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Die Macht der ewigen Liebe

Die Macht der ewigen Liebe

Titel: Die Macht der ewigen Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corrine Jackson
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   Ich verbarg mich in der mit Schatten bemalten Gasse und hoffte inständig, nicht in das getreten zu sein, dessen fauliger Gestank mir in die Nase stieg. Auf der anderen Straßenseite stand im grellen Licht einer Straßenlaterne ein einzelner Münzfernsprecher – nach hundert Meilen der erste, den wir entdeckt hatten. Noch zwei Minuten , versprach ich mir selbst. Noch zwei Minuten ducke ich mich, dann renne ich zu dem Telefon hin!
    Ich spürte, wie jemand – trostsuchend und tröstend zugleich – seine warmen Finger auf meinen Rücken legte. Meine Halbschwester Lucy wartete hinter mir, und ich konnte spüren, wie sie zitterte. In den letzten vier Monaten hatten wir wie gehetzte Tiere gelebt, und ich konnte mir gut vorstellen, welch furchtbare Gedanken in ihrem Kopf herumspukten. Mit ihren siebzehn Jahren mochte sie zwar gerade mal ein Jahr jünger sein als ich, aber unsere Lebenswege waren sehr unterschiedlich verlaufen. Ich war von klein auf an Gewalt gewöhnt, doch für sie war das alles hier neu.
    Zitternd wischte ich mein warmes Blut von der Klinge des Messers, das ich mit der anderen Handumklammert hielt. Dann zog ich mein dünnes T-Shirt hoch und steckte mir die Waffe wieder hinten in den Jeansbund. Die durchtrennten Muskeln protestierten, und ich presste die Hand gegen meinen Bauch. Leider ging unser Plan nur auf, wenn ich verletzt war.
    »Na? Irgendwas zu sehen?«, flüsterte Lucy und blickte sich mit weit aufgerissenen braunen Augen um. Ihr herzförmiges Gesicht hob sich hell leuchtend von ihren schwarzen Locken ab. Sie sah so klein und ängstlich aus.
    Ich schüttelte den Kopf und schob eine widerspenstige blonde Strähne unter meine Skimütze zurück. Von der eisigen Januarluft war ich schon ganz steif gefroren und vergrub die Hände zum Auftauen in meine großen Manteltaschen. Dann nahm ich all meinen Mut zusammen. So oder so, dieser Anruf würde entscheiden, welchen Weg wir als Nächstes einschlagen würden. Allerdings mussten wir dazu erst mal lebend aus der Sache rauskommen. »Es ist so weit. Warte hier. Renn los, wenn was passiert oder Asher dir ein Signal gibt. Hörst du?« Da ich meine Gefühle außen vor zu lassen versuchte, klang ich schroffer als üblich.
    »Verstanden, Buffy«, erwiderte Lucy mit ausdrucksloser Stimme.
    Dass meine Schwester in diesem heiklen Augenblick zu scherzen versuchte und mich einmal mehr damit aufzog, so stark wie die Vampirjägerin Buffy aus der gleichnamigen Fernsehserie zu sein, brachte mich fast um. Ja, für sie konnte ich tapfer sein! Ich stellte mir mein Rückgrat als einen eisernen Stab vor, reckte das Kinn und sah sie ein letztes Mal an. Dann trat ich aus dem Schatten auf den Bürgersteig hinaus, sodass mich nun jeder sehen konnte. Nichts geschah. Weder Heiler noch Beschützer stürzten sich auf mich.
    Vielleicht hatten wir sie vor zwei Tagen ja wirklichabgeschüttelt, nachdem es in Florida ziemlich brenzlig geworden war. Ein Beschützer hatte Lucy in die Finger gekriegt. Zum Glück war er allein unterwegs gewesen, und Asher hatte ihn überwältigen können. Sonst hätte ich jetzt vielleicht keine Schwester mehr. Scheinbar konnten wir unsere Feinde nie über längere Zeit abhängen, doch leider konnten wir auch keinen Gegenangriff starten, da sie uns in Anzahl und Schlagkraft weit überlegen waren. Solange mein Vater in ihrer Gewalt war, hatten sie alle Trümpfe in der Hand.
    Wenn er denn noch lebte.
    Ich sah die verlassene Straße hinauf und hinunter. Dem in Alabama liegenden Maple konnte man so manches nachsagen, dass dort der Bär tobte, wohl kaum. Heimat von sage und schreibe achthundertsiebenundsechzig Einwohnern, konnte die Stadt mit gerade mal einer Ampel, einer Tankstelle, einem Diner und ein paar Geschäften entlang der Hauptstraße aufwarten, auf der wir uns jetzt befanden. Alles war ab sechs Uhr geschlossen, und die Menschen hatten sich längst auf den Heimweg zu ihren Familien gemacht. Wenn ich das richtig sah, waren Lucy und ich die Einzigen, die sich noch draußen auf der Straße befanden. Na ja, wir beide und Asher, der sich irgendwo in der Nähe verbarg.
    Zuvor hatten wir uns sechzig Meilen von hier entfernt in einem Motel am Highway ein paar Stunden aufs Ohr gehauen. Dann hatten wir unsere wenigen Sachen in dem Wagen verstaut, denn wir wussten, nach diesem Anruf würden wir uns unter Umständen schnell aus dem Staub machen müssen. Höchstwahrscheinlich lauerten unsere Feinde schon irgendwo im Verborgenen darauf, dass ich mich offen

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