. Mit einem Schritt war er bei mir, griff nach meinem Arm und stützte mich.
    »Es tut mir leid«, entschuldigte er sich. »Ich habe dich nicht erwartet. Du hast mich überrascht.«
    »Ich hätte an klopfen sollen, Hoheit«, antwortete ich und gab ihm mit einem Kopfnicken zu verstehen, dass ich mich gefangen hatte. »Was gibt es dort draußen, dass Ihr so gespannt hinausseht?«
    Er wandte den Blick ab. »Nicht viel. Ein paar Burschen auf den Klippen, die sich die Zeit vertreiben. Dann noch zwei von unseren Fischerbooten, die hinausgefahren sind, um Heilbutt zu fangen. Sogar bei diesem Wetter, wenn auch nicht eben gerne.«
    »Dann haltet Ihr nicht nach Outislandern Ausschau?«
    »Um diese Jahreszeit ist nicht mit ihnen zu rechnen. Aber ich halte Wache.« Er senkte den Blick auf meinen Arm, den er soeben losgelassen hatte, und wechselte das The ma. »Was ist dir zugestoßen?«
    »Deshalb bin ich gekommen, um Euch zu spre chen. Entfremdete haben mich überfallen. Oben auf dem Steilhang, wo im Sommer die Jagd auf Federwild gut ist. Nahe bei der Hütte des Ziegenhirten.«
    Er nickte und runzelte die Brauen. »Ich kenne die Gegend. Wie viele? Wie sahen sie aus?«
    Ich gab ihm eine kurze Beschreibung meiner Angreifer, und er nickte wieder und war scheinbar nicht erstaunt. »Ich erhielt einen Bericht über sie, vor vier Tagen. Im Grunde hätten sie dort zu diesem
Zeitpunkt gar nicht sein dürfen, außer sie haben sich jeden Tag zielstrebig in diese Richtung bewegt. Sind sie tot?«
    »Ja. Ihr habt damit gerechnet?« Ich war verblüfft. »Ich dachte, wir hätten die Umgebung von ihnen gesäubert.«
    »Von denen, die gerade hier waren. Andere rücken nach. Ich habe sie im Auge behalten, aber dass sie so schnell vorankommen, damit war nicht zu rechnen.«
    Ich bemühte mich um einen sachlichen Tonfall. »Hoheit, weshalb sie nur im Auge be halten? Weshalb - schaffen wir das Problem nicht aus der Welt?«
    Veritas räusperte sich leise und wandte sich wieder dem offenen Fenster zu. »Manchmal muss man abwarten und den Feind einen Zug zu Ende führen lassen, um seine Strategie zu erkennen. Verstehst du, was ich meine?«
    »Ihr meint, die Entfremdeten hätten eine Strategie? Ich glaube nicht, Hoheit. Sie waren …«
    »Erstatte mir einen vollständigen Bericht«, verlangte er, während er mir weiter den Rücken zugewandt hielt.
    Nach kurzem Zögern erzählte ich genau, was vorgefallen war. Als ich zum Ende des Kamp fes kam, wurde mein Vortrag einsilbiger. Als ich meinen Bericht abschloss, erstarben mir die Worte beinahe auf den Lippen: »Doch es gelang mir, mich von ihm loszureißen. Und alle drei haben dort den Tod gefunden.«
    Er schaute unverwandt aufs Meer hinaus. »Du solltest körperliche Auseinandersetzungen meiden, Fitz. Du scheinst jedes Mal dabei zu Schaden zu kommen.«
    »Ich weiß, Hoheit. Hod hat ihr Möglichstes versucht …«
    »Aber du wurdest nicht wirklich zum Kämpfer ausgebildet. Du hast andere Talente, und die solltest du nutzen, um dich zu verteidigen. Oh, du bist ein ordentlicher Fechter, aber du hast nicht die Masse und nicht das Gewicht, um dich mit den Fäusten durchsetzen
zu können. Aber genau darauf scheinst du in einem Kampf immer zurückzugreifen.«
    »Man hat mir nicht die Wahl der Waffen gelassen«, bemerkte ich pikiert und fügte hinzu: »Hoheit.«
    »Nein, und wahrscheinlich wird man das auch künftig nicht.« Er schien wie aus weiter Ferne zu mir zu sprechen. Eine leichte Spannung in der Luft ver riet mir, dass er mit der Gabe hin aussinnte, selbst während wir sprachen. »Und doch fürchte ich, dass ich dich erneut aussenden muss. Du hast vielleicht Recht. Ich habe lange genug beobachtet, was vor sich geht. Die Entfremdeten sind auf dem

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