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Flamingos im Schnee

Flamingos im Schnee

Titel: Flamingos im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wendy Wunder
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Kühlschrank.
    »Campbell«, sagte Asher, nachdem er tief Luft geholt hatte, »ich hatte was mit ihr, okay? Aber das war nur vorübergehend, eine Affäre. Sie war ein Platzhalter für das Echte, das Wahre. Du bist das Wahre.« Er nahm ihre Hand und streichelte die Innenfläche mit seinem schwieligen Zeigefinger.
    Cam entzog sie ihm. »Das ist schön. Schön zu hören, dass ich das Wahre bin. Ist das nicht aus einer Bierwerbung?«
    Asher wollte sich ihr wieder nähern, aber sie stieß ihn weg.
    »Sei einfach ehrlich zu dir selbst, okay, Asher? Gesteh dir ein, dass du höchstwahrscheinlich in diesem blöden Kaff versauern und dich von Frauen wie der da ausnutzen lassen wirst, die dich aussaugen werden, bis nichts mehr von dir übrig bleibt, wenn du dir nicht endlich ein Paar Eier wachsen lässt und dein Leben in die eigene Hand nimmst.«
    »Cam.«
    »Aber das wirst du nicht, stimmt’s? Du hast es ja so bequem hier, ein toller Hecht in einem kleinen Teich. Du bist ein Feigling. Du könntest etwas aus dir machen. Du könntest eine Zukunft haben, wenn du nicht solche Angst davor hättest. Was für eine Verschwendung.« Cam warf die Milch zurück in den Kühlschrank und knallte die Tür zu. Ihre Hände zitterten, und sie weinte heiße, fiebrige Wuttränen.
    Asher wich einen Schritt zurück, als befürchtete er, dass sie ihm ins Gesicht schlagen würde. »Mir gefällt es hier, Campbell. Ich habe alles, was ich brauche. Warum sollte ich den Wunsch haben, woandershin zu gehen?«
    »Weil die meisten Menschen etwas wollen, Asher. Sie wollen etwas, und das streben sie an. Es ist nicht okay, darauf zu warten, dass dein Leben von allein passiert.«
    »Hast du nicht gesagt, ich soll im Augenblick leben?«
    »Das galt für mich. Ich soll im Augenblick leben. Aber du solltest deine Zukunft planen, weil du verdammt nochmal eine hast.«
    »Du hast auch eine. Hast du diese Formulare ausgefüllt und nach Harvard zurückgeschickt?«
    Cam fuhr zu ihm herum. »Wir reden hier zwar nicht von mir, Asher, aber natürlich habe ich das. Im September haue ich hier ab, und ich werde mich bestimmt nicht zurücksehnen. Wieso bildest du dir ein, dass das hier mehr war als ein Sommerflirt?«
    »Ich weiß nicht, vielleicht weil du gesagt hast, dass du mich liebst. Gut, vielleicht hast du es ja gar nicht gesagt, es war auf Samoanisch, also habe ich keine Ahnung.«
    »Ich bin bestimmt nicht das erste Mädchen, das so was zu dir gesagt hat.«
    »Wenigstens haben die anderen es auch so gemeint.«
    Sie lehnte sich über den Küchentresen und hörte, wie er ging und die Haustür hinter sich zuknallte. Es war notwendig gewesen, ihn wegzustoßen, das wusste sie, aber sie hatte sich noch nie so tonnenschwer gefühlt. Die Schwerkraft zog so stark an ihr, dass sie fürchtete, gleich im Boden zu versinken.
    Cam hatte sich in den Schlaf geweint und wachte vom Wind auf, der durch die Fenster des Witwengangs pfiff. Zum ersten Mal, seit sie vor zwei Monaten nach Promise gezogen waren, brauten sich Wolken am Himmel zusammen. Graue, dicke Wolken, die sich im Zeitraffer zu bewegen schienen, wie in einer von diesen Naturdokus, in denen das Wetter dramatisch beschleunigt wird. Ein dicker Regentropfen klatschte schließlich gegen das nach Osten gehende Fenster und war offenbar der Vorreiter, dem alle anderen folgten. Der Regen begann wie Schrapnellfeuer gegen die Scheiben zu prasseln.
    Zuerst konnte sie noch die einzelnen Tropfen hören, doch plötzlich gingen ganze Wasserwände nieder und stürzten auf die Glaskuppel ein. Sie hatte auch in Florida schon einige beeindruckende Stürme erlebt, mit grollenden Donnerschlägen und knisterndem Blitzezucken, doch das Erstaunliche an diesem Sturm war seine Dauer. Die Stürme in Florida waren launisch und kurzlebig, eine vorübergehende Erscheinung. Dieser hier jedoch hatte einen langen Atem. Cam wickelte sich in ihre Decken und sah ihm weiter zu, untersuchte die sich ständig verändernden Nuancen von Grau.
    »Er ist dort draußen, weißt du«, hörte sie die kratzige Stimme einer alten Dame aus der Ecke der Kuppel sagen.
    Ihr Fieber musste wirklich hoch sein, denn sie sah tat sächlich die schattenhafte Gestalt der langhaarigen Frau aus Ashers Foto. Olivia, 1896 saß aufrecht auf dem antiken Holzstuhl, auf dem Cam normalerweise ihre Schmutzwäsche stapelte. Die Erscheinung war vermutlich ein Haufen Schmutzwäsche, machte sie sich klar.
    Sie hatte schon früher bei Fieber halluziniert. Die Halluzinationen verschwanden gewöhnlich,

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