Fliege machen
Oberarmen unter
seinem schlabberigen Rolli. Doch trotz seiner durch Hanteltraining aufgepumpten
Muskeln konnte auch der Detektiv den Betrunkenen nicht ganz mühelos zum Gehen
überreden.
»Molle, alter Kumpel«, lallte der Obdachlose noch, während
Danner ihn zur Tür schob. »Pass auf meine Mücke auf, okay?«
Mit einer schwungvollen Armbewegung, unter der sich
Danner gerade noch wegduckte, deutete der Mann auf den wedelnden Wischmopp,
dessen Leine am wackelnden Hockerbein festgebunden war. »Ich hol ihn nachher
wieder ab.«
Endlich schwankte der Besoffene hinaus.
»Dann sag mal Hallo zu deinem neuen, vollautomatischen
Staubwedel«, grinste Danner, nachdem die Kneipentür hinter dem Obdachlosen
zugeklirrt war.
Molle war hinter der Theke vorgetreten und betrachtete
den fiependen Flusenfänger misstrauisch. Hinter den dunklen Fellzotteln, die
dem Tier in die Stirn hingen, blinzelte es mit glänzend schwarzen Knopfaugen
treuherzig zurück.
»Du glaubst doch selbst nicht, dass der den heute noch
abholt«, unkte Danner. »Fliege schnarcht garantiert schon auf irgendeiner
Parkbank. Sei froh, wenn der das Vieh in drei Wochen zurückhaben will.«
»Ich kapier nicht, warum du den Penner überhaupt reinlässt«,
tippte Staschek sich an die Stirn.
»Nun mach mal langsam, Herr Kommissar.« Molle bückte sich
ächzend und löste die Hundeleine vom Stuhlbein. Irgendwo im Fell versteckt
klimperte ein Halsband. »Unter der Brücke kann jeder landen.«
»Ja, sicher, ist mir letzte Woche erst passiert«,
spottete der Kommissar.
Molle schnaufte verärgert: »Sei dir mal nicht so sicher,
dass du da nie hinkommst, nur weil du ein fettes Beamtengehalt nach Hause
schleppst.«
Molles Worte wärmten mich.
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Gegen halb elf verabschiedete sich der letzte
Gast. Nur Mücke, die schwanzwedelnde Schädlingskolonie, war â wie Danner
vorausgesagt hatte â noch immer da.
Seufzend beschloss Molle, noch eine Runde Gassi zu gehen.
Â
3.
Heute war Gemüsetag.
Gelber Gemüsetag, um genau zu sein. Gestern war roter
Gemüsetag gewesen und der morgige Mittwoch würde ein grüner Gemüsetag werden.
Die Gemüsetage dienten wohl hauptsächlich dazu, die Schlumpfmütter
in drei Gruppen einteilen zu können. Jeden Morgen lieferten verschiedene
Kategorien von Frauen ihren Nachwuchs in dem zweistöckigen Gebäude mit den bunt
bebastelten Fenstern ab.
Erstens gab es die Supermamis, die Vollzeitmütter, die jeden
Morgen noch eine gute Stunde auf den winzigen Stühlen im Gruppenraum hocken
blieben und die die Tupperboxen ihrer Kinder am Montag vorschriftsmäÃig mit
sämtlichen Sorten roten Gemüses gefüllt hatten. Tatsächlich waren da nicht nur
Tomaten und Paprika oder Radieschen aufgetaucht, sondern auch Sorten, die ich
noch nie zu Gesicht bekommen hatte. Rote Bete, dunkelrote Hokkaido-Kürbisse und
eine rötliche Zwiebelsorte zum Beispiel. Heute, am gelben Gemüsetag, hatten die
Markenjeans tragenden Supermami-Sprösslinge Dinge wie Ingwerwurzeln und Steckrüben
in ihren Frühstückstaschen.
Zweitens gab es die Chaos-Queens, die Berufstätigen, deren
Kinder auch mal ungebügelte Shirts oder zwei verschiedene Socken trugen und die
ihre Sprösslinge vor der Arbeit im Laufschritt in der Kita ablieferten. Die
Chaos-Queens hatten die Gemüsetage am Montag verschwitzt und die Supermamis
konnten gnädig darauf hinweisen, dass ihre Kinder genug Gemüse für alle
dabeihatten. Um nicht als überforderte Rabenmütter dazustehen, besorgten die
Chaos-Queens in ihren Frühstückspausen schnell noch eine ordnungsgemäà gefärbte
Paprika und kritzelten sich eine Notiz auf die Handfläche, um die Farbe des
nächsten Gemüsetages nicht zu vergessen.
Und drittens gab es die Asis. Ein typisches Beispiel
dafür war die quadratische Frau, die den prügelnden Latzhosenträger Justin in
der Schlumpfgruppe absetzte. Auch an den Gemüsetagen hatte der kleine Schläger
eine BiFi und ein Snickers dabei, was die Mutter mit den
Worten begründete: »Der mag kein Obst.«
Ach so â und neuerdings gab es noch eine vierte Gruppe:
die Väter!
Laut Doro eine sehr seltene Spezies, die erst seit Einführung
der Vätermonate des neuen Elterngeldes vereinzelt zu beobachten war. Die neuen
Helden des Alltags: Väter in Elternzeit. Auch die hatten
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