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Flavia de Luce - Mord ist kein Kinderspiel - Bradley, A: Flavia de Luce - Mord ist kein Kinderspiel - The Weed that strings the Hangman's Bag

Titel: Flavia de Luce - Mord ist kein Kinderspiel - Bradley, A: Flavia de Luce - Mord ist kein Kinderspiel - The Weed that strings the Hangman's Bag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Bradley
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    I ch lag tot auf dem Friedhof. Seit die Trauernden ein letztes, kummervolles Mal Abschied von mir genommen hatten, war bereits eine geschlagene Stunde vergangen.
    Punkt zwölf, also genau um die Zeit, um die wir uns sonst immer zum Mittagessen am Tisch versammelt hatten, war ich aus Buckshaw fortgebracht worden: Mein glänzender Rosenholzsarg war aus dem Salon hinaus und die breiten Steinstufen zur Ausfahrt hinabgetragen worden, dann hatte man ihn mit erschütternder Mühelosigkeit in die offene Tür des wartenden Leichenwagens geschoben und dabei einen kleinen Wiesenblumenstrauß zerdrückt, den ein trauernder Dorfbewohner dort hineingelegt hatte.
    Es folgte die lange Fahrt durch die Kastanienallee bis zum Mulford-Tor, dessen stets sprungbereite Greife sich abwandten, als wir vorüberfuhren - ob vor Kummer oder aus Gleichgültigkeit würde ich nie mehr erfahren.
    Dogger, Vaters treues Faktotum, war gemessenen Schrittes neben dem langsam fahrenden Leichenwagen einhergegangen, den Kopf gesenkt, eine Hand leicht auf das Dach gelegt, als wollte er meine sterblichen Überreste vor etwas schützen, das nur er sehen konnte. Am Tor hatte ihn ein Mitarbeiter des Bestattungsunternehmers schließlich mittels einiger unmissverständlicher Gesten in ein angemietetes Automobil verfrachtet.
    So hatte man mich bis ins Dorf Bishop’s Lacey gebracht, eine feierliche Fahrt über dieselben grünen Sträßchen, dieselben
staubigen Heckenwege, die ich zu meinen Lebzeiten jeden Tag mit dem Fahrrad entlanggesaust war.
    Auf dem etwas erhöht liegenden Friedhof von St. Tankred hatte man mich behutsam aus dem Leichenwagen gehoben und im Schneckentempo den Weg zwischen den Linden hinaufgetragen. Oben angekommen, hatte man mich noch einmal auf dem frisch gemähten Rasen abgesetzt.
    Daran schloss sich der Gottesdienst am offenen Grab an, bei dem der Vikar mit einem Anflug ehrlicher Trauer die traditionellen Worte sprach.
    Zum ersten Mal verfolgte ich eine Begräbniszeremonie aus dieser Warte. Im vergangenen Jahr hatten wir mit Vater an der Beerdigung des alten Mr Dean teilgenommen, des Obst- und Gemüsehändlers unseres Ortes. Sein Grab befand sich nur wenige Meter von der Stelle entfernt, an der ich jetzt lag. Es war schon eingesunken und hatte kaum mehr als eine rechteckige Vertiefung hinterlassen, die meistens mit abgestandenem Regenwasser gefüllt war.
    Meine älteste Schwester Ophelia behauptete, Mr Deans Grab sei deshalb eingesunken, weil der Tote auferstanden und körperlich nicht mehr anwesend sei, wohingegen meine andere Schwester Daphne meinte, er sei lediglich in ein darunter liegendes älteres Grab durchgerutscht, dessen Bewohner zu Moder zerfallen sei.
    Ich stellte mir die Knochensuppe unter mir vor: eine Suppe, der ich mich bald als weitere Zutat beimengen sollte.
    Flavia Sabina de Luce, 1939-1950, so würde man meinen Grabstein beschriften lassen, einen bescheidenen, aber doch geschmackvollen Marmorstein ohne Platz für falsche Rührseligkeiten.
    Schade. Hätte ich lange genug gelebt, hätte ich für den Stein schriftliche Anweisungen hinterlassen, die einen Anflug von Wordsworth heraufbeschworen hätten:
    Ein Mädchen, wie ich keins je sah
und selten eins geliebt.
    Und wenn sich meine Angehörigen dagegen gesträubt hätten, hätte ich folgende Alternative angegeben:
    Das treueste Herz wird oft
durch böse Taten gebrochen.
    Nur Feely, die jene Zeilen schon am Klavier gesungen und gespielt hatte, hätte das Zitat aus Thomas Campions Third Book of Airs erkannt, aber sie wäre vor Trauer und schlechtem Gewissen viel zu erschüttert gewesen, als dass sie die anderen darüber aufgeklärt hätte.
    Die Stimme des Vikars riss mich aus meinen Gedanken:
    »… Erde zu Erde, Asche zu Asche, Staub zu Staub, in der unerschütterlichen Hoffnung auf die Auferstehung zum ewigen Leben durch unseren Herrn Jesus Christus, der unseren sterblichen Leib verwandeln wird …«
    Und dann waren sie auf einmal alle verschwunden, ließen mich an einem Ort allein, wo mir nichts anderes übrig blieb, als den Würmern zu lauschen.
    Das war’s dann wohl gewesen: Das traurige Ende der armen Flavia.
    Inzwischen war die Familie bestimmt schon wieder auf Buckshaw und hatte sich um den langen Esstisch versammelt: Vater wie immer in steinernes Schweigen gehüllt, Daffy und Feely einander mit tränenverschmierten Gesichtern umarmend, während unsere Köchin Mrs Mullet einen großen Servierteller mit einem Braten hereintrug.
    Mir fiel ein, was mir Daffy erzählt

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