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Fitz der Weitseher 02 - Der Schattenbote

Titel: Fitz der Weitseher 02 - Der Schattenbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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schma len Augen, bevor er sich ein kurzes Lächeln gestattete und fragte: »Etwas Wichtiges zu berichten, Fitz?«
    »Nur, dass ich wieder hier bin«, antwortete ich, und er nickte ernsthaft. Seit Jahren war er auf seinem Posten Zeuge meines Kommens und Ge hens gewesen, doch lag es ihm ganz und gar nicht, Vermutungen anzustellen oder Schlüsse zu ziehen oder auch nur mit sol chen Leuten zu spre chen, die nichts lieber als das ge tan hätten. Deshalb trat er leise in das Ge mach des Königs, um drinnen zu melden, der Fitz sei ge kommen. Wenig später wusste ich, dass Seine Majestät mich ru fen lassen werde, sobald seine Zeit es ihm erlaubte, aber auch, dass er froh sei, mich wieder wohlbehalten unter seinem Dach zu wissen. König Listenreich pflegte nicht unnötig schöne Worte zu machen.
    Auf demselben Gang lagen weiter unten Veritas’ Gemächer.
Auch dort wurde ich erkannt, doch als ich den Türhüter bat, seinen Herrn wissen zu lassen, ich wäre zurück und wollte ihm Bericht erstatten, antwortete er nur, Prinz Ve ritas sei nicht in sei nen Gemächern.
    »Dann vielleicht in seinem Turm?«, fragte ich, obwohl - wonach sollte er zu dieser Jahreszeit Ausschau halten? Wenigstens während der kurzen Wintermonate hielten Stürme die Korsaren von unseren Küsten fern.
    Ein vielsagendes Lächeln zog sich über das Gesicht des Mannes. Als er meine ratlose Miene bemerkte, wurde daraus ein breites Grinsen. »Prinz Veritas hält sich zurzeit nicht in seinen Gemächern auf«, wiederholte er und fügte hinzu: »Ich sorge dafür, dass er deine Nachricht erhält, sobald er morgen früh erwacht.«
    Wie ein Ölgötze stand ich da, bis ich endlich begriff und mich ohne ein weiteres Wort entfernte. Auch das gehörte also dazu, eine Königin in Bocksburg zu haben.
    Zwei Treppen höher ging ich den Flur hinunter zu meinem eigenen Zim mer. Es war klamm und staubig und muffig, kein Feuer brannte im Kamin. Nirgends eine Spur einer weiblichen Hand. Der Raum wirkte so kahl und nüchtern wie eine Zelle. Doch immer noch besser als ein Zelt im Schnee, und das Federbett war so weich und üppig wie in meiner Erinnerung. Auf dem Weg durch das Zimmer entledigte ich mich Stück für Stück meiner schmutzigen Reisekleidung. Dann ließ ich mich in die Kissen fallen und schlief ein.

KAPITEL 3
    ALTE BANDE, NEU GEKNÜPFT
    D er älteste Hinweis auf die Uralten in der Bibliothek von Bocksburg findet sich in einer brüchigen Schriftrolle. Vage Verfärbungen auf dem Pergament lassen darauf schließen, dass die Haut von einem gefleckten Tier stammte, doch keiner unserer Jäger heute vermag anhand der Zeichnung zu sagen, von welchem. Die Schreibflüssigkeit wurde aus Krakentinte und Glockenwurz hergestellt. Sie hat die Jahrhunderte gut überstanden, erheblich besser als die für Illustration und Illumination des Textes verwendeten farbigen Tinten. Diese sind nicht nur verblasst und verlaufen, sondern scheinen überdies eine Art Milbe angelockt zu haben, so dass die durch Milbenfraß brüchig gewordene Rolle nur mit größter Vorsicht zu öfnen ist.
    Unglücklicherweise konzentrieren sich die Beschädigungen auf den inneren Teil des Dokuments, der jene Teile der abenteuerlichen Reise von König Weise auf der Suche nach den Uralten beschreibt, die nirgends sonst aufgezeichnet sind. Aus den Bruchstücken lässt sich herauslesen, dass große Not ihn veranlasste, sich auf die Suche nach dem Reich der Uralten zu begeben. Seine große Bedrängnis wirkt vertraut auf uns - Piraten verheerten gnadenlos seine Küsten. Manches deutet darauf hin, dass sein Weg in Richtung der Berge führte, doch wissen wir nicht, was ihn veranlasste zu glauben, die Heimat der mythischen
Uralten müsse dort zu finden sein. Leider waren ofenbar gerade die letzten Etappen seiner Reise und seine Begegnung mit den übernatürlichen Wesen besonders reich illustriert, doch der Milbenfraß hat uns nur ein weitmaschiges Netz aus frustrierenden Wortfetzen und unvollständigen Figuren hinterlassen. Wir wissen weder etwas über das Zustandekommen dieser ersten Begegnung noch haben wir die mindeste Ahnung, wie es ihm gelang, die Uralten als Verbündete zu gewinnen. Viele metaphernreiche Lieder berichten, wie die Uralten hernieder stiegen, wie ›Sturmwinde‹, wie ›Flutwellen‹, wie ›goldgewordene Rache‹ und ›Zorn, verkörpert in Fleisch aus Stein‹, um die Piraten von unserer Küste zu vertreiben. Nachdem das vollbracht war, so berichtet die Legende weiter, sollen sie König Weise

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