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Flammenopfer

Flammenopfer

Titel: Flammenopfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Liemann
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Dodorovic schwebte herein, legte zwei Zeitungen in gebührendem Abstand von Sternenberg auf den Aktenberg und stellte ein Tablett mit Wasserglas, Aspirin und Alka-Seltzer daneben. Und schwebte wieder hinaus.
    Sternenberg sah das Glas eine Weile an. Er stupste es an und ließ den Wasserspiegel hin und her schaukeln. Die Tabletten rührte er nicht an.
    Dann stand er auf, fuhr sich durch die Haare und nahm Kurs auf das Ende des Gangs.
    » Ja.«
    Selbst die Verbindungstüren in dem Altbau hoch und schwer. Er mochte das.
    Beate Rixdorf kam auf ihn zu, schaute ihm mit grauen Augen länger als üblich ins Gesicht und wies ihm einen Sessel zu.
    Die Platte ihres Schreibtischs war aus Glas, auf ihr standen ein Telefon und eine von Jano Dodorovic regelmäßig neu befüllte Blumenvase. Es gab keine Akten. Nicht einmal einen Laptop oder einen Kalender. So, wie sie in ihrem Büro stand oder saß, wirkte Beate Rixdorf mehr wie eine Repräsentantin als eine Dezernatsleiterin. Die Bezeichnung » Königin Beatrix« hatte sie daher schon in der ersten Amtswoche erhalten, und sie bezog sich auch auf ihre Weigerung, sich mit Ermittlungsdetails zu befassen.
    Äußerlich gab es für den majestätischen Vergleich keinen Anlass. Sie ging Kai Sternenberg kaum bis zur Schulter. Ihr Haar war unprätentiös geschnitten und changierte von dunkelgrau nach weiß. Harmlos wirkte sie. Wie eine Verkäuferin im Bäckerladen, dachte Sternenberg, erinnerte sich aber, dass diese harmlose Person sofort nach ihrem Amtsantritt zwei Mitarbeiter des Dezernats versetzt hatte – gegen den Willen des Personalrates und ohne dass den verbliebenen Kollegen ein Grund genannt wurde.
    » Herr Sternenberg, woran arbeiten Sie?«
    » Wir sind an fünf, sechs laufenden Sachen. Routine. Es gibt einen gewissen Leerlauf.«
    » Sie meinen, Sie haben Kapazität für eine neue Aufgabe?«
    » Ja.«
    Sie sah ihn eine Weile an.
    Er sagte nichts.
    » Es freut mich, dass Sie nicht vorgeben, überlastet zu sein, so wie ihre Kollegen das tun.«
    » Die Kollegen haben zum großen Teil viel zu tun. Sie sind überlastet.«
    Sie lächelte. » Warum helfen Sie ihnen dann nicht?«
    Er wechselte die Position im Sessel. » Ich spreche von Kollegen, die in anderen Ressorts arbeiten.«
    » Für die Sie nicht zuständig sind?«
    » Richtig.«
    » Sie meinen, die Arbeit ist falsch verteilt?«
    » Wenn die Arbeit falsch verteilt wäre, dann wäre das ein Führungsfehler von Ihnen, Frau Rixdorf. Ich glaube aber nicht, dass es so ist. Es kommt immer mal für ein paar Wochen vor, dass die einen oder anderen Ressorts überlastet sind. Soweit ich das beurteilen kann.«
    » Natürlich können Sie das beurteilen, Herr Sternenberg. Sie sind seit – wie viel? – acht Jahren hier. Ich denke, Sie wissen, wie es hier aussieht. Ich bin erst seit ein paar Monaten hier. Vielleicht können Sie mir sagen, was Sie an meiner Führungstätigkeit kritisieren.«
    » Das ist unfair, finde ich.«
    » Wieso?«
    » Ich habe Sie nicht kritisiert.«
    » Gut. Was ist unfair an der Frage?«
    » Sie fragen einen nachgeordneten Mitarbeiter, wie er Ihren Führungsstil findet. Ich kann nur das Verhältnis zwischen uns beurteilen und nicht Ihre Tätigkeit als Leiterin des Dezernates.«
    » Sie meinen, es bringt Sie in eine peinliche Situation?«
    » Ich meine, ich kann es nicht beurteilen.«
    Sie sah ihn wieder schweigend an. » Wir verhaken uns in Wortklaubereien. Meine Aussage ist: Ich möchte gern ein offenes Wort zwischen uns, wann immer es notwendig ist.«
    » Ich neige dazu.«
    » Ich auch. Gibt es ein Problem zwischen uns, Herr Sternenberg?«
    » Nein. Für mich nicht.«
    » Es klingt nicht überzeugt.«
    Sternenberg dachte an die Aspirin-Tablette. » Frau Rixdorf, das Einzige, was das Klima seit einiger Zeit belastet, ist die Sache mit Walter und Rebecca. Die Versetzung. Die Kollegen haben das nicht verstanden. Und ich auch nicht.«
    Sie verzog keine Miene. » Ich verstehe. Die Entscheidung bezüglich Herrn Schmidt und Frau Wagner steht nicht zur Disposition. Ich werde mich dazu nicht äußern. Ist das alles?«
    » Ja.«
    » Dann lassen Sie uns zu Ihrer Arbeit kommen. Glauben Sie, dass Sie sich mit einem neuen Fall uneingeschränkt beschäftigen können?«
    » Ja, ich wüsste nicht …«
    » Ich will Ihnen sagen, was ich meine. Ich habe Bedenken. Bedenken, die Ihren Einsatz betreffen. Ich habe bisher keinen Grund, an Ihren Fähigkeiten zu zweifeln.«
    Sie ließ den Satz für einen Moment nachwirken. » Allerdings

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