Flammenzorn
hatte da Erfolg, wo er scheiterte.
»Ihr Gaszähler ist im Keller, und sie hatte Angst, allein dort runterzugehen. Die Nachbarin, die ihr früher bei der Wäsche geholfen hat, möchte das nicht mehr tun - Sie hat gesagt, eine Glühbirne wäre explodiert, als sie die Waschmaschine beladen hat.« Jules nahm noch einen Schluck Kaffee.
»Welche Beweise habt ihr bisher entdeckt?«, fragte Anya.
Brian, der Technikspezialist der DAGR, schaute über einen der Computermonitore hinweg und nahm seine Kopfhörer ab. »Komm und sieh es dir an.«
Anya setzte sich neben ihn auf das durchhängende Sofa, das nach Lavendel roch. Brian ließ ein digitales Video vorlaufen; sie nahm an, dass die Aufnahmen von einer Kamera gegenüber der Kellertreppe stammten. Der Lichtstrahl einer Taschenlampe schien die Stufen hinab. Durch den Einsatz des Restlichtverstärkers wirkte er grellgrün. Das Leuchten des Monitors betonte Brians Gesichtszüge, und Anya fielen die Ringe unter seinen blauen Augen und das wirre Haar auf. Ihr war, als röche sie noch den Minzduft des mit Koffein angereicherten Duschgels, das er so gern benutzte.
Anya hatte nie gefragt, woher Brian all das technische Spielzeug hatte. Sie wusste, dass die meisten Klienten der DAGR wenig Geld besaßen, und Spenden gingen nur vereinzelt ein. Die DAGR wurden eher mit einem Apfelkuchen bezahlt, als mit harter Währung. Sie nahm an, dass Brian sich das Zeug bei seinem Tagesjob an der Universität auslieh. Die geistigen Überflieger der IT-Abteilung schienen schlicht nicht zu bemerken, dass ständig irgendwelche Gerätschaften in Brians Van verschwanden.
Der Film stoppte, dann kehrte das Bild in einem dunklen Grünton zurück. Etwas bewegte sich in der jadegrünen Finsternis unter der Treppe. Eine Hand schob sich auf eine der oberen Stufen und verschwand wieder.
»Gruselig«, hauchte Anya und stützte ihr herzförmiges Gesicht in ihre Hand. »Was habt ihr sonst noch?«
»Das hier.« Brian reichte ihr seine Kopfhörer, die noch von seinen Ohren angewärmt waren. Anya setzte sie auf und lauschte dem statischen Summen und Rauschen, das durch den Geräuschmesser auf dem Bildschirm kaum angezeigt wurde.
»Ich höre nichts ...«
»Warte noch.«
Da. Ein Zischen ließ die Linie des Geräuschpegels erzittern. Dann trieb eine Stimme - näselnd und fauchend zugleich - die Anzeige auf den höchsten Punkt. »Meins.«
Anya runzelte die Stirn. »Kann ich das noch einmal hören?«
Brian fuhr die Aufnahme zurück. Statisches Summen, ein Zischen, und wieder sagte die Stimme: »Meins.«
Anya nahm die Kopfhörer ab und befreite sie aus ihrem vom Schlaf zerzausten, haselnussbraunen Haar. Eine Strähne verfing sich in ihrem salamanderförmigen Halsring, und sie zog sie vorsichtig heraus. Der Salamander hielt seinen Schwanz mit den Vorderpfoten fest. Das Schwanzende schlängelte sich weiter hinab, um schließlich zwischen Anyas Brüsten zu verschwinden. Wie stets fühlte sich das Metall bei der Berührung warm an. »Habt ihr das provoziert?«
»Natürlich. Wir haben dem Ding erklärt, es sei hässlich und die Art, wie seine Transvestitenmama es kleidet, sei ein Witz«, verkündete Max, das jüngste Mitglied der Gruppe. Sein Lächeln erstrahlte im Megawattbereich und breitete sich in seinem braunen Gesicht aus. Man hatte ihn auf den Boden verbannt. Seine Hände hatte er unter seiner warmen Jacke verborgen und seine langen Beine, samt seinen Sneakers, unter einen von Brians Klapptischen geschoben.
Jules versetzte ihm einen Klaps an den Hinterkopf. »Max hat das Maul ziemlich weit aufgerissen und angefangen, Witze über seine Mama zu reißen, während ich aus der Heiligen Schrift zitiert habe.«
Max zog den Kopf ein. Er war noch in der Probezeit und kurz davor rauszufliegen. Anya hoffte, dass er bleiben würde, um irgendwann die Stelle in der Personalliste der DAGR zu füllen, die sie selbst gern freigeben würde. Zwar konnte niemand exakt das, was sie konnte, dennoch würde es ihnen nicht schaden, wenn sie sich auf jemand Neues konzentrierten.
»Also, was genau ist das?«, fragte Anya und lenkte das Gespräch fort von Max' Missetat und zurück zu dem, was sie hergeführt hatte.
»Wir glauben nicht, dass das der Mann der alten Frau ist«, ertönte gedämpft Katies Stimme aus der dunklen Küche, während sie Ciros Rollstuhl über den faltigen olivfarbenen Teppich schob. Katie war die Hexe der DAGR. Sie trug Jeans und eine gemusterte Bluse. Das blonde, gelockte Haar, das ihr auf den Rücken fiel,
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