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Flamme von Jamaika

Flamme von Jamaika

Titel: Flamme von Jamaika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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Angelegenheiten der Plantage ging. Lena rätselte, was er mit dieser Äußerung meinte, und erinnerte sich, dass der Schiffsarzt Dr. Beacon bei ihrer Ankunft ebenfalls von größeren Schwierigkeiten im Lande berichtet hatte.
    «Die Sklaven wollen mit Gewalt ihre Freiheit durchsetzen», erklärte Edward unvermittelt scharf. «Seit 1807 verbietet das britische Empire den Handel mit Negern aus Afrika. Und das verleitet ihre hier lebenden Nachfahren offenbar zu der Annahme, dass die Sklaverei gleich ganz verboten werden müsste.» Er schnaubte verächtlich. «Dabei hat niemand gesagt, dass wir die vorhandenen Sklaven oder deren Nachkommen nicht in bewährter Weise nutzen, züchten und verleihen dürfen. Das Gesetz besagt: Wenn die Mutter eine Sklavin ist, so ist auch das Kind ein Sklave. Und so schnell wird sich daran nichts ändern.»
    Lena und Maggie warfen sich einen empörten Blick zu.
    «Züchten?» Lenas Stimme klang schrill. «Edward, ich kann kaum glauben, was du da sagst. Wir sprechen hier von Menschen und nicht von Tieren!»
    «Aber Neger sind doch keine Menschen.» Er schüttelte den Kopf. «Dem Gesetz nach sind sie kaum mehr wert als Affen in einer Menagerie. Sie befinden sich in unserem Besitz wie ein Pferd oder ein Hund. Bis vor ein paar Jahren war es uns deshalb auch noch erlaubt, sie weltweit zu kaufen und zu verkaufen. Im Augenblick können wir sie nur noch untereinander verkaufen, verleihen oder tauschen.» Ein boshaftes Lächeln umspielte seinen Mund. «Oder sie notfalls illegal zu den hispanischen Inseln verschiffen, wenn wir ihrer überdrüssig sind. Dort ist ein Verkauf dann durchaus möglich, weil unsere britischen Gesetze nicht greifen.»
    Lena zog deutlich hörbar die Luft ein. Wahrscheinlich würde sich Edward über ihre Einstellung ärgern, aber das störte sie nicht. Schließlich war sie eine wohlerzogene Protestantin, und Pastor Lange, bei dem sie in Hamburg getauft und konfirmiert worden war, hatte sie stets in dem Glauben bestärkt, dass alle Menschen Gottes Kinder waren. Unabhängig davon, von wem oder wo sie geboren wurden.
    «Aber wenn man sie so miserabel behandelt, muss man sich nicht wundern, wenn sie aufständisch werden», erwiderte sie erbost.
    Edwards blaue Augen blitzten gefährlich, während er seinen Hengst ein wenig zügelte, um das Schritttempo zu halten.
    «Ich glaube nicht, liebste Lena, dass du irgendeine Ahnung davon hast, wovon wir gerade sprechen. Alles, was unseren Reichtum ausmacht, fußt auf der Arbeit von Sklaven. Alleine wären wir nicht in der Lage, auch nur eine einzige Ernte einzufahren, geschweige denn sie weiterzuverarbeiten. Dein werter Herr Vater und seine Handelspartner hätten nichts, was sie verkaufen könnten, wenn wir nicht dafür sorgen würden, dass es pünktlich geliefert wird.»
    «Und warum kann man die Arbeiter dann nicht ordentlich entlohnen?»
    «Weil wir es nicht finanzieren können», erklärte er mit entnervter Stimme. «Allein im Parish St. Ann beschäftigen die Plantagenbesitzer zurzeit knapp 25000  Sklaven. In St. Mary, wo unser Haupthaus steht, sind es 22000 , und hier in St. Thomas-in-the-Vale, wo ein Großteil unserer Zuckerrohrfelder liegt, sind es insgesamt rund 10000  Männer, Frauen und Kinder. Die Arbeitsleistung eines männlichen Sklaven wird mit durchschnittlich zweiundzwanzig englischen Pfund pro Jahr berechnet. Die einer Frau mit achtzehn. Wenn wir nun von einem Durchschnittslohn von zwanzig Pfund pro Sklaven ausgehen, würden für die weißen Plantagenbesitzer allein in St. Ann zusätzliche Kosten von einer halben Million englischen Pfund entstehen, die wir auf den Zuckerpreis aufschlagen müssten. Wegen des steigenden Angebots in den letzten zwanzig Jahren ist der Wert von Zucker aber bereits um mehr als 50  Prozent gesunken. Das bedeutet, wenn wir die Arbeiter bezahlen müssten, wären wir auf einen Schlag bettelarm!»
    Lena hatte zwar nur die Hälfte von seinem Vortrag verstanden, doch sie spürte Widerspruch in sich aufsteigen.
    «Dann müssten eben alle ein wenig mehr für den Zucker bezahlen. Den Schwarzen würde es jedenfalls helfen, als freie Männer und Frauen zu leben.»
    Edwards Lachen klang höhnisch, und er warf Maggie, die etwas hinter ihnen ritt, einen spöttischen Blick zu.
    «Das meint sie nicht ernst, oder?»
    Doch Maggie wusste, was sich gehörte, und ersparte ihm eine Antwort.
    «Bitte, wer in London wäre bereit, freiwillig mehr für seinen Zucker zu zahlen?», fuhr er aufgebracht fort. «Davon mal

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