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Flandry 4: Ehrenwerte Feinde

Flandry 4: Ehrenwerte Feinde

Titel: Flandry 4: Ehrenwerte Feinde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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eine angenehm klingelnde Börse. Es war … nun ja … fast war es ihm unangenehm, seine Gewinne zu kassieren. Die übergroßen Schuljungen machten sich keine Vorstellung davon, was für Tricks mit Würfeln und Spielkarten möglich waren.
    Tag für Tag erweiterte sich sein Bild von ihrer Heimat. Die frithischen Könige hatten die Nationen Scothas vor knapp einem Jahrhundert vereint und zu den Sternen geführt. Gewisse Geschichten wiesen darauf hin, dass ihre Lehrmeister tatsächlich die Merseianer gewesen waren; allerdings waren solche Wesen seit einiger Zeit nicht mehr gesehen worden. Die Monarchie war mächtig, beinahe absolutistisch; der König hatte dem Willen des Hochadels Gehör zu schenken, der eine Art Parlament unterhielt; im Gegenzug hatten die Adligen die Grundrechte der Freien zu achten, obwohl diese verschiedene Steuern und Fronarbeiten leisten mussten. Sklaven genossen keinerlei Rechte, unterworfene Völker nur solche, die man ihnen zugestand. Im großen und ganzen schien der scothanische König eine stärkere Position innezuhaben als der terranische Kaiser. Letzterer war theoretisch so gut wie allmächtig, in der Praxis aber durch die Unmöglichkeit eingeengt, sein Reich im Einzelnen regieren zu können.
    Das scothanische Herrschaftsgebiet war bei weitem nicht so unbeherrschbar wie das terranische. Das Reich hatte mehrere hundert Sonnensysteme erobert, begnügte sich bei den meisten jedoch mit Tributleistungen in Form von Rohstoffen, Fertigwaren oder spezialisierten Arbeitskräften. Innerhalb seines Hoheitsraums beherrschte es jeden. Ausgewählte Planeten hatte es zu Klientenstaaten gemacht, dort eine eigene industrielle Revolution in Gang gesetzt und die erzwungene Einigung der Spezies initiiert. Unter Penda traute sich die Koalition dieser Planeten zu, den Kampf mit dem Imperium aufzunehmen.
    Das Endziel war kein simpler Raubzug, auch wenn der Reichtum des Imperiums lockte, aber Güter konnten auch zu Hause ohne das Risiko einer Raumschlacht produziert werden. Es ging auch nicht nur um territoriale Ausbreitung, denn die hätte sich leichter bewerkstelligen lassen, indem man in der Wildnis neue Welten entdeckte, deren Bewohner sich nicht wehren konnten. Allerdings brachte ehrliche Arbeit natürlich in hundert Jahren nicht so viel ein wie ein Sieg vielleicht über Nacht. Und Planeten, die Menschen oder Scothani besiedeln konnten, waren rar zwischen den Sonnen; man musste lange suchen, um sie zu finden, und danach waren in aller Regel generationenlange Anstrengungen und Opfer erforderlich, bis man sich dort wirklich heimisch fühlen konnte. Diese Investitionen hatte Terra bereits geleistet.
    Jenseits dieser praktischen Erwägungen standen allerdings Beweggründe, die Flandry als irrational betrachtete und für die wahren Motive hielt. Scotha – die ganze scothanische Gesellschaft in der Form, die sie angenommen hatte – brauchte Krieg und Eroberung. Die Großen benötigten ein Ventil für ihren Ehrgeiz, auf dass ihre Namen denen der Vorväter gleichkamen oder sie gar übertrafen. Das einfache Volk lechzte nach einer Chance, sein Los zu verbessern, einer Chance, die ihm die aristokratische, kommerzfeindliche Ordnung auf der Heimatwelt nicht bieten konnte, ohne sich selbst zu unterminieren. Ruhm war ein Fetisch, und in den barbarischen Regionen ließ sich kaum noch Ruhm erringen. Pure Abenteuerlust tobte in dieser Gesellschaft, dazu jenes dunklere Verlangen nach Selbstberauschung, die auch die Menschheit zu oft und zu gut gekannt hatte. Bedürfnisse und Triebe kamen zusammen und nahmen die Gestalt eines kreuzfahrerischen Eifers an, des Gefühls einer heiligen rassischen Bestimmung.
    Doch wie Cerdic immer wieder betonte, waren Scothas Herren nicht schwachsinnig. Aus Flandrys Blickwinkel erschienen sie mehr als nur ein bisschen verrückt, aber sie sahen die Verhältnisse durchaus realistisch. Ihre Stärke war beträchtlich, und ihre Planer wussten, was sie taten. Sie würden die nächste der immer wieder auftauchenden inneren Krisen des Imperiums abwarten – und Flandry war auf Llynathawr gewesen, weil genau solch eine Krise sich zusammenzubrauen schien.
    Ganz egal, wie viel Macht Terra auch im Rücken haben mochte, sie war nutzlos, wenn sie nicht dort zum Tragen gebracht werden konnte, wo man sie brauchte. Wenn die besten Einheiten der Navy woanders gebunden waren, konnten sich die Armaden furchtloser Fanatiker einen Weg durch die Abwehrsysteme bomben, die von Söldnern unter dem Befehl von

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