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Flavia de Luce - Mord im Gurkenbeet - The Sweetness at the Bottom of the Pie

Titel: Flavia de Luce - Mord im Gurkenbeet - The Sweetness at the Bottom of the Pie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Bradley
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kümmerlichen elf! Das war nicht nur unsportlich, sondern geradezu niederträchtig. Und es schrie förmlich nach Rache.
     
    Am nächsten Morgen, als ich in meinem Labor im obersten Stock des Ostflügels gerade mit einigen Glaskolben und Reagenzgläsern beschäftigt war, kam Ophelia einfach so hereingeplatzt.
    »Wo ist meine Perlenkette?«
    Ich zuckte die Achseln. »Seit wann bin ich für deine Klunker verantwortlich?«

    »Ich weiß, dass du sie weggenommen hast. Die Pfefferminzbonbons aus meiner Unterwäscheschublade sind auch weg, und mir ist nicht entgangen, dass alle in diesem Haushalt vermissten Pfefferminzbonbons früher oder später im selben ungewaschenen Mund wieder auftauchen.«
    Ich regulierte die Flamme des Brenners, auf dem ich ein Becherglas mit einer roten Flüssigkeit erhitzte. »Wenn du damit andeuten möchtest, dass meine Körperpflege nicht denselben hohen Standards entspricht wie die deine, kannst du mir mal die Überschuhe lecken.«
    »Flavia!«
    »Und zwar kreuzweise. Ich habe es satt, immerzu als Sündenbock herzuhalten, Feely.«
    Aber mein berechtigter Zorn verflog im Nu, als Ophelia kurzsichtig in das rubinrote Becherglas linste, in dem es just in diesem Augenblick zu brodeln anfing.
    »Was ist das für ein klebriges Zeug auf dem Boden?« Sie klopfte mit einem langen, sorgsam gefeilten Fingernagel an das Glas.
    »Das ist ein Experiment. Vorsicht, Feely! Das ist Säure!« Ophelia wurde leichenblass. »Das ist doch meine Kette! Die hab ich von Mama geerbt!«
    Ophelia war die einzige von Harriets Töchtern, die von unserer Mutter als »Mama« sprach, denn sie war die einzige von uns dreien, die alt genug war, sich noch an die Frau aus Fleisch und Blut zu erinnern, die uns unter dem Herzen getragen hatte. Eine Tatsache, die uns Ophelia bei jeder sich bietenden Gelegenheit unter die Nase rieb. Harriet war, als ich gerade mal ein Jahr alt war, beim Bergsteigen ums Leben gekommen, und seither wurde auf Buckshaw nicht oft von ihr gesprochen.
    War ich eifersüchtig auf Ophelias Erinnerungen? Nahm ich es ihr übel, dass sie sich noch an unsere Mutter erinnern konnte? Ich glaube nicht. Es ging viel tiefer. Aus unerfindlichen Gründen verabscheute ich Ophelias Erinnerungen an unsere Mutter.

    Ich hob ganz langsam den Kopf, damit meine runden Brillengläser Ophelia ordentlich anblitzten, denn ich wusste, dass meine Schwester dann jedes Mal das beklemmende Gefühl bekam, vor einem verrückten deutschen Wissenschaftler aus einem alten Schwarzweißfilm zu stehen.
    »Blöde Kuh!«
    »Gewitterziege!«, fauchte ich zurück. Aber erst, nachdem Ophelia auf dem Absatz kehrtgemacht hatte - übrigens ausgesprochen elegant - und hinausgerauscht war.
     
    Die Vergeltung ließ nicht lange auf sich warten. Was ich von Ophelia schon gewohnt war. Sie war, im Gegensatz zu mir, keine geduldige Planerin, die davon überzeugt war, dass man das Süppchen der Rache möglichst lange köcheln lassen musste, um es zur Perfektion reifen zu lassen.
    Gleich nach dem Abendessen, als sich Vater wieder in sein Arbeitszimmer zurückgezogen hatte, um über seiner Sammlung papierener Miniaturporträts zu brüten, legte Ophelia das silberne Buttermesser, in dem sie die letzte Viertelstunde wie ein Wellensittich ihr Spiegelbild betrachtet hatte, ein klein wenig zu bedächtig auf den Tisch. Dann verkündete sie unvermittelt: »Weißt du, eigentlich bin ich gar nicht deine richtige Schwester. Und Daphne auch nicht. Darum sind wir auch so ganz anders als du. Dir ist wahrscheinlich noch nie in den Sinn gekommen, dass du bloß adoptiert worden bist.«
    Ich ließ den Löffel fallen, dass es nur so schepperte.
    »Das stimmt nicht! Ich bin Harriet wie aus dem Gesicht geschnitten! Das sagen alle.«
    »Eben deswegen hat Mama im Heim für ledige Mütter gerade dich ausgesucht.« Ophelia schnitt eine angeekelte Grimasse.
    »Wie konnte ich ihr denn ähnlich sehen, wo ich doch ein Neugeborenes war und sie eine Erwachsene?« So leicht ließ ich mich nicht ins Bockshorn jagen.

    »Weil du sie an ihre eigenen Babybilder erinnert hast. Herrje, sie hat die Fotos sogar mitgeschleppt und zum Vergleich neben dich gehalten.«
    Ich wandte mich an Daphne, die ihre Nase tief in eine ledergebundene Ausgabe von Die Burg von Otranto steckte. »Das ist gelogen, Daffy, stimmt’s?«
    »Leider nein.« Daphne schlug behutsam eine zwiebelhautdünne Seite um. »Vater hat immer gesagt, dass es dich aus den Schuhen hauen wird, wenn du es eines Tages erfährst. Wir mussten ihm

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