Flammendes Begehren
Vater!«
Arthur grinste. »De Lanceau wird dir ein guter Gemahl sein – für einen Rüpel.«
Elizabeth raffte die Röcke und eilte zu Geoffrey, der erschöpft, aber zufrieden wirkte. Endlich schien er seinen Seelenfrieden gefunden zu haben.
Als er lächelte, beugte sie sich zu ihm hinab und gab ihm einen Kuss.
»Ich habe es nicht übers Herz gebracht, deinem Vater sein Zuhause wegzunehmen, was auch dir Kummer bereitet hätte«, murmelte er dicht an ihrer Wange, so dass sie seinen Atem spürte. »Und ich glaube auch nicht, dass mein Vater es so gewollt hätte.«
Tränen liefen über Elizabeth’ Gesicht. »Vielen Dank!«
Seine Finger fanden ihre Hand. »Wir werden auf Branton Castle glücklich sein, du und ich.«
»Ja, das werden wir!« Elizabeth gab ihm einen weiteren Kuss.
Hinter sich hörte sie, wie Mildred ein versonnenes Seufzen ausstieß.
Trunken vor Glück hörte Elizabeth, wie ihr Vater den Raum verließ. »Du da!«, hörte sie ihn vor der Tür sagen. »Hol einen Krug Bordeaux – ach was, lass gleich ein Fass herbringen, und spute dich! Wir feiern heute Verlobung!«
Epilog
F ertig!« Mildred zupfte Elizabeth’ Bliaut ein letztes Mal zurecht und richtete sich auf, ein Lächeln auf den bebenden Lippen. »Oh, Mylady!«
Elizabeth lachte und drehte sich um die eigene Achse, so dass der edle Stoff des Gewandes sich zu einer Wolke aufbauschte. Sie fühlte sich wie eine Göttin. Der Duft der Apfelblüten, mit denen ihr Schleier geschmückt war, hing in der Luft.
Ergriffen und freudig ließ sie die Hände über die teure Seide gleiten und erinnerte sich daran, wie viel Zeit Geoffrey investiert hatte, um die richtige Farbe zu finden. Er hatte darauf bestanden, dass das Kleid elfenbeinfarben war – als Symbol ihrer aufrichtigen Liebe. Der arme Pietro hatte unzähligen mit Stoff beladenen Schiffen in Venedig einen Besuch abgestattet, ehe er fündig geworden war.
Elizabeth drehte sich abermals um die eigene Achse und erfreute sich an dem majestätischen Glanz des mit Rosen bestickten Gewandes, an dem sie die Brosche ihrer Mutter festgesteckt hatte. Die kleinste Bewegung reichte aus, um dem Stoff ein edles Rascheln zu entlocken.
Ergriffen putzte Mildred sich die Nase. »Wenn Eure Mutter – Gott hab sie selig – Euch jetzt sehen könnte! Ihr seid wunderhübsch.«
»Ich fühle mich auch so.« Elizabeth fuhr mit den Fingern über die Brosche, die ihr Vater ihr schon vor einiger Zeit zurückgegeben hatte. So gut wie jetzt hatte sie sich schon lange nicht mehr gefühlt. Keine Übelkeitsanfälle mehr, keine Hitzewellen, keine …
Ehe sie wusste, wie ihr geschah, hatte sie das Gefühl, als wäre sie gerade getreten worden – von winzigen Füßen, die in ihrem Innern heranwuchsen. Mit einem versonnenen Lächeln legte sie sich die Hand auf den gewölbten Bauch. Ihr Nachwuchs schien das Temperament seines Vaters geerbt zu haben.
»Bewegt es sich?«, erkundigte sich Mildred.
»Ja, und wie. Aua!«
Kichernd rieb die Heilerin sich die Augen. »Ein kräftiger Sohn. Er wird seinen Vater sehr stolz machen.«
Als das Baby Elizabeth abermals trat, musste sie lachen. »Ich fürchte, er oder sie weiß, wie nervös ich gerade bin.«
»Wenn es Euch beruhigt, Mylady: Ich bin überzeugt davon, dass Geoffrey nicht minder nervös ist.«
Und wie nervös er ist, dachte Elizabeth wenige Augenblicke später, als Mildred und ihr Vater sie auf dem sich windenden Pfad begleiteten, der zur Kapelle von Wode Castle führte. Es war eigenartig, dass sie beide bis in die Haarspitzen aufgeregt waren. Bereits vor Monaten hatten sie – Geoffrey hatte noch das Bett hüten müssen – sich das Jawort gegeben. Es war eine schlichte Zeremonie gewesen.
Nichtsdestoweniger hatte Geoffrey darauf bestanden, die Zeremonie vor geladenen Gästen und in einem Gotteshaus zu wiederholen, gefolgt von einem ausladenden Fest, bei dem es nicht an Artisten und Barden fehlen durfte.
Mit einem Lächeln auf den Lippen beobachtete sie, wie er vor der wartenden Menge auf und ab lief. Da, jetzt flog ein Paar zwitschernder Rotkehlchen direkt an seinem Schopf vorbei und riss ihn aus seinen Gedanken. Elizabeth musste kichern.
Er hatte sich frisch rasiert, und sein Haar, das ihm wellenförmig auf den Kragen des Wamses aus feinster Seide fiel, glänzte, wie sie es noch nie zuvor gesehen hatte. Die Beinkleider, die seine muskulösen Beine besonders gut zur Geltung brachten, waren aus demselben Tuch wie das Wams. Die schwarzen Lederstiefel rundeten seine
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