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Flammentod

Flammentod

Titel: Flammentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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Elberfeld. Ein Mann, der neben mir saß, las gerade die FAZ.
    »Darf ich mal was nachsehen?« fragte ich. »Nur einen Aktienkurs.«
    »Wie heißt denn das Papier?«
    »Money-from-nowhere-com.«
    »Sie wollen mich wohl auf den Arm nehmen, was?«
    »Nein - schauen Sie doch nach! Es steht beim Neuen Markt!«
    Gemeinsam suchten wir. Zwei Euro. Gut verdoppelt. Aber dafür konnte ich mir trotzdem nichts kaufen.
    In meinem Büro fand ich ein Fax. Zwei eng bedruckte Seiten aus dem Bergisch Gladbacher evangelischen Krankenhaus. »Sieglinde Radermacher« stand auf dem Deckblatt im Absenderfeld. Es war ein OP-Bericht über eine, wie es hieß, »geschlechtsangleichende Operation Mann zur Frau«. Eine Passage war unterstrichen. »Die peripheren Enden der Schwellkörper werden nun von der Glans abpräpariert und das Harnröhrenepithel im Glansbereich reseziert. Nach Verschluß des Meathus urethrae durch fortlaufende Naht wird das Epithel der Glans bis auf ein zentrales ellipsenförmiges Areal, das etwa der Größe der Klitoris entspricht, entfernt.«
    Ich las nicht weiter und versuchte die Bilder, die sich mir bei der Lektüre auf drängten, beiseite zu schieben. Nachdenklich öffnete ich die oberste Schreibtisch-Schublade. Da lagen immer noch die bunten Autoprospekte. Das war schon ein schönerer Anblick.
    Das Telefon klingelte.
    »Detektei Rott.«
    »Guten Morgen, Herr Rott. Sommer hier, von der Kreispolizeistelle Bergisch Gladbach. Alles klar bei Ihnen?«
    »Alles klar. Bei Ihnen läuft doch auch alles auf dem richtigen Gleis, oder?«
    »Wie man’s nimmt.«
    »Wieso?«
    »Die Vernehmung von Gerd Diepeschrath liegt vor. Er hat zugegeben, daß er den Anschlag auf Sie geplant hatte. Er hat gemerkt, wie Sie ihm im Laufe Ihrer Ermittlungen immer mehr auf die Pelle rückten. Gleichzeitig war er, wie er sagte, über seinen Ausschluß bei dem Walpurgisnachtfest enttäuscht. Sie waren dann ein willkommenes Racheopfer, und er hat sie regelrecht in den Wald gelockt. Er hatte alles vorbereitet. Sogar das Benzin hatte er extra gekauft.«
    Ich atmete tief durch. »Reden wir besser nicht mehr drüber.«
    »Eine Sache ist aber immer noch nicht geklärt.«
    »Welche?«
    »Was aus dem Geld geworden ist. Angelika Diepeschrath behauptet steif und fest, Frau Müller alias Morgana hätte es gehabt. Wir haben die Wohnung und den Laden von oben bis unten durchsucht, wir haben ihre Konten überprüft und den Banksafe öffnen lassen. Dort fanden wir nur ein paar Wertpapiere, aber kein Bargeld. Erst recht keine fünfzigtausend Mark.«
    »Vielleicht hat Morgana das Geld ja versteckt. Suchen Sie doch mal auf dem Grundstück am Lüderich.«
    »Meinen Sie wirklich?«
    »Klar. Das war doch der Mittelpunkt dieses sogenannten Hexenkultes. Vielleicht hat sie es dort vergraben.«
    »Sie verscheißern mich, oder?«
    »Herr Sommer, ich mußte im Zuge meiner Ermittlungen auch allerhand über Hexen lernen. Ich kann Ihnen da ein Buch empfehlen …«
    »Verschonen Sie mich. Wir finden das Geld schon.«
    »Denke ich auch.«
    »Na ja, vielen Dank jedenfalls.«
    Ich legte auf und widmete mich wieder der Schublade. Unter den Prospekten lag der dicke Umschlag von Morgana. Ich holte ihn hervor und wog ihn in der Hand. Mein Blick schweifte erst über die Dächer von Elberfeld, dann blieb er auf dem Fax von Frau Dr. Radermacher hängen. Ich dachte an Morganas letzte Worte. Und was sie mir aufgetragen hatte …
     
    Epilog
    Es war stockdunkel, als sie erwachte. Sie starrte zur Decke, doch sie konnte nichts erkennen, so sehr sie sich auch anstrengte.
    Geduld. Nur Geduld, sagte sie sich, und das Wort wiederholte sich so oft in ihrem Kopf, bis es seine Bedeutung wie eine tote Hülle abgestreift hatte und nur noch ein Klang war.
    Geduld, Geduld, Geduld …
    Sie hatte sich jahrelang in Geduld geübt, und sie hatte sich dabei fast schon aufgegeben. Manchmal hatte sie sich in den Gedanken geflüchtet, daß es vielleicht besser sei zu sterben, weil im Jenseits alles seine Ordnung bekommen würde. Doch dann hatte sie sich auch davon wieder gelöst.
    Sie wollte nicht auf den Tod vertröstet werden. Sie wollte sich nicht aufgeben. Sie wollte sie selbst sein. Sie wollte sich endlich gesund fühlen.
    Und vor diesem starken Wunsch verblaßte alles, was in den letzten Monaten geschehen war. Im Gegenteil - es hatte diesen Wunsch sogar noch stärker werden lassen.
    Was sie im Wald getan hatte, hatte sie als sie selbst getan. Es war fast das einzige in ihrem Leben, das sie als sie selbst getan

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