Flederzeit - Sturz in die Vergangenheit (Historischer Roman): 1 (German Edition)
erkennen. Da war eine Öffnung in eine weitere Höhle. Dort angelangt, konnte er sich bereits orientieren, weil diese in die nächste mündete und dort tatsächlich der Ausgang war. Befreit atmete er auf. Er hatte es geschafft.
Wie lange war er wohl ohnmächtig gewesen? Zumindest so lange, dass sich das Wetter ganz entschieden hatte ändern können. Vor dem Eingang war alles grau, es schüttete wie aus Gießkannen. Ein Gewitter? Aber das war jetzt egal. Matthias wollte nur noch weg von hier. Weg von der Höhle, weg von seiner Ohnmacht – und weg von seinen verwirrenden Phantasien. Er rannte – so gut es über das Geröll hinweg eben ging. Im Wald wurde es dann leichter und er schneller, auch wenn sich dadurch das schwindelige Gefühl in seinem Kopf verstärkte. Als die Bäume endeten, blieb er stehen und starrte durch den Regen. Von hier aus müsste jetzt eigentlich seine Hütte zu sehen sein.
Und wenn nicht? Wenn sie nicht da ist?
Einen atemlosen Moment lang setzte sein Herzschlag aus. Vor Angst? Oder vor – Hoffnung? Was würde er tun, wenn seine Hütte nicht hier wäre?
Wenn sie nicht jetzt hier ist, verbesserte er sich, im Mittelalter hat es sie schließlich noch nicht gegeben.
Doch so war es nicht. Der Regen ließ einen Moment nach, blaue, von ihm erst frisch gestrichene Fensterläden leuchteten zu ihm herüber – unscharf zwar nur, jedoch unzweifelhaft da.
Wieder stritten gegensätzliche Gefühle in seiner Brust. Erleichterung – und Enttäuschung. Welches überwog, hätte er nicht sagen können. Doch es war sicher besser, erst einmal ins Trockene zu kommen, ehe er sich darüber Gedanken machte.
Langsamer nun, er war ohnedies bereits völlig durchnässt, stapfte er über die Wiese, passierte den Zaun und stand schließlich vor dem Hütteneingang. Der Schlüssel klemmte noch immer unter der Dachrinne, wo hätte er sonst auch sein sollen?
Im Vorraum fiel sein Blick sofort auf eine leere Bierdose auf dem Boden. Was machte die denn da? Nachdenklich streifte Matthias die Schuhe von den Füßen. Es war doch gar nicht seine Art, Abfälle einfach herumzuwerfen. Während er sich weiter umsah, schälte er sich aus seinen patschnassen Klamotten, ließ sie einfach zu Boden fallen.
Nein, kein weiterer Abfall hier. Beruhigt und lediglich in Unterhose, öffnete er die nächste Tür und ging in die Kammer. Die überraschend kühl war, so, als wäre das Wetter schon vor Tagen umgeschwungen. Was natürlich völliger Schwachsinn war, es war einfach sehr plötzlich abgekühlt. Matthias zog sich trockene Sachen an. Jetzt erst einmal essen und trinken, dann würde er weitersehen.
Er stockte und kratzte sich am Kopf, als er in der Küche vor dem Esstisch stand. Was machte all der Abfall hier? Geöffnete leere Dosen, leere Packungen Zwieback und Knäckebrot, schmutzige Teller, Gläser, Besteck. Verdammt, was war hier los? War jemand hier gewesen, während er ...?
Zumindest jetzt war niemand mehr da, so viel stand fest, denn die Hütte war ordnungsgemäß versperrt und der Schlüssel dort gewesen, wo er immer war. Kein gutes Versteck mehr, befand Matthias und sah sich gründlicher um. Alles wirkte, als wäre nichts angerührt worden, nichts war verschwunden. Bis auf die Lebensmittel. In dieser Hinsicht hatte der Einbrecher ganze Arbeit geleistet. Alle Vorräte waren weg, kein Krümel übrig. Jemand musste hier Unterschlupf gesucht haben. Vor dem Regen vielleicht?
Wie lange regnete es denn bereits – oder, besser gefragt, wie lange war er ohnmächtig in der Höhle gelegen? Tagelang? Aber müsste er dann nicht völlig ausgehungert und ausgedörrt sein? Er lauschte in sich. Ja in der Tat, er war durstig und hungrig. Aber nicht fast verdurstet und verhungert. Also trog sein Gefühl nicht, er war vielleicht einen Tag weg gewesen, mehr nicht.
Für hier bedeutete das, dass nur die andere Möglichkeit blieb. Es mussten mehrere Einbrecher gewesen sein, die mit seinen Vorräten ein kleines Festchen gefeiert hatten, und dann wieder verschwunden waren.
Das war ärgerlich, bedeutete es doch, dass er heute noch, trotz des anhaltenden Regens, ins Tal müsste, Lebensmittel einkaufen – oder eben hungern. Beide Optionen keine wirklich schöne Aussicht.
Aber zunächst einmal würde er für ein wenig Ordnung sorgen. Sollte er wirklich ins Tal gehen, konnte er die Abfälle dann auch gleich mitnehmen, schließlich gab es hier oben keine Möglichkeit der Müllentsorgung.
Zunächst einmal heizte er den Küchenofen ein, zum Spülen
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