Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flavia de Luce   Halunken  Tod und Teufel

Flavia de Luce Halunken Tod und Teufel

Titel: Flavia de Luce Halunken Tod und Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bradley Alan
Vom Netzwerk:
Mädchen eigentlich immer wie Dienstboten herumgescheucht?
    »Ich würde ja selber gehen, aber der gute Doktor fürchtet, dass mein Talar die alte Frau womöglich einschüchtert, und deswegen …«
    »Aber gern, Herr Vikar«, rief ich erfreut – und meinte es auch so. Mein kleiner Auftrag würde mir Zutritt zum Erste-Hilfe-Zelt verschaffen.
    Im Handumdrehen stand ich in der Küche des Gemeindesaals (»Verzeihung, aber es handelt sich um einen medizinischen Notfall!«) und war mit einem Krug eisgekühlter Limonade wieder draußen. Wieselflink schlüpfte ich mit meiner Beute ins schummrige Zelt der Johanniter und goss Limonade in einen angeschlagenen Becher.
    »Hoffentlich ist Ihnen nichts passiert«, sagte ich und reichte der Wahrsagerin den Becher. »Natürlich bezahle ich Ihnen das Zelt. Die Sache tut mir wirklich leid.«
    »Lass gut sein«, sagte Dr. Darby. »Sie sagt, es war ein Unfall. «
    Beim Trinken beobachtete mich die Alte argwöhnisch mit rot geränderten Augen.
    »Dr. Darby …« Der Vikar streckte den Kopf durch den Zelteingang wie eine Schildkröte, damit man seinen Pastorenkragen nicht sah. »Wenn Sie vielleicht einen Augenblick … Mrs Peasley von der Kegelbahn fühlt sich ganz komisch, meint sie.«
    »Komme schon.« Der Doktor griff sich seine schwarze Tasche. »Erholen Sie sich erst mal von dem Schreck, altes Mädchen«,
wandte er sich an die Wahrsagerin. Zu mir sagte er: »Bleib bei ihr. Ich bin gleich wieder da.«
    »Entweder es ist überhaupt nichts los …«, sagte er beim Hinausgehen halblaut vor sich hin.
    Erst stand ich eine Weile betreten da, musterte meine Schuhspitzen und überlegte dabei fieberhaft, was ich sagen sollte. Ich traute mich nicht, der alten Frau in die Augen zu sehen.
    »Ich bezahle Ihnen das Zelt«, wiederholte ich. »Auch wenn es tatsächlich ein Unfall war.«
    Ein Hustenanfall packte sie, und ich musste mir eingestehen, dass der Brand ihren ohnehin strapazierten Lungen nicht eben gut bekommen war. Verlegen wartete ich ab, bis sie zu japsen aufhörte.
    Anschließend trat wieder peinliche Stille ein. »Die Frau …«, sagte die Alte schließlich, »die Frau auf dem Berg. Wer ist das?«
    »Meine verstorbene Mutter. Sie hieß Harriet de Luce.«
    »Und der Berg?«
    »Irgendwo in Tibet, glaube ich. Sie ist vor zehn Jahren beim Bergsteigen verunglückt. Zu Hause auf Buckshaw reden wir nicht oft darüber.«
    »Buckshaw sagt mir nichts.«
    »Da wohne ich. Südlich vom Dorf.«
    »Aha!« Sie sah mich mit funkelnden Augen an. »Das große Haus. Mit den beiden nach hinten geklappten Flügeln.«
    »Genau. Ganz in der Nähe der Flussbiegung.«
    »Dort hab ich schon mal Rast gemacht. Aber ich wusste nicht, wie sich der Ort nennt.«
    Rast gemacht? Ich staunte.
    »Die Dame hat mir und meinem Rom erlaubt, unser Lager in einem Wäldchen am Fluss aufzuschlagen. Mein Rom brauchte dringend eine Verschnaufpause.«
    »Die Stelle kenne ich!«, rief ich. »Sie heißt hier bei allen nur ›das Gehölz‹. Dort wachsen lauter Holunderbüsche und …«

    »Beeren.«
    »Moment mal«, sagte ich. »Welche Dame denn? Seit Harriets Tod wohnt dort keine Dame mehr.«
    Die Alte redete weiter, als hätte sie mich gar nicht gehört.
    »Die Dame war sehr schön. Sie sah dir ähnlich.« Sie betrachtete mich mit zusammengekniffenen Augen. »Jetzt, wo ich dich richtig sehe.«
    Ihre Miene verdüsterte sich. Bildete ich es mir nur ein, oder sprach sie immer lauter?
    »Aber dann hat man uns fortgejagt«, sagte sie zornig. »Es hieß, wir wären nicht erwünscht. In dem Sommer ist Johnny Faa gestorben.«
    »Johnny Faa?«
    »Mein Rom. Mein Mann. Mitten auf der Straße ist er umgefallen, hat die Hand an die Brust gedrückt – so – und den Gadjo verflucht, der uns weggejagt hat.«
    »Wie hieß denn der Mann?« Ich fürchtete mich schon vor der Antwort.
    »Hab ihn nicht gefragt. Aber steif wie ein Ladestock auf Stelzen war er, dieser Teufel!«
    Das konnte nur Vater gewesen sein! Nach Harriets Tod hatte er die Zigeuner von unserem Grundstück vertrieben.
    »Und Sie glauben, dass Johnny Faa … also Ihr Mann … deswegen gestorben ist?«
    Die Alte nickte tieftraurig. »Weil er sich nicht ausruhen konnte?«
    »Ja. Und ich brauche jetzt auch Ruhe, hat der Doktor gesagt. «
    Ich hatte eine Eingebung, und schon platzte ich damit heraus: »Sie können doch mit nach Buckshaw kommen! Bleiben Sie, so lange Sie wollen. Das geht bestimmt … Versprochen! «
    Mir war natürlich klar, dass es einen Riesenkrach mit Vater geben würde,

Weitere Kostenlose Bücher