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Flavia de Luce   Halunken  Tod und Teufel

Flavia de Luce Halunken Tod und Teufel

Titel: Flavia de Luce Halunken Tod und Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bradley Alan
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rechts.
    Nach einer einigermaßen ebenen Viertelmeile fing der Wagen bedenklich zu schaukeln an. Wir holperten über spitze Steine, und der Hohlweg wurde immer schmaler und ausgefahrener. Doch zu beiden Seiten ragten die Böschungen, die obendrein mit einem Dickicht aus uralten Baumwurzeln bewachsen waren, so hoch auf, dass der Wagen unmöglich umkippen konnte.
    Direkt vor uns neigte sich der bemooste Ast einer alten Buche wie der Hals eines großen grünen Schwans über den Weg. Es war kaum Platz, dass der Wagen darunter hindurchfahren konnte.

    »Das Räubernest«, verkündete ich stolz. »Hier haben früher Wegelagerer die Postkutschen überfallen.«
    Die Alte ging nicht darauf ein. Für mich dagegen war das Räubernest ein spannendes Stück Heimatkunde.
    Im 18. Jahrhundert war die Rinne die einzige Verbindung zwischen Doddingsley und Bishop’s Lacey gewesen. Im Winter oft völlig zugeschneit und im Frühling und Herbst von Eisbächen überflutet, hatte sie sich den Ruf erworben, der ihr auch jetzt, zweihundert Jahre später, noch anhing: nämlich dass es sich um einen zwielichtigen, wenn nicht gar lebensgefährlichen Ort handelte, um den man am besten einen weiten Bogen machte.
    »Von der Geschichte gebrandmarkt«, hatte Daffy gesagt, als sie die Stelle auf einer Karte eintrug, die sie von »Buckshaw & Umgebung« anlegte.
    Damit hätte die Rinne eigentlich zu meinen Lieblingsorten gehören müssen, doch das war nicht der Fall. Nur einmal hatte ich den Hohlweg auf Gladys, meinem treuen Fahrrad, fast bis zum Ende erkundet, doch dann hatte mich ein beklemmendes Gefühl dazu bewogen, auf der Stelle umzukehren. Es war ein unfreundlicher Tag gewesen, mit kräftigen Sturmböen, kalten Regenschauern und tief dahinjagenden Wolken, ein Tag von der Sorte …
    Die Alte nahm mir die Zügel wieder weg und zog energisch daran. »Brrr!«, machte sie, und das Pferd hielt jäh an.
    Oben auf dem moosbewachsenen Ast hockte ein Kind und stopfte sich den Daumen in den Mund.
    An dem roten Schopf erkannte ich, dass es einer der Bull-Sprösslinge sein musste.
    Die Alte bekreuzigte sich und brummelte etwas, das wie »Hilda Muir« klang.
    » Hüja!«, rief sie dann und ließ die Zügel schnalzen. »Hüja!«, und Gry brachte den Wagen mit einem Ruck wieder in Bewegung. Als wir langsam unter dem Ast hindurchfuhren, ließ das
Kind die Beine herunterbaumeln und trampelte mit den Fersen auf das Wohnwagendach, was Geräusche verursachte, die wie unheimliche Trommelschläge klangen.
    Ich hätte mich gern auf den Ast geschwungen und dem Rotzlöffel zumindest eine ordentliche Standpauke verpasst, aber ein Blick auf die Alte ließ mich innehalten. Manchmal war es besser, den Mund zu halten.
    Dornenranken krallten wie gierige Hände nach dem heftig schaukelnden Wohnwagen, aber die Alte schien nichts zu bemerken.
    Sie saß vorgebeugt da, den wässrigen Blick fest auf einen imaginären Horizont gerichtet, als weilte nur ihre sterbliche Hülle in diesem Jahrhundert, während alles andere längst in ein fernes, düsteres, nebliges Land entflohen war.
    Der Weg wurde ein wenig breiter, kurz darauf kamen wir an einem altersschwachen Lattenzaun vorbei. Dahinter stand ein heruntergekommenes Haus, das aus ausrangierten Türen und geborstenen Fensterläden gezimmert schien. Der sandige Garten davor lag voller Müll, darunter ein ramponierter Herd, ein altmodisches Ungetüm von einem Kinderwagen, dem zwei Räder fehlten, mehrere nur noch vom Rost zusammengehaltene Automobile und bergeweise leere Konservenbüchsen. Hier und da entdeckte man verfallene, windschiefe Nebengebäude – dürftig aus verfaulten, bemoosten Brettern und einer Handvoll Nägel zusammengebastelte Schuppen.
    Über Allem hing eine Wolke aus beißendem Rauch, denn der Müll schwelte stellenweise, sodass man an ein Bild der Hölle denken musste, wie man es von viktorianischen Bibelillustrationen kennt. Mitten auf dem vor Dreck starrenden Hof saß ein kleines Kind in einer Badewanne. Als es uns erblickte, brach es in ein lautes, sirenenartiges Geheul aus.
    Auch die roten Haare des Kleinen schienen mit Rost bedeckt zu sein. Man hatte tatsächlich den Eindruck, ein Königreich des Zerfalls zu betreten, in dem die Oxidation regierte.

    Oxidation tritt, wie ich mir gern und oft in Erinnerung rufe, dann ein, wenn Sauerstoff zum Angriff übergeht. In ebendiesem Augenblick nagte der Sauerstoff genauso an meiner Haut wie an der Haut der alten Frau, auch wenn meine Mitfahrerin deutlich angegriffener

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