Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Titel: Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
Vom Netzwerk:
besseres Fleisch als dieses.
    Komm her. Komm näher.
    Dies ist keine gute Idee. Wir werden uns hüten. Er schaut uns an und bannt uns mit seinen Augen. Er kommt näher an uns heran, bringt es mit. Es schlenkert in seinen Armen.
    Ruhig, ganz ruhig. Dies gehört dir, Wandler. Komm her.
    Wir knurren, doch er wendet den Blick nicht ab. Wir ducken uns nieder, wir möchten weglaufen, aber er ist stark. Er nimmt die schlaffe Hand und legt sie uns auf den Kopf, dabei hält er uns am Nackenfell fest.
    Komm zurück. Du musst zurückkommen. Er gibt nicht nach.
    Wir graben die Krallen in die schneebedeckte Erde. Wir krümmen den Rücken und kriechen rückwärts. Er verstärkt seinen Griff an unserem Genick. Wir sammeln Kraft, um uns loszureißen und zu fliehen.
    Lass ihn gehen, Nachtauge, er gehört nicht dir. Eine Andeutung von Zähnefletschen in diesen Worten, seine Augen bannen uns.
    Er gehört auch nicht dir, sagt Nachtauge.
    Wem gehöre ich dann?
    Schwindelgefühl, das kurze Taumeln zwischen zwei Welten, zwei Wirklichkeiten, zwei Körpern. Dann wirft ein Wolf sich herum und flieht mit eingeklemmtem Schwanz. Über den Schnee läuft er allein davon und flüchtet vor den vielen merkwürdigen Dingen dort. Auf einer Hügelkuppe hält er an, reckt die Nase zum Himmel und heult. Heult und beklagt sich über die Ungerechtigkeit der Welt.
     
    Ich habe keine Erinnerung an mein einsames Grab in gefrorener Erde. Nur eine Art Traum. Ich fror entsetzlich und konnte mich nicht bewegen, und Branntwein rann wie Feuer nicht nur in meinen Mund, sondern durch meinen ganzen Körper. Burrich und Chade wollten mich nicht in Frieden lassen. Sie nahmen keine Rücksicht darauf, ob sie mir Schmerzen zufügten, und hörten nicht damit auf, meine Hände und Füße zu reiben. Sie achteten dabei nicht auf die alten Blessuren und die verschorften Wunden an meinen Armen. Und jedes Mal, wenn ich die Augen schloss, wurde ich von Burrich gepackt und geschüttelt. »Bleib bei mir, Fitz«, sagte er wieder und wieder. »Bleib bei mir, bleib bei mir. Komm schon, Junge. Du bist nicht tot.« Dann drückte er mich plötzlich an sich, sein bärtiges Gesicht kratzte an meiner Wange, und seine heißen Tränen fielen auf mein Gesicht. Am Rand meines Grabes im Schnee sitzend, wiegte er sich mit mir hin und her. »Du bist nicht tot, Sohn. Du bist nicht tot.«

EPILOG
    E s war etwas, wovon Burrich gehört hatte, eine Geschichte, die seine Großmutter zu erzählen pflegte. Die Geschichte von einer Frau mit der alten Macht, die ihren Körper verlassen konnte, für einen Tag oder so, und dann wieder in ihn zurückkehren. Und Burrich hatte Chade davon berichtet, und Chade hatte die Ingredienzien gemischt, die mich an den Rand des Todes bringen würden. Sie sagten mir, ich wäre nicht gestorben, das Gift hätte nur mein Herz und meinen Atem so weit verlangsamt, dass man mich für tot halten musste.
    Ich glaube ihnen nicht.
    Und so lebte ich wieder im Körper eines Menschen. Obwohl ich einige Tage und noch länger brauchte, um mich zu erinnern, dass ich ein Mensch gewesen war. Und manchmal zweifle ich auch jetzt noch daran.
    Mein Leben als FitzChivalric lag in rauchenden Trümmern hinter mir. Nur Burrich und Chade wussten, dass ich nicht gestorben war. Von denen, die mich gekannt hatten, gedachten nur wenige meiner mit einem Lächeln. Edel hatte mich getötet, und das in jeder Hinsicht, die für mich als Mensch von Bedeutung war. Jene aufzusuchen, die mich geliebt hatten, in meiner menschlichen Gestalt vor sie hinzutreten, wäre für sie nur ein weiterer Beweis für die unreine Magie gewesen, mit der ich mich besudelt hatte.
    Für die Welt war ich in meiner Zelle gestorben, einen Tag oder zwei nach dem letzten »Verhör«. Die Herzöge waren über meinen Tod erzürnt gewesen, doch Edel hatte genügend Beweise und Zeugen für meine widernatürlichen Praktiken, um vor ihnen das Gesicht zu wahren. Ich nehme an, die Männer seiner Leibgarde konnten sich die Peitsche nur damit ersparen, dass sie aussagten, ich hätte Will mit der alten Macht angegriffen, was auch der Grund dafür sei, weshalb er scheinbar nicht genesen könne. Sie sagten, sie hätten mich so heftig schlagen müssen, um den Bann zu brechen, mit dem ich ihn festhielt. Angesichts so vieler Zeugen wandten die Herzöge sich nicht nur von mir ab, sondern wohnten Edels Krönung und der Einsetzung von Lord Vigilant als Statthalter des Königs in Bocksburg bei. Philia hatte darum gebeten, dass mein Leichnam nicht verbrannt

Weitere Kostenlose Bücher