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Fitz der Weitseher 02 - Der Schattenbote

Titel: Fitz der Weitseher 02 - Der Schattenbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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und folg te ihrer Aufforderung, denn ich konnte fühlen, wie der Zorn in ihr aufstieg, und wollte ihn um keinen Preis schü ren. Kettricken musste in ih rer Rolle überzeugend wirken, sie durfte sich nicht anmerken lassen, dass sie inzwischen wusste, dass ihr Sturz kein Unfall gewesen war. In der Tür traf ich mit Lacey zusammen, die eine Tee kanne in der Hand hielt. Philia folgte ihr dicht dahinter. Und es war ganz sicher kein Tee, den sie in der Kanne mitbrachten? Als ich das Vorzimmer durchquerte, in dem die Frauen der Königin saßen und tuschelten, setzte ich eine besorgte Miene auf. Ihre Re aktionen, wenn die Königin nach dem Leibarzt des Königs verlangte, würden an Glaubwürdigkeit nichts zu wünschen übrig lassen. Blieb nur zu hoffen, dass un sere Inszenierung die beabsichtigte Wirkung zeigte und Edel aus seiner Höhle hervorlockte.

    Ich schlüpfte in Philias Gemach und ließ die Tür einen ganz kleinen Spalt offen stehen. Dann wartete ich, und während ich wartete, dachte ich an ei nen alten Mann, in dessen Körper sich der wohltätige Schleier der lindernden Mittel langsam auflöste und der Schmerz seine Herrschaft ausdehnte. Ich hatte diesen Schmerz für kurze Zeit am eigenen Leib erfahren. So wartete ich und litt an meinen inneren Qualen, während gleichzeitig ein Mann mit seiner Gabe unbarmherzig seine Fühler nach mir ausstreckte - wie lange könnte ich demgegenüber wohl standhaft bleiben? Minuten dehnten sich zu Stunden. Endlich, endlich waren ein Rascheln von Röcken und trippelnde Schritte im Flur zu hören, worauf ein aufgeregtes Klopfen an König Listenreichs Tür folgte. Ich brauchte die Worte nicht zu verstehen, der Tonfall der Stimmen besagte schon genug: der beschwörende Wortwechsel der Frauen mit jemandem, der sie offenbar nicht einlassen wollte, dann Edels zornige Fragen, die in eine plötz liche, geheuchelte Sorge übergingen. Ich hörte ihn Wallace aus seinem Winkel herbeirufen, in den er verbannt worden war, hörte die unterdrückte Erregung, als er dem Mann befahl, sich augenblicklich zur Königin zu begeben, da die Ge fahr einer Fehlgeburt bestünde.
    Die Frauen raschelten wieder an meiner Tür vorbei. Ich stand still und lauschte weiter mit an gehaltenem Atem. Der schwerfällige Gang und das Ge murmel deuteten auf Freund Wallace hin, der wahrscheinlich beladen mit der Bürde seines gesammelten Wissens und seiner Heilmittel vorbeiging. Ich wartete, atmete langsam und gleichmäßig, zwang mich zur Ruhe, wartete, bis ich schließlich nicht mehr daran zweifelte, dass meine List fehlgeschlagen war. Dann hörte ich den bestimmten Schritt Edels und je manden, der ihn eilig überholte. »Das ist guter Wein, du Idiot«, rügte Edel den Betreffenden, »geh etwas achtsamer damit um.« Dann gerieten sie außer Hörweite. Erst lange nachdem ich sicher sein konnte,
dass er in die Gemächer der Königin eingelassen worden war, stahl ich mich aus meinem Versteck und ging quer über den Flur zu des Königs Gemächern. Ich klopfte an, nicht laut, aber drängend und ausdauernd. Schon nach kurzer Zeit verlangte von drinnen eine Stimme zu wissen, wer da sei.
    »FitzChivalric«, antwortete ich kühn. »Ich will den König sprechen.«
    Stille. Dann: »Seine Majestät empfängt niemanden.«
    »Wer sagt das?«
    »Prinz Edel.«
    »Ich habe hier ein Pfand des Königs, das er mir mit dem Versprechen gab, wann immer ich es vorzeigte, würde man mich zu ihm lassen.«
    »Prinz Edel hat eigens betont, dass Ihr kei nen Fuß in die Gemächer des Königs setzen dürft.«
    »Aber das war bevor …« Und ich murmelte mit gesenkter Stimme etwas Unverständliches vor mich hin.
    »Was habt Ihr gesagt?«
    Ich murmelte wieder.
    »Sprecht lauter.«
    »Denkst du, die gan ze Burg soll es hö ren?«, empörte ich mich. »Eine Panik ist das Letzte, was wir jetzt gebrauchen können.«
    Das wirkte. Die Tür öff nete sich ei nen Fingerbreit. »Also, was gibt’s?«
    Ich schaute den Flur hinauf und hinunter, dann machte ich einen langen Hals und versuchte an dem Mann vorbei ins Zimmer zu spähen. »Seid Ihr allein?«, fragte ich argwöhnisch.
    »Ja!«, klang er voller Ungeduld. »Nun, was habt Ihr zu sagen? Heraus damit. Und ich hoffe, es ist wichtig.«
    Ich legte die Hände um den Mund, während ich mich zur Tür vorbeugte, denn kein Lüftchen des brisanten Geheimnisses sollte
an unbefugte Ohren dringen. Der Posten neigte sich mir entgegen. Ich pustete ihn an und ein weißes Pulver stäubte ihm ins Gesicht. Er taumelte zurück,

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