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Fliege machen

Fliege machen

Titel: Fliege machen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucie Flebbe
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Strampelanzug entgegen.

    Â»Für einen Notkaiserschnitt und eine Beckenbruchoperation
geht’s uns hervorragend«, nickte Engel. »Schätze, das hätte schlimmer ausgehen
können.«

    Danner baute sich vor ihrem Bett auf und verschränkte die
Arme: »Du hast Fliege übrigens nicht als Vater angegeben.«

    Das Mädchen sah erstaunt zu ihm auf.

    Ich ebenfalls.

    Â»Natürlich habe ich …?«

    Danner zog spöttisch eine Braue hoch. »Ich hab in der
Akte nachgesehen.« Sein Blick war undurchdringlich. »Und: Ich gehe mal davon
aus, dass du nicht aus Nächstenliebe auf ein Viertel seiner Erbschaft verzichtest.«

    Was? Ich begriff kein Wort.

    Engel offenbar schon. Ihre Augen flitzten durchs Zimmer.
Sie suchte einen Fluchtweg, entdeckte den braunen Thrombosestrumpf, der unter ihrer
Bettdecke hervorlugte, und erkannte, dass ihr Beckenbruch eine Flucht unmöglich
machte.

    Â»Ich hab mir Edgar als Vater gewünscht«, murmelte sie
kaum hörbar. »Er war ein toller Kerl, immer stark. Und fürsorglich. Und so
bemüht um alle anderen …«

    O Engel!

    Schuldbewusstes Schweigen füllte den Raum, ließ die Luft
zäh werden.

    Das konnte doch nicht wahr sein!

    Â»Fliege wollte kein Kind.« Messerscharf zerschnitt Danners
Stimme die unheilvolle Stille im Zimmer.

    Engel schüttelte den Kopf, ohne aufzusehen: »Aber er hätte
sich trotzdem um uns gekümmert.«

    Ja, das hätte er wohl tatsächlich. Wie er sich um Eule gekümmert
hatte. Und Engel vor Bohne beschützt hatte. Fliege hatte zu seinem Kind stehen
wollen. Deshalb war er zu seiner Exfrau gegangen an dem Abend. Er hatte die
Zeitung gelesen und begriffen, dass Susi Kalle Thurna ermordet hatte. Und er
hatte die Chance erkannt, seine Firma zurückzubekommen. Oder zumindest genug
Geld für ein womöglich sogar geregeltes Leben. Für Engel und für ein neues
Kind.

    Das gar nicht seines war?!

    Â»Edgar hat mich beschützt und ernst genommen und er hätte
mich nie geschlagen …«

    Â»Wer ist wirklich der Vater?«, wollte Danner wissen.

    Â»Ich hab erst gemerkt, dass ich schwanger war, als ich
schon mit Edgar zusammen war, ehrlich.« Engel traute sich nicht, aufzusehen.
»Aber da war ich schon in der sechsten Woche. Hätte ich gewusst, dass ich so
einen tollen Typen wie Edgar treffe, hätte ich nicht bei Bohne, dem Arsch, die
Pille weggelassen.«

    Engel rieb sich die Wangen.

    Â»Hätte ich Edgar nicht vorgemacht, dass er Vater wird,
wäre er an dem Abend nie zu seiner Exfrau gegangen …« Das Mädchen verbarg das
Gesicht hinter ihrer freien Hand und schwarz-roten Haarsträhnen.

    Ich wusste, was sie nicht aussprach: Susi hätte Edgar Guski
nicht niedergeschlagen und vergiftet.

    Allerdings hätte Eule auch Hilfe holen können, statt panisch
davonzurennen.

    Und natürlich wäre das alles auch nicht passiert, wenn
Danner, Staschek, Molle und ich den Penner an jenem Abend in einer
Ausnüchterungszelle abgesetzt hätten statt vor der Kneipentür.

    Â 

53.

    Â»Du wusstest das«, erklärte ich Molle,
der spülte, während ich die Gläser abtrocknete.

    Der dicke Wirt warf mir einen strengen Blick über den
Rand seiner Brille hinweg zu: »Was wusste ich?«

    Â»Dass jeder mal unter der Brücke landen kann.«

    Â»Klar.« Molle spülte schulterzuckend weiter.

    Die ganze Zeit über hatte Molle das schon gesagt. Jeder
kannte sein Herz für Tiere und Obdachlose. Trotzdem hatte ich nie nachgefragt.
Mir war gar nicht aufgefallen, wie wenig ich eigentlich über den Dicken wusste.

    Â»Hast du mir deshalb damals den Job hier gegeben?«, ließ
ich jetzt nicht locker.

    Â»Ey, Molle, haste ma ’n Bier für mich?«

    Zwei riesige, schmuddelig weiße Hirtenhunde trotteten in
die Kneipe. Einer tauchte unter dem Tisch an der Theke hindurch. Der andere erschnüffelte
ein paar zu Boden gefallene Pommes und fing katschend an zu kauen. Der beißende
Geruch nach nassem Fell breitete sich in der Kneipe aus.

    Staschek, Danner, Engel und Mücke – unser nach Duschgel
duftender Artgenosse der beiden neuen Gäste – beobachteten kritisch den
riesigen Vierbeiner zwischen ihren Füßen. Staschek hielt den Tisch fest, als
fürchtete er, der große Hund könnte das Möbel auf seinem Rücken abtransportieren.

    Engel hatte ihren Stuhl zurückgerückt, um

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