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Flamme von Jamaika

Flamme von Jamaika

Titel: Flamme von Jamaika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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Großmutter», konterte sie, «und eines Tages fiel sie um und war tot.»
    Lena ärgerte sich über Edwards Sorglosigkeit. Dieser nachlässige Charakterzug war ihr in London gar nicht an ihm aufgefallen.
    «Wir können nur froh sein, dass Maggie sich bereits auf dem Wege der Besserung befindet und sogar etwas gefrühstückt hat.»
    «Ach», stieß er hervor und machte eine wegwerfende Handbewegung. «Dann scheint es ja so schlimm nicht zu sein.»
    «Ich hätte mich gefreut, wenn du uns am Hafen abgeholt hättest!», brach es aus ihr hervor, und ihre Augen füllten sich mit Tränen.
    Ob es Tränen der Wut oder Tränen der Trauer waren, vermochte Lena nicht zu sagen. Nur dass Edward ihr mit einem Mal so entsetzlich gefühlskalt erschien.
    «Es tut mir leid», lenkte er überraschend sanft ein und machte noch einmal den Versuch, ihr näher zu kommen.
    Doch Lena wich unwillkürlich zurück.
    «Ich hatte dringende Geschäfte zu erledigen.» Er zuckte mit den Schultern. «Wir wussten nicht genau, wann das Schiff einlaufen würde, deshalb habe ich Trevor an meiner Stelle geschickt. Er ist mein bester Mann, auf ihn kann ich mich blind verlassen.»
    «Aber nicht
er
will mein Ehemann werden, sondern du», erwiderte sie trotzig. «Außerdem hat er sich vor der Abfahrt nach Redfield Hall betrunken. In meinen Augen ist er ein Scheusal ohne Manieren.»
    «Ist es nicht ein ausgesprochenes Glück für dich», neckte er sie und lachte, «dass
ich
es bin, der um deine Hand angehalten hat und nicht er?»
    Lena warf Edward einen zornigen Blick zu.
    «Wer weiß, vielleicht überlege ich es mir ja noch», giftete sie. «Da reise ich fünftausend Meilen übers Meer, und mein zukünftiger Ehemann schickt seinen betrunkenen Vertreter, um mich am Hafen abzuholen. Wenn sich das in London und Hamburg rumspricht, wird sich die Meinung, dass du eine glänzende Partie bist, rasch ändern.»
    Plötzlich wurde Edward ernst.
    «Ich bin eine sehr gute Partie!», bekräftigte er mit erhobener Stimme. Deutlich sanfter fügte er hinzu: «Es war nicht meine Absicht, dich zu erzürnen. Ich werde es wiedergutmachen, ich verspreche es dir. Gleich heute Mittag beim Lunch fange ich damit an.» Feierlich hob er die Hand, als ob er einen Eid leisten wollte. «Und sobald mein Vater aus Spanish Town zurückgekehrt ist, werden wir die Hochzeit vorbereiten.»
    Lena entspannte sich zunehmend, weil ihm anscheinend doch etwas an ihr lag. Plötzlich konnte sie sogar wieder lächeln. Edward ergriff seine Chance und kam langsam auf sie zu, um sie – diesmal um einiges vorsichtiger – in den Arm zu nehmen. «Vertraust du mir?», fragte er leise.
    «Ja», hauchte sie und ließ es geschehen, dass er sie zärtlich küsste.
    «Ich werde dich nicht enttäuschen, das verspreche ich dir.»
    Edward machte ein feierliches Gesicht.
    Als er ging, blieb Lena in der unbestimmten Hoffnung zurück, dass er die Wahrheit sagte.

Kapitel 6
    August 1831 // Jamaika // Sklaventreiber

    E s verging fast eine Woche, bis Edward sein Versprechen, den Hochzeitstermin festzulegen, endlich einlöste. Er hatte per Boten mit seinem noch immer abwesenden Vater korrespondiert, und die beiden hatten sich schließlich auf einen baldigen Hochzeitstermin festgelegt, der ihr aber noch immer nicht konkret genannt wurde.
    Mit einem romantischen Abendessen zu zweit auf der Terrasse des Herrenhauses kam er Lenas Unmut zuvor.
    Überraschend zog Edward noch vor dem Dinner ein schwarzes Kästchen aus seiner Jackentasche und überreichte es ihr mit feierlicher Miene.
    «Ich möchte mich bei dir entschuldigen», erklärte er. «Für alles, was seit deiner Ankunft zwischen uns schiefgelaufen ist.»
    Sprachlos nahm Lena das Geschenk entgegen und klappte es auf.
    Zum Vorschein kam ein kostbares, mit Diamanten besetztes Goldarmband, das ihr glatt den Atem verschlug. Edward nahm es ihr wortlos ab und legte es um ihr schlankes Handgelenk. Es saß perfekt.
    «Seit deiner Ankunft hatte ich noch keine Gelegenheit, dir zu sagen, wie dankbar ich bin, dass du das alles auf dich genommen hast, um zu mir zu kommen und meine Frau zu werden», erklärte er selig lächelnd wie ein Engel.
    «Danke», wisperte sie fassungslos, nicht fähig, den Blick von seinem wunderbaren Geschenk abzuwenden.
    Ihre Drohung, notfalls nach Europa abzureisen, wenn er sein Verhalten nicht änderte, verpuffte wie der Rauch seiner Pfeife, die er sich nach dem Essen angezündet hatte. In knapp zwei Wochen würde Lena nicht nur seinen ehrenwerten Namen,

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