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Flammenzorn

Flammenzorn

Titel: Flammenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Bickle
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der Schichtwechsel statt. Nach und nach kamen Arbeiter an und gingen vom Parkplatz zu dem großen, grauen Gebäude hinter dem Stacheldrahtzaun. Anya fragte sich, wie stark diese Männer und Frauen die Spannung spürten, die sich in den letzten Jahren in der Stadt ausgebreitet hatte: die zunehmende Arbeitslosigkeit, immer mehr Verbrechen. Diese teils offensichtlichen, teils unsichtbaren Ängste nährten eine unterbewusste, spirituelle Unruhe. Die psychiatrischen Kliniken waren voll, ebenso wie die Kirchen. Die DAGR waren beinahe jede Nacht unterwegs, um den Hilferufen der Leute zu folgen, deren Häuser und Geschäfte von Geistern heimgesucht wurden.
    Hinter der riesigen katholischen Kirche im Zentrum von Hamtramck bog Brian ab. Die Türme von St. Florian überragten sämtliche Gebäude der umliegenden Blocks. Dieser Teil von Detroit, von polnischen Immigranten 1921 gegründet, war Anyas Hinterhof. Sie war im Schatten der Kirche aufgewachsen und lebte immer noch dort, auch wenn sie die Kirchentür als Erwachsene nie durchschritten hatte. In ihrer Nähe schien der Verfall etwas weniger ausgeprägt zu sein als andernorts.
    Vor einem bescheidenen, anderthalbstöckigen weißen Haus stellte Brian den Motor ab. Es unterschied sich nur durch grüne Fensterläden von all den anderen weißverkleideten Häusern in der Straße. Ein Apfelbaum wuchs im Garten und beschattete die gewölbten Dachschindeln. Im Haus waren die Vorhänge zum Schutz vor der Sonne fest zugezogen.
    »Ich habe bei unserer Salzgurken-Frau etwas aufgeschnappt, etwas, von dem ich annehme, dass du es hören willst.« Brian griff über ihre Beine hinweg. Anya zuckte zusammen. Er tat, als bemerke er es nicht, öffnete ohne Eile das Handschuhfach und nahm ein Diktiergerät heraus. »Ich habe etwas aufgenommen, während du mit dem Getränkeautomaten gekämpft hast.«
    Ihre Wangen röteten sich vor Zorn. »Ich habe dir ausdrücklich gesagt, du sollst mich nicht aufnehmen. Das ist gegen unsere Abmachung, und das weißt du.«
    »Ich habe dich nicht aufgenommen. Ich habe dir lediglich über die Kamera zugesehen.«
    Anya verschränkte ihre Arme vor der Brust. Die Vorstellung, dass sie beobachtet wurde, behagte ihr nicht. Auch wenn es da für gewöhnliche Augen nichts zu sehen gab, war sie damit nicht einverstanden. Und Brian wusste sehr gut, wie sie dazu stand.
    »Hör mal, ich wollte doch nur sicher sein, dass es dir gut geht.« Wieder schnaubte er. »Nach all dem Gepolter - vergiss es.« Er wedelte mit der Hand. »Dieses Diktiergerät war im Schlafzimmer der Salzgurken-Frau. Es hat genau zu dem Zeitpunkt, in dem du den Automaten geöffnet hast, etwas aufgezeichnet.« Er schaltete das Gerät ein.
    Ein kaum wahrnehmbares Flüstern unterbrach das Rauschen. »Sirrush kommt.«
    Anya blinzelte. Sie war erstaunt, dass er es überhaupt gehört hatte. Aber verdammt, Brian war ein guter Ermittler, und sie konnte sich nicht vor den Fakten verstecken, die er aufdeckte.
    Brian schaltete ab. »Sagt dir das irgendetwas?«
    Sie blickte in ihren Becher. Ihre Gedanken überschlugen sich, und sie fühlte seinen Blick auf sich ruhen. »Ich weiß nicht.«
    Er schwieg, doch betrachtete sie weiter. Schließlich gab er auf und brach das unbehagliche Schweigen. »Hör mal, falls du irgendwas brauchst ...«
    Anya lauschte dem Knacken des abkühlenden Motors. Dann blickte sie auf. »Mir geht es gut, Brian.« Sie bemühte sich um ein Lächeln. »Danke.« Sie strich mit ihren Fingern über den Türöffner.
    »Anya.«
    Sie drehte sich zu ihm um. Das Sitzpolster knarrte unter ihrer Jeans, die noch immer feucht war von der Limo und dem Gurkensud. »Bitte, Brian. Ich habe gerade ... Ich habe die Seele eines Kindes verschlungen. Im Haus unserer Salzgurken-Frau hat ein Kind gespukt.« Sie rieb sich die bernsteinfarbenen Augen. Der Essiggeruch ihrer Haut stieg ihr stechend in die Augen und nahm ihr die Sicht. Ihre Stimme stockte. »Ich möchte nur duschen und ein paar Stunden schlafen. Können wir später darüber reden?«
    Brian sah aus, als hätte sie ihm einen Hieb in die Magengrube versetzt. Er rammte den Schlüssel wieder in das Zündschloss. »Okay. Aber - pass auf dich auf.«
    Anya fragte sich oft, was aus den Seelen wurde, die sie verschlang. Bekamen sie einen Dauerparkschein für irgendeinen sonnigen Ort der spirituellen Erleuchtung? Oder hörten sie einfach nur auf zu existieren und verschwanden in der Finsternis? Sie hoffte, dass sie weiterzogen oder wenigstens aufhörten zu leiden. Was immer

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