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Flaming Bess 04 - Das Grauen an Bord

Flaming Bess 04 - Das Grauen an Bord

Titel: Flaming Bess 04 - Das Grauen an Bord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Ziegler
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Schläfer konnte warten. Große Sterne, er wartete bereits seit zwanzig oder dreißig Jahrtausenden! Was bedeuteten dann schon ein paar Tage!
    Nach einem letzten Blick in das bleiche, verzerrte Gesicht des Kälteschläfers wandte sich Goldberg ab und musterte die konischen Behälter. Sie waren etwa einen Meter lang und halb so dick. Hoffentlich konnte er sie allein transportieren. Wenn nicht …
    Ein Knistern.
    Hinter seinem Rücken.
    Ein Knistern und Knirschen wie von mahlendem Eis, ein Klirren wie von zerspringendem Glas, ein frostiger Hauch wie von einem Winterwind.
    Goldberg wirbelte herum.
    Er starrte direkt in die offenen Augen des Kälteschläfers, und es waren keine menschlichen Augen.
    Er wollte schreien, aber kein Laut drang über seine Lippen. Er wollte sich umdrehen und davonlaufen, doch er konnte keinen Muskel bewegen. Er war wie gelähmt. Er sah die Augen, tiefe Höhlen mit riesigen Pupillen, die Augäpfel wie bemoost, grünlich-blau, fremd und grausam; er sah, wie er atmete, aus dem Eis befreit, wie er den Arm hob, mit zitternder Hand nach ihm griff, mit einer Hand so bleich und kalt wie die eines Toten.
    Als die Hand des Schläfers Goldbergs Wange berührte, brach der Bann.
    Goldberg schrie auf. Es war ein schriller, wahnsinniger Schrei. Er schrie und stolperte zurück, und er sah, wie sich seine eigene Angst im bleichen Gesicht des Schläfers spiegelte, und neben der Angst war da noch ein anderes Gefühl: ein Schrecken, der alles menschliche Maß überstieg, wildes, grimmiges Entsetzen wie aus den dunkelsten Tiefen der Seele.
    Goldberg floh.
    Er dachte nicht mehr, er wollte nur weg von diesem Ort, fort von diesem Gespenst, diesem Gesicht, das von einem Grauen kündete, wie es sich umfassender nicht vorstellen ließ, einem Grauen, neben dem sogar das endgültige Grauen des Todes sanft und freundlich wirkte.
    Er stürmte aus der Schlafkammer und durch den staubigen, düsteren Korridor, zitternd und schreiend, die Zähne gefletscht wie ein in die Enge getriebenes Tier, er floh zurück in die stickige Enge des Wartungsstollens, in das Labyrinth der Schächte, und er kam erst wieder zu sich, als er die Lagerhalle erreicht hatte, von der aus er zu seiner Suche aufgebrochen war.
    Keuchend verkroch er sich hinter dem Ladekran und stierte zur fernen Öffnung des Wartungstunnels hinüber, und noch immer hielt die Angst ihn in ihrem Griff.
    Seine Wange …
    Wo ihn die Hand des Schläfers berührt hatte …
    Seine Wange brannte.
    Heftig rieb er sie, um das Brennen zu vertreiben, wie um die Berührung und die Erinnerung an die Berührung fortzuwischen, doch selbst als das Brennen endlich wich, blieb die Erinnerung bestehen.
    Samwell A. Goldberg hatte erlebt, wie die herculeanischen Klon-Soldaten auf seine Heimatwelt Eiry gekommen waren, um zu sengen, zu morden und die Menschen wie Vieh in ihre Lager zu treiben. Er hatte mehrfach dem Tod ins Auge gesehen, als Kriegsherr Kroms Raumschiff MORTUS über Terminus aufgetaucht war und Feuer vom Himmel regnen ließ.
    Aber die Begegnung mit dem Kälteschläfer war das Schlimmste, was ihm je widerfahren war.
    Er lag da, versteckt hinter dem Gitterwerk des hydraulischen Ladekrans, in Schweiß gebadet, am ganzen Leib bebend, und er sah noch immer das Gesicht des Kälteschläfers vor sich: vom Grauen entstellt, und in den Augen, den weit aufgerissenen, entmenschlichten Augen, das kalte Lauern der Bestie, die Gier des Tiers, das seit Urzeiten durch die Finsternis schlich, hungrig, verdorben wie das Aas, von dem es sich nährte …
    Nur ruhig, dachte Goldberg. Nur nicht die Nerven verlieren. Es war nichts. Einbildung, das ist alles; der Schock. Also bleib ruhig
    Er biß die Zähne zusammen.
    Ich muß etwas unternehmen, sagte er sich. Es geht nicht an, daß dieser Kälteschläfer durch das Schiff irrt. Verdammt, wenn ich doch nur mit Flaming Bess sprechen könnte … Er dachte an Kospodin. Ja, das war die beste Möglichkeit. Er würde Kospodin aufsuchen und ihm von dem Vorfall berichten. Der Jetpilot würde ihn verstehen; er würde ihn nicht an Cluster verraten. Hoffentlich.
    Schließlich, nach langen Minuten, als sich sein Herzschlag wieder beruhigt hatte und in der Halle alles still blieb, fand er die Kraft, aufzustehen und sich auf den Weg zu den Oberdecks zu machen.
    Im Laufschritt durchmaß er die Halle und bog in den Korridor, durch den auch die beiden Raumsoldaten verschwunden waren — vor einer halben Ewigkeit, wie es Goldberg schien. Fast wünschte er sich, ihnen zu

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