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Flammenspiel

Flammenspiel

Titel: Flammenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne Unruh
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aufgeregt gerufen, aber natürlich hatte meine Mutter mich nicht beachtet.
     
    Der dunkelrote Glutball am Himmel blitzt ein letztes Mal auf, ehe er hinter den Wipfeln des magischen Waldes verschwindet. Ich nehme, wie früher, ein paar kleine Steine auf und werfe sie nacheinander in das klare Wasser, diesmal wohl wissend, dass es in diesem Gewässer Wasserwesen gibt und ihr Reich zu dem abgründig schwarzen Wasser der Spree eine Verbindung besitzt.
    Bisher ist kein Abend vergangen, an dem ich nicht etwas von den Ereignissen Revue passieren ließ, die mich in den letzten Wochen nahezu überrollt haben.
    Heute geht mir die Situation mit Delia vor ein paar Monaten durch den Kopf, kurz bevor mein ganzes bisheriges Weltbild den Bach runterging und ich mich in der magischen Welt wiederfand. Ich hatte angeschnallt auf der Pritsche in einem Krankenwagen gelegen und wurde in die Psychiatrie gebracht. Delia saß neben mir und sah mich verzweifelt an. Während das Auto mit Sirenengeheul über die Straße jagte, nahm sie meine Hand und verriet mir, was „damals“ passiert war. Damals, als ich ähnliche Symptome gezeigt hatte, und weswegen es meine Eltern jetzt für richtig hielten, mich einzuliefern.
    Und auf einmal weiß ich, dass Delia mir nur erzählt hat, was sie wusste, die Wahrheit aber eine ganz andere ist.
    Während ich auf die flüssige Glitzerfläche vor mir blicke und beobachte, wie die braunen Steinchen, die ich hineingeworfen habe, auf dem Grund eine silbrige Farbe annehmen, bricht eine Erinnerung hervor, die viel weiter zurückliegt. Klar und präzise wie ein kleiner Digitalfilm beginnt sie vor meinem inneren Auge abzulaufen.
     
    Als ich klein war, wohnten wir noch nicht in der protzigen Loftwohnung am Wasserturm im Prenzlauer Berg, sondern in einer ganz normalen Altbauwohnung, irgendwo in Mitte. Sie hatte vier Zimmer mit abgezogenen Holzdielen und großen Fenstern. Mein Zimmer ging auf den Hof hinaus und davor stand eine riesige Kastanie mit rosafarbenen Blütenkerzen.
    Ich mochte knapp vier Jahre alt gewesen sein. Es war bereits dunkel draußen. Meine Mutter hatte mir noch ein Bilderbuch vorgelesen, das Fenster ein bisschen geöffnet, damit frische Luft hineinkam, und dann leise die Tür zu meinem Zimmer geschlossen. Aber ich konnte, wie so oft in dieser Zeit, nicht einschlafen. Vom Hof schien ein angenehm warmes Licht durch die Vorhänge, so dass es nicht stockdunkel war und die Konturen der Dinge sich noch gut erkennen ließen. Ob der schwarze Mann heute wieder kommen würde? Ich hatte meine Mutter danach gefragt, aber sie tat immer so, als würde sie den Mann nicht kennen. Nur, das konnte nicht sein. Schließlich kam er doch einfach in unsere Wohnung und musste am Wohnzimmer vorbeilaufen, um mich zu besuchen.
    Ich setzte mich in meinem Kinderbett auf und sah die zwei Teddys und meine Lieblingspuppe an, die ich neben mich schlafen gelegt hatte. „Wacht auf“, befahl ich ihnen flüsternd. „Der Riese kommt euch sonst fressen. Ihr müsst fliehen.“ Ich stellte mir vor, dass sie drei Freunde waren und eine steile Felswand erklimmen mussten, um sich in Sicherheit zu bringen. Die Gitterstäbe meines Bettes stellten die Felswand dar. Die Puppe kletterte vor und zog den dicken Bären hinterher, während der dünne Bär von unten schob. „Los, du schaffst das! Los. Los!“
    Und dann stand der schwarze Mann plötzlich im Zimmer und begrüßte mich mit: „Hallo Kira, meine Kleine.“ Ich schrak zusammen, weil ich überhaupt nicht bemerkt hatte, wie er gekommen war. So machte er das immer. Ich hörte nie die Tür aufgehen und ich verpasste jedes Mal, wann er ging, weil ich dann schon schlief.
    „Guten Tag“, sagte ich brav, während die drei Freunde von ihrem halb erklommenen Berg herunterpurzelten. Der Mann setzte sich neben mich und lächelte mich an. Er war sehr nett. Aber sein Lächeln kam mir unheimlich vor. Es war zu breit und zeigte so viele Zähne, als wenn er hundert davon hätte. Ich dachte an die Katze aus „Alice im Wunderland“. Vor dieser Katze hatte ich Angst, obwohl ich nicht wusste, wieso. Die meisten Erwachsenen fanden sie lustig. Ich aber nicht.
    Er sagte, dass er Karlsson heiße, und ich könnte ihn Onkel Karlsson nennen. Aber das tat ich nicht, weil ich ihm nicht glaubte. Denn als er das erste Mal da war, hatte ich gerade die DVD-Hülle mit Karlsson vom Dach angeschaut und war mir sicher, dass er nicht auch so heißen konnte.
    Er blieb für mich der schwarze Mann, einfach weil er im

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