Fleischmarkt
kindlichen Gemüter waren in den subtil gewalttätigen Verhandlungen um den Haushalt die Geiseln. Kathryn, 35, aus Winnipeg in Kanada ist nur eine aus dem wachsenden Heer von Frauen, die alles tun würden, um nicht die Qual und Frustration ihrer Mütter erleiden zu müssen:
»Meine Mutter wirkte immer müde und völlig gestresst. Ich kann mich kaum erinnern, sie mal glücklich erlebt zu haben. Ich vermute, dass sie am Abend wirklich nichts mehr hatte, was sie uns emotional hätte geben können – sie war einfach ausgelaugt. Die Tatsache, dass sie außer Haus für Geld arbeitete, hatte keinerlei Einfluss darauf, dass sie für alles im Haus allein verantwortlich war. Dass ich meiner Mutter zusehen musste, wie sie zu einem abgekämpften Roboter wurde, hatte großen Einfluss auf mein Leben. Ich schwor mir, nie einen Mann zu heiraten, der nicht seinen Teil der Arbeit übernehmen würde. Das erste Mal ging das leider schief, und ich musste eine Putzhilfe einstellen, um meine Ehe zu retten. Ich konnte es nicht ertragen, dass er absichtlich den Dreck übersah und nur dann seine Aufgaben erledigte, wenn ich kurz vor dem Nervenzusammenbruch war. Ich wünsche mir wirklich, dass meine Töchter mich so oft wie möglich fröhlich und lachend erleben. Ich gebe ihnen viel körperliche Zuwendung und sage ihnen jeden Tag, dass ich sie lieb habe, weil ich nicht will, dass sie denselben Mangel erleben wie ich.«
Große Kinder
Natürlich gibt es Situationen, in denen ›ich kann nicht‹ wirklich ›ich kann nicht‹ heißt. Und hier sollten wir kurz innehalten und nachdenken. Warum fehlt es in einer Gesellschaft, die seit knapp 70 Jahren über eine allgemeine Stromversorgung verfügt, so vielen Männern an den grundlegendsten praktischen Fähigkeiten, um sich und ihre Lieben vor dem Verhungern, Erfrieren, Krankwerden, Verbrennen oder Ersticken im eigenen Heim zu bewahren?
Wie jede bourgeoise Klasse wurden Männer von einer Arbeiterklasse mit untergeordneten Körpern unwissend und abhängig gehalten und ermutigt, diese Unwissenheit und Abhängigkeit als Machtzuwachs zu interpretieren. Besonders in der Nachkriegszeit hat man Jungs nicht einmal die banalsten Kenntnisse der Hausarbeit vermittelt. Die jungen Männer der drei Generationen danach konnten bei ihren Vätern in die Lehre gehen, die, abgesehen von den akzeptierten männlichen Aktivitäten wie Rasenmähen und Grillen beim Gartenfest, Hausarbeit fast vollständig vermieden haben. Männer von Frauen abhängig zu halten, die sich um sie kümmern, macht die zweischneidige Axt der häuslichen Entmündigung noch gefährlicher. So wird sichergestellt, dass die Hausarbeit im postindustriellen Kapitalismus als einzige Möglichkeit betrachtet wird, ein anständiges Leben zu führen und gesunde Kinder großzuziehen.
Das Geniale dieser Strategie bestand darin, Männer davon zu überzeugen, dass ihre gelernte Inkompetenz im Haus Stärke bedeutet, während sie tatsächlich nur Schwäche ist, furchtbare Schwäche. Diese Schwäche verursacht massive Einschränkungen bezüglich der Wahlmöglichkeiten von Männern und Jungen sowohl innerhalb als auch außerhalb des Hauses.
Der gewollte häusliche Machtverlust der Männer begann nicht mit dem neuen Scheidungsrecht, in dem es keine Schuldfrage mehr gibt. Ganz im Gegenteil – die Macht, die Männern im Haus fehlt, bezieht sich nicht auf Dominanz, sondern auf Selbstversorgung. Es geht nicht darum, dass der Mann das Recht hat, an der Kopfseite des Tisches zu sitzen oder Zugang zu seinen Kindern zu haben, sondern es geht um die Fähigkeit, ein Essen zu kochen, das eine Familie ernährt, oder sich selbst und seine Nächsten vor Verwahrlosung und Krankheit zu schützen. Viele Jahre lang hat man Männern und Jungen diese Fähigkeiten absichtlich genommen; erwachsene Frauen und Männer haben diese Enteignung gemeinsam zugelassen, die in ihrer falschen Logik doppelt dumm ist: Nicht nur, dass Hausarbeit, Kinderbetreuung und Haushaltsorganisation als unter der Würde des Mannes gelten, Männer scheinen vielmehr von Geburt an unfähig, diese Aufgaben zu übernehmen. Wie oft haben Sie schon von Hausfrauen gehört, dass ihr Ehemann einfach nicht für sich selber sorgen könne, wobei im Ärger eine Spur Stolz mitschwang? Oder, falls er sich herabgelassen hatte zu spülen, dass er halt ›gut erzogen‹ sei? Wie oft haben Sie schon von Männern, die ihre eigenen Kinder betreuen, gehört, dass sie ›Babysitten‹?
Genauso wie die Lüge, Männer seien
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