Gewagter Einsatz
PROLOG
Wollen Sie diese Frau zu Ihrer rechtmäßig angetrauten Ehefrau nehmen...
Risa Madsen trat auf die Bremse, der Wagen kam abrupt zum Stehen, und sie stieß die Tür auf. Hastig sprang sie heraus und rannte quer über den Parkplatz auf die hohe Umfassungsmauer des Gefängnisses zu. Im selben Rhythmus wie ihr Herzschlag knallten ihre Absätze auf den Asphalt.
Sie musste diese Ehe verhindern, ehe sie geschlossen wurde. Auf keinen Fall durfte sie zulassen, dass Dixie ihr Leben fortwarf. Sie musste ihre kleine Schwester retten.
... sie lieben und ehren ...
Die Sonnenstrahlen des frühen Nachmittags glitzerten auf dem messerscharfen Stacheldraht der Mauerkrone über ihr. Risa überlief ein kalter Schauer. Ohne sie hätte Dixie diesen Killer nicht kennen gelernt und wäre niemals versucht gewesen, ihr starkes Bedürfnis nach männlicher Anerkennung auf Dryden Kane zu übertragen. Jetzt war sie Kanes williges Opfer geworden.
... von diesem Tag an ...
Am Tor standen zwei Wärter. Risa blieb stehen, rang nach Luft und versuchte, ihre Panik zu unterdrücken. Sie blickte den massigen Wärter an, dessen Augen einen Ausdruck bargen, als könne der Mann den Anblick des Bösen nicht länger ertragen.
„Hi, Duane. Komme ich zu spät?"
„Sie sind schon dabei, Professor." Er öffnete das Gitter und zog sie herein. „Warum haben Sie so lange gebraucht?"
„Ich bin in einen Stau geraten. Schneller ging es nicht." Wenn Duane nicht angerufen hätte, wäre sie überhaupt nicht hier. Sie hätte nicht einmal von der bevorstehenden Trauung erfahren.
Er bedeutete ihr, ihm zu folgen. „Rasch, wir müssen uns beeilen!"
Der Mann lief die Stufen hinauf. Risa folgte ihm. Er drückte eine Tür auf, führte sie durch einen Metalldetektor und dann hinein in die große Eingangshalle im Hauptgebäude.
... in guten und in schlechten Zeiten ...
Während eine Justizbeamtin sie abtastete und ihre Schuhe und Fußsohlen kontrollierte, holte Risa bebend Atem. Die Luft roch abgestanden. Innerhalb dieser Mauern schien es niemals genug Luft zu geben. Oder Licht.
Der perfekte Ort für einen Mann wie Kane, um den Rest seiner Tage zu verbringen.
Natürlich würde sie so etwas niemals laut sagen. Beruflich sollte sie Kanes Bemühungen um Rehabilitation unterstützen und fördern. Und daran glauben, dass er mittels einer Psychoanalyse seine schreckliche Kindheit aufarbeiten und ein neues Leben beginnen könnte.
Ein Teil von ihr wollte es sogar glauben. Andererseits konnte sie nicht verhindern, dass sie jedes Mal ein kalter Schauer überlief, wenn sie an diese eisblauen Augen und das süffisante Grinsen nur dachte.
In solchen Momenten packte sie eine unbestimmte Ahnung drohenden Unheils.
Natürlich wusste sie, woher diese beunruhigenden Gefühle stammten. Trent hatte ihr dieses Vorurteil eingeimpft, als er über Kane ein Profil für das FBI erstellte. Dann hatte er vor Gericht gegen ihn ausgesagt und damit geholfen, dass er ins Gefängnis kam.
Alles führte immer wieder zurück zu Trent.
Sie schüttelte unwillig den Kopf und versuchte, nicht daran zu denken, dass in der Gefängniskapelle die Trauung voranschritt. Sie musste es noch rechtzeitig schaffen und diese Farce einer Eheschließung verhindern.
Sobald ihre Überprüfung abgeschlossen war, rannte sie hinter Duane her. Gittertüren öffneten sich vor ihnen und schlossen sich wieder mit metallischem Klang. Risa hämmerte das Herz gegen die Rippen. Am liebsten hätte sie Duane zur Seite gestoßen und wäre so schnell zur Kapelle gerannt, wie ihre Füße es vermochten. Sie wollte Dixie packen und aus diesem gottverlassenen Ort zerren, wenn nötig mit Gewalt und lautem Geschrei.
Sie wünschte, sie könnte die Vergangenheit ändern. Sie wünschte, Dixie wäre nicht das bedauernswerte, verletzliche Mädchen, das sie war – im Grunde seines Herzens ein Kind, das sich nach der Anerkennung des Vaters sehnte. Niemals hätte sie Kane als Studienobjekt für ihre Arbeit heranziehen dürfen. Leider halfen all diese Wünsche Dixie nicht mehr. Ihr blieb nur noch, sie fortzubringen von diesem Ort, fort von Kane.
... in Krankheit und Gesundheit...
Endlich hielt Duane vor einer schlichten Stahltür, auf der Kapelle stand.
„Ich hoffe bei Gott, wir sind noch nicht zu spät. Ihrer Schwester wegen." Er stieß die Tür auf.
Risa drängte sich an ihm vorbei und stürzte in die Kapelle.
Ihre Schwester stand in der Ecke des Raums. Das gebleichte Haar fiel ihr in platinblonden Ringellocken auf die
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