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Flammentod

Flammentod

Titel: Flammentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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Mannesmann. Alles hatte ein bißchen plus gemacht, drei, vier Prozent. Da konnte ich nur müde lächeln. Endlich war die Firma an der Reihe, in die ich investiert hatte.
    Da tauchte die Zahl hinter dem Namen auf, und gleich daneben eine Prozentangabe. Ich sah eine Acht und wollte schon jubeln, da fiel mir auf, daß es keine zweite und keine dritte Stelle gab. Nur eine Acht - und die auch noch hinter dem Komma. Und vor dem Komma ein kreisrundes Zeichen, das wie ein Ei aussah! Ein Ei, das aufrecht stand und den Wert meiner Aktien auf weniger als einen Euro pro Stück drückte.
    Anders gesagt: Die Dinger waren null Komma acht wert.
    Bevor die katastrophale Meldung unter dem Busen der Sprecherin vorbeiwanderte, nahm ich noch die Abstiegsquote in Prozentangaben wahr: minus 101 Prozent. Seit gestern.
    Wie versteinert sah ich der Blondine weiter beim Verlesen der Nachrichten und den Kursen beim Entlanglaufen zu. Ich glotzte auf das Laufband, bis meine Money-Aktie nach dem ganzen Alphabet wieder erschien. Die Zahlen hatten sich bis dahin nicht verändert.
    Erst nach und nach formte sich ein Gedanke in meinem Kopf. Es war nur ein Wort. Und es hieß: ruiniert.
    Instinktiv faßte ich nach meiner Geldbörse und untersuchte meine Barschaft. Ein Fünfziger und etwas Kleingeld - insgesamt knapp sechzig Mark.
    Ziemlich schlapp für einen angehenden BMW-Fahrer.
    *
    »Soso, ich soll dir also helfen, die Karre wieder aus dem Dreck zu ziehen. Das hätte ich mir ja denken können.« Jutta machte eine Kopfbewegung, um ihre schulterlangen, grasgrün gefärbten Haare aus den Augen zu schleudern. Dann bückte sie sich und wühlte weiter in ihrem Kleiderschrank herum.
    Das Möbel war mindestens vier Meter breit, aber es stand nur eine der sechs Türen offen. Rechts neben sich hatte Jutta einen aufgeklappten schwarzen Koffer stehen - ein Riesenmaul, in das sie unablässig Kleidungsstücke warf und das nicht satt zu werden schien.
    Wir befanden uns in Juttas Schlafzimmer, dem Allerheiligsten ihrer noblen Wohnung auf dem Wuppertaler Brill. Wie so oft hatte ich den steilen Berg zu Fuß erklommen und war naßgeschwitzt hier heraufgelangt.
    »Es ist doch nur, bis die Aktien wieder steigen«, sagte ich lahm. »Du bekommst das Geld ganz sicher zurück.« Ich suchte in meinen Taschen nach Zigaretten, steckte mir eine in den Mund und tastete nach dem Feuerzeug.
    »Du willst doch wohl nicht in meinem Schlafzimmer rauchen?« Jutta mußte mich aus den Augenwinkeln beobachtet haben, denn sie machte unbeirrt mit dem Kofferpacken weiter. Ich ließ die Zigarette kalt.
    »Wenn ich solche Sprüche glauben würde«, sagte Jutta, »wäre ich arm wie eine Kirchenmaus.«
    »Jetzt hör auf. Als ob ich nicht wüßte, daß du so gut wie nie Geld verleihst.«
    »Was willst du dann eigentlich, wenn du weißt, daß es keinen Zweck hat? Verdien deine Mäuse selbst - wie jeder normale Mensch.«
    Bei all meinem Ärger mußte ich grinsen. Jutta hatte ihr Geld nämlich nicht verdient - zumindest nicht durch Arbeit. Jutta hatte einfach das Glück gehabt, Herrn Doktor Heinz Bayersdorf zu heiraten. Er war ein hohes Tier der Wuppertaler Stadtverwaltung gewesen. 1981 standen er und Jutta vor dem Traualtar - Jutta noch keine dreißig, der glückliche Ehemann zweiundsechzig Jahre alt. Einen guten Monat später segnete der Doktor das Zeitliche. Es gab keine anderen Verwandten und damit keine Erben. Jutta, kurz zuvor noch einfache Sekretärin in verschiedenen Firmen und dort der Schrecken ihrer Vorgesetzten, war plötzlich eine vermögende Witwe. Neben den etwa achttausend Mark Pension und Renten ihres verstorbenen Mannes kassierte sie Mieteinnahmen von drei Top-Wohnungen und diverse Einkünfte aus Geldanlagen. In einer stillen Stunde hatte sie mir einmal gestanden, daß sie über ein Nettoeinkommen von dreißig Mille im Monat verfügte.
    Ich versuchte, diese Gedanken aus dem Kopf zu verdrängen und mich auf mein eigentliches Problem zu konzentrieren. Erst mal Schönwetter machen, sagte ich mir.
    »Mal was anderes«, sagte ich. »Was machst du da eigentlich?«
    Jutta hatte gerade einen Berg von Buntem, Seidigem in das Koffermaul verfrachtet und drehte mir ihr Gesicht zu - zum ersten Mal, seit sie mir die Tür geöffnet hatte.
    »Ich gönne mir Urlaub«, sagte sie in einem Ton, als müsse sie einen Ehemann von der Notwendigkeit des Schminkens überzeugen. »Das war auch der Grund, warum ich vorhin bei dir angerufen habe. Geh mal weg, ich muß den Koffer beiseite stellen.«
    »Laß mich

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