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Flederzeit - Sturz in die Vergangenheit (Historischer Roman): 1 (German Edition)

Flederzeit - Sturz in die Vergangenheit (Historischer Roman): 1 (German Edition)

Titel: Flederzeit - Sturz in die Vergangenheit (Historischer Roman): 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria G. Noel , Runa Winacht
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eben erst, hier ...
    Ich bin verrückt.
    Das war die einzig logische Schlussfolgerung. Er hatte geschrieben, ohne es zu merken, während er sich sonst wo glaubte. Mit tausend Tippfehlern, fehlenden Absätzen, unregelmäßigen Seitenumbrüchen. Aber er hatte geschrieben. Einen ganzen Roman. Hastig ließ er die Seiten durch die Finger gleiten, überschlug ihre Anzahl. Das waren weit über zweihundert, vielleicht sogar dreihundert Blätter. Wie lange brauchte er dafür, normalerweise?
    Sein schrilles Auflachen ließ ihn zusammenfahren. Normalerweise – galt ganz gewiss nicht für Verrückte. Dies hier war, weiß Gott, mehr als verrückt!
    Und überhaupt: Hatte er aufgeschrieben, was er geträumt oder wahnhaft erlebt hatte? Das wäre möglich, wenn – tja, wenn da nicht das Ende der Geschichte wäre. Wie hatte er etwas schreiben können, was noch gar nicht geschehen war?
    Es konnte nur umgekehrt gewesen sein: Erst hatte er die Geschichte aufgeschrieben – und hatte sich anschließend eingebildet, sie zu erleben. Blieb nur die Frage, was war der jetzige Moment? Einbildung – oder Realität? Erfand er sich gerade in diesem Moment, wie er hier stand und grübelte?
    Als würden sie ihn verbrennen, knallte er die Blätter auf den Tisch zurück. Er musste raus – und dabei spielte es keine Rolle, ob es noch immer regnete oder nicht.
    Schon war er bei der Tür, riss sie auf, stolperte im Vorraum prompt über seine nassen Schuhe, sackte auf die Knie, konnte gerade noch verhindern, längs hinzuschlagen. Dabei fiel sein Blick auf die nassen Klamotten, die er einfach hingeschmissen hatte.
    Der nächste Entsetzensblitz durchzuckte ihn: Dies waren nicht seine eigenen Sachen – sondern genau die, die er nach seiner Ankunft im Mittelalter in Milas Hütte angezogen hatte. In seiner Geschichte.
    Aber das kann nicht sein. Selbst psychotischer Wahn ließ ja wohl kaum Gegenstände real werden, die seiner Phantasie entsprungen waren.
    Als er Kittel und Hose hochhob, sah er Brandspuren, roch Qualm – und Schweiß. Entsetzt ließ er die Sachen fallen. Er musste weg von hier. Ganz dringend sogar.
    Den Küchentisch ignorierend, schmiss er nur das Nötigste in seine Tasche. Papiere, Ausweise, Geld – und natürlich die Autoschlüssel. Dann griff er nach seinem uralten Friesennerz, der schon seit Jahren hier hing, schlüpfte in seine Wanderschuhe und rannte in den Regen hinaus. Er würde nie wieder zurückkommen.
    Doch schon einige Schritte später blieb er stehen, überlegte kurz, kehrte schließlich um. Wie auch immer er das geschafft hatte, er hatte hier etwas vollbracht, das ihm schon sehr lange nicht mehr geglückt war: Er hatte ein Buch geschrieben. Und wenn ihn nicht alles täuschte, sogar ein recht gutes. Das hier oben einfach liegen und verrotten zu lassen, wäre doch zumindest – Verschwendung.
    Wiederum klaubte er die Blätter zusammen, ordnete sie notdürftig, wickelte sie in ein Handtuch und stopfte das Paket in die Tasche. Jetzt aber los, ehe er wieder etwas tat, woran er sich dann nicht mehr erinnern konnte.
    Als er die Hütte dieses Mal verließ, verschloss er die Tür und steckte den Schlüssel ein. Er mochte nicht mehr hierher zurückkehren, aber es war immer noch seine Hütte.
    Mit der Tasche über der Schulter, den Abfallbeuteln in der Hand und einem sehr vollen Kopf machte er sich an den Abstieg.
    Der sich als äußerst rutschig entpuppte. Jeder Schritt wollte gut überlegt sein. Binnen kürzester Zeit war er wieder völlig durchnässt. Allerdings war ihm das egal. Sein Kopf platzte fast. Mila, Lida, Ilya und Elias. Wie sollte er diesen Wust nur je auf die Reihe kriegen?
    Dass er das gefährlichste, steilste Stück des Weges erreicht hatte, das, an dem der Abhang neben dem Pfad fast senkrecht in die Tiefe führte, nahm er erst wahr, als sich ein Stein unter seinem Fuß löste – und ihn mit sich riss.
    „AAH.“
    Er warf sich nach hinten, schlug hart auf, rutschte auf dem nassen und steilen Weg einfach weiter, auf den Saum des Pfades, auf den Abgrund zu.
    Verzweifelt griff er um sich, fasste etwas, das mit einem Ruck riss. Er ließ das Ästchen los, grapschte erneut, bekam wieder etwas zwischen die Finger, das jedoch nachgab und einfach mitkam.
    Seine Beine waren schon über den Rand hinausgeschossen, seine Hüfte, die heftig nachschob. Da schloss sich seine Hand erneut um etwas, hielt ihn ruckartig an.
    Es war nicht dick oder kräftig, aber es hielt. Und einen atemlosen Moment später immer noch.
    Während sein

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