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Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Titel: Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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richtete ich den Blick und verlieh meiner Stimme einen drohenden Unterton. »Er weiß auch über dich Bescheid, Will. Er weiß alles.«
    Der Soldat hielt mich fest, als Edel mir den Handrücken ins Gesicht schlug. Einmal. Zweimal. Ich fühlte, wie die Haut über dem Wangenknochen aufplatzte. Edel ballte die Faust. Gleich, gleich …
    »Gefahr!«, schrie Will und machte einen Satz, um Edel zur Seite zu stoßen.
    Ich war zu begierig gewesen. Er hatte mit der Gabe erkannt, was ich plante. Als Edel ausholte, riss ich mich von meinem Bewacher los, duckte mich unter dem Fausthieb hinweg und war mit einem Schritt bei ihm. Mit einer Hand umklammerte ich sein Genick, um seinen Kopf niederzudrücken und ihm mit der anderen das Giftpulver aus dem jetzt zerrissenen Papier ins Gesicht zu reiben. Mit etwas Glück wirkte es auch auf diese Art stark genug, um ihn zu töten.
    Will verdarb alles. Meine geschwollenen Finger konnten Edels Nacken nicht fest genug packen. Will riss ihn von mir los und warf sich mit ihm zur Seite. Als Wills Schulter meine Brust rammte, stieß ich ihm die flache Hand entgegen und wischte ihm das zerrissene Papier samt dem weißen Pulver über Nase, Mund und Augen. Das meiste stäubte als feiner Nebel zwischen uns in die Höhe. Ich sah ihn japsen und spucken. Dann gingen wir beide unter dem Ansturm von Edels Leibgarde zu Boden.
    Ich versuchte, mich in die Bewusstlosigkeit zu retten, aber sie entzog sich mir. Ich wurde geschlagen, getreten und gewürgt, bevor Edels laut gebrüllten Befehle »Tötet ihn nicht! Tötet ihn nicht!« irgendeine Wirkung zeigten. Ich fühlte, wie sie Will unter mir hervorzogen, aber sehen konnte ich nichts. Blut strömte über mein Gesicht - vermischt mit Tränen. Meine letzte Chance, und ich hatte sie vertan! Nicht einmal Will hatte ich bekommen. Oh, er würde ein paar Tage leiden, aber ich bezweifelte, dass er daran starb. Nach dem Stimmengemurmel zu urteilen, waren sie gerade damit beschäftigt, ihn zu untersuchen.
    »Dann bringt ihn zum Medikus«, hörte ich Edel schließlich anordnen. »Seht, ob er herausfinden kann, was ihm fehlt. Hat einer von euch ihn gegen den Kopf getreten?«
    Ich glaubte, es wäre von mir die Rede, bis mir die Geräusche sagten, dass Will hinausgetragen wurde. Entweder hatte er mehr von dem Gift abbekommen, als ich zu hoffen wagte, oder er hatte tatsächlich in der Hitze des Gefechts einen Tritt gegen den Kopf bekommen. Zu spüren, wie der Druck seiner Gabe nachließ, war fast eine solche Erlösung für mich wie die Befreiung von körperlichen Schmerzen. Vorsichtig lockerte ich meine Konzentration und hatte das Gefühl, als dürfte ich eine schwere, schwere Last endlich absetzen. Ich hatte noch einen Grund zur Freude - offenbar hatte niemand das Papier und das Pulver gesehen, alles war zu schnell gegangen. Möglicherweise dachte keiner an Gift, bis es für Will endgültig zu spät war.
    »Ist der Bastard tot?«, verlangte Edel aufgebracht zu wissen. »Wenn ja, schwöre ich, dass ihr alle miteinander hängt!«
    Jemand beugte sich hastig über mich, um an der Kehle nach meinem Puls zu fühlen. »Er lebt«, sagte ein Soldat mürrisch, beinahe aufsässig. Eines Tages würde Edel lernen müssen, seiner eigenen Leibgarde nicht zu drohen, und ich hoffte, man erteilte ihm diese Lektion bald mittels eines Pfeils in den Rücken.
    Gleich darauf schüttete jemand einen Eimer kaltes Wasser über mir aus. Der Schock erweckte jeden einzelnen der unzähligen Schmerzen in meinem geschundenen Körper zu neu er Wut. Ich hob das Lid des etwas weniger zugeschwollenen Auges. Als Erstes sah ich die große Lache vor mir auf dem Boden. Wenn das alles mein Blut war, dann hatte ich berechtigten Grund zur Sorge. Ich grübelte darüber nach, von wem es sonst stammen konnte. Mein Verstand arbeitete nicht besonders gut. Die Zeit verlief in Sprüngen. Edel beugte sich wütend über mich, wirkte ziemlich derangiert, und dann saß er plötzlich wieder auf seinem Stuhl. Ich schwankte zwischen Bewusstsein und Bewusstlosigkeit. Alles wurde hell, dann dunkel und dann wieder hell.
    Jemand kniete neben mir, untersuchte mich kundig und geschickt. Burrich? Nein. Das war ein Traum aus der Vergangenheit. Dieser Mann hatte blaue Augen und die nasale Sprechweise der Leute aus Farrow. »Er blutet stark, König Edel, aber dagegen können wir etwas tun.« Ein Druck gegen meine Stirn. Ein Becher wurde an meine aufgeplatzten Lippen gehalten, worauf mit Wasser verdünnter Wein in meinen Mund rann. Ich

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