Fleisch und Blut: Der Kannibale (German Edition)
Herr Fricker wurden ermordet. Es stand in der Zeitung.»
«Wie bitte? Ermordet! Das ist ja furchtbar! Nein, Sie verarschen mich, das glaube ich jetzt nicht.»
Nachdem ihr Kommissar Köppel versichert hatte, dass er von der Polizei sei und sie gerne bei ihm auf dem Polizeiposten vorbeikommen könne, fragte sie ihn mit wackliger Stimme: «Was ist passiert? Wer hat das getan?»
«Das wissen wir leider noch nicht. Ich habe noch eine Frage: Sie erzählten soeben von einem dritten Kumpel, wie hiess er nochmal: Alexander Warenberger?»
«Richtig. Die drei waren echt gute Kumpels. Ich finde, Alexander war ein komischer Kauz und Lukas ein kleiner Angeber, aber ein Lieber. Ich hab noch nie verstanden, was Kusi mit den beiden verbunden hatte. Um Lukas tut es mir natürlich auch leid. Das hat er nicht verdient. Aber sagen Sie, bin ich etwa auch in Gefahr?»
«Immerhin haben wir zwei Tote aus derselben Schulklasse. Seien Sie vorsichtig.»
«Ich verstehe nicht? Sie machen mir Angst …!»
«Wir werden alles Erdenkliche unternehmen, den Mörder Ihrer beiden Kollegen raschmöglichst zu finden, das versichere ich Ihnen. Wissen Sie vielleicht, wo Alexander Warenberger heute lebt?», hakte Köppel nach.
«Nein, ich habe echt keine Idee, was Alexander heute macht. Er war ein Bauernhofkind. Ich hatte schon früher keinen Kontakt zu ihm. Er war in der Klasse nicht der Beliebteste, wenn Sie mich fragen.»
Sandra Berchtold überlegte und fügte an: «Das letzte, was ich über Kusi von ihm gehört habe, war, dass er ins Ausland gezogen war.»
«Danke, Frau Berchtold, für die Auskunft. Sollte ich noch Fragen haben, werde ich Sie wieder kontaktieren. Und passen Sie auf sich auf.»
Köppel war sich bombensicher, dass dieser Markus «Kusi» Fricker das dritte Opfer war, das von der Waldhütte mit dem glotzenden Auge. Zufrieden lief er rüber zu Kommissar Aemiseggers Büro. Neben den neusten Erkenntnissen über Kusi Fricker wollte er ihm von Alexander Warenberger erzählen.
Carla Fuchs war inzwischen mit Anton Ritler ins Gespräch gekommen. Sie wahrte noch immer einen gewissen Sicherheitsabstand zu ihm. Seit er hinter sich die Türe geschlossen hatte und in einem überfreundlichen Ton mit ihr sprach, vertraute sie ihm kein bisschen mehr. Obwohl, eigentlich hatte er nichts getan oder gesagt, was ihn verdächtig machte. Für Carla Fuchs, die sich in einem leicht panischen Zustand befand, war aber alles an ihm verdächtig. Sie schätzte den wild ausschauenden Mann um die 50 Jahre. Auf den Fotos, die im Kneipenlokal die Wand tapezierten, sah Fuchs verschiedene Leute in altertümlicher Bekleidung. Darüber hing ein Schriftzug: Spectaculum. Die meisten Frauen trugen lange Kleider mit geschnürtem Mieder, teilweise Schürzen und pharaonenähnliche Kopfbedeckung aus flattrigem Tuch. Die Männer hatten fast alle ein Schwert in der Hand und traten ebenfalls mit Kopfbedeckung und teilweise in Ritterrüstungen und Kutten auf. Die Kutte war um den Bauch eng geschnürt. Ein fester, zirka 50-Jähriger war mit einer Gitarre zu sehen, zwei weitere hatten grosse Trommeln vor dem Bauch. Es war ganz amüsant für die Detektivin, die geselligen, verkleideten Menschen zu betrachten.
Ritler, der ein Schmunzeln über ihre Lippen huschen sah, meinte schleimig: «Sie sind an unserem nächsten Fest herzlich willkommen. Die Abwechslung würde Ihnen bestimmt gut tun.» Dabei grinste er.
Ziemlich frech, wie Carla Fuchs im Stillen fand. Statt darauf einzugehen, antwortete sie mit einer Frage.
«War bei Ihnen zufällig ein Journalist mit Namen Ambauen zu Besuch?»
Die Frage verblüffte den Mittelalter-Fan. Tatsächlich hatte er Besuch von einem Journalisten gehabt.
«Woher wissen Sie, dass der Mann von der Zeitung hier war?»
«Ich bin Detektivin.»
«Er stand vor einigen Wochen vor meiner Tür, besser gesagt, er rammte mir mit seinen Fäusten beinahe die Tür ein. Ich dachte, er wolle einen Bericht über unseren Verein schreiben. Dem war dann aber nicht so.»
«Interessant. Was wollte er denn von Ihnen, wenn es nicht um einen Artikel ging?»
«Er wollte Informationen von mir über das Mittelalter.»
«Hätte er diese Informationen, wie Sie sagen, nicht auch im Internet oder in Geschichtsbüchern finden können?»
«Aha. Das habe ich mir gar nicht überlegt. Es war mir eine Ehre und Freude, ihm aus meinem Fundus zu erzählen.»
«War das alles; ich meine, nicht, dass es nicht interessant wäre, was Sie zu erzählen haben. Aber das hätte
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