Flames 'n' Roses
die Hand auf seinen Knöchel.
Er hatte einen festen Körper. Seine Haut war warm und glatt wie Glas – nur dass Glas sich nicht so weich anfühlt.
»Irre«, murmelte ich, aktivierte die Fußfessel mit dem Finger und befestigte sie an seinem Bein. Der Anpassungsmechanismus brauchte ein paar Anläufe, bis sich der Reif sicher um seinen Knöchel schloss. Der Typ zuckte zusammen, als die Sensoren unter seine Haut schossen, aber er wachte nicht auf.
Als ich wieder aufstand, spürte ich seine Wärme noch immer in meiner Hand. »So, das wäre erledigt. Und nein, ich trage ihn nicht zum Verwahrungstrakt, falls ihr mich das als Nächstes fragen wolltet. Ihr könnt ihn ganz normal fühlen, auch wenn ihr ihn nicht seht. Außerdem ist der Kerl nackt – den fass ich bestimmt nicht noch mal an.«
Als ich ihre Gesichter sah, hätte ich beinahe losgelacht. Die beiden Wachmänner streckten die Hände so zögerlich aus, als könnten sie sich an unserem Waterboy verbrennen. Schließlich aber hoben sie ihn hoch und trugen ihn aus dem Raum.
»Ich geh mal besser nachsehen, wie es Denise geht. Und Fehl.« Raquel ließ ihren besten »Warum muss eigentlich immer ich mich um diese Dinge kümmern?« -Seufzer los (der mir mittlerweile nur allzu gut bekannt war) und klopfte mir dann auf die Schulter. »Gute Arbeit, Evie. Wer weiß, was passiert wäre, wenn du diese Kreatur nicht überrascht hättest.«
»Schon okay – aber halt mich auf dem Laufenden, ja? Der Kerl ist der größte Freak, der mir je untergekommen ist. Ich will wissen, wie’s mit ihm weitergeht.«
Sie lächelte, ein knappes, unverbindliches Lächeln, bei dem ich genau wusste, dass es »Vergiss es« bedeutete, und nahm ihren Kommunikator vom Schreibtisch.
Extrem genervt machte ich mich davon. Die IBKP verriet mir so gut wie nie mehr als den Ort, an den ich reisen, und den Auftrag, den ich dort erledigen sollte. Na ja, drauf gepfiffen. Statt zurück in mein Zimmer zu gehen, spazierte ich auf direktem Weg in Richtung Verwahrungstrakt. Wenn Raquel mir nichts verraten wollte, musste ich mich eben selbst drum kümmern. Ich drückte die Handfläche auf den Türscanner und betrat den langen, hell erleuchteten Korridor, der auf beiden Seiten von Zellen gesäumt war.
Mein Kumpel, der Gremlin von vorhin, attackierte fauchend das elektrische Feld, das ihn zusätzlich zu einer fünfzehn Zentimeter dicken Plexiglasscheibe in seiner Zelle hielt. Jedes Mal, wenn er dagegen sprang, quietschte er auf und wurde nach hinten geschleudert, nur um gleich wieder von vorn anzufangen. Tja, Gremlins – nicht gerade die Schlausten, wenn ihr mich fragt.
Jacques stand nur ein kleines Stückchen von mir entfernt im Gang. Ich schlang die Arme um meinen Oberkörper und eilte auf ihn zu. Ich fror eigentlich überall in der Zentrale, aber hier im Verwahrungstrakt war es echt eisig. Jacques stand einfach nur da und starrte mit verstörtem Gesicht in eine Zelle. Als ich seinem Blick folgte, klappte mir vor Überraschung die Kinnlade runter. Da drin war noch ein Jacques, der lässig an einer Zellenwand lehnte und zu uns rausblickte. Als er mich sah, änderte sich jedoch sein Gesichtsausdruck. Aufgebracht kam dieser Jacques so weit auf mich zu, wie es das elektrische Feld erlaubte.
Das war nicht Jacques. Ich trat ebenfalls ganz dicht an die Scheibe, die Augen konzentriert zusammengekniffen. Ich konnte es sehen – direkt hinter Jacques quadratischem Gesicht.
»Das macht es jetzt schon die ganze Zeit. Seit es aufgewacht ist, gleich nachdem ich die Zelle versiegelt hatte«, flüsterte Jacques, der neben mich getreten war.
»Bitte«, beschwor mich der falsche Jacques mit absolut identischer Stimme, »dieses Monster hat mich überwältigt und hier eingesperrt! Lass mich raus, damit ich dir helfen kann!«
»Aber sicher doch«, entgegnete ich liebenswürdig, »ich bin ja auch blöd.«
Der flehende Ausdruck verschwand von Nicht-Jacques’ Gesicht und ein geheimnisvolles Lächeln trat an seine Stelle. Er zuckte mit den Schultern und steckte die Hände in die Hosentaschen.
»Wie machst du das mit den Klamotten?« Ich war ehrlich neugierig. Kein Cover, das ich bis jetzt gesehen hatte, war mehr gewesen als eine zweite Haut. Nur wenige Spezies (wie Feen zum Beispiel) konnten es nach Wunsch überstreifen und ablegen, aber niemand konnte das Aussehen des Covers an sich verändern.
»Woher hast du es gewusst?« Seine durchsichtigen Augen, die unter denen von Jacques’ Cover lagen, starrten mich durchdringend
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